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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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„wenn ich wach bleibe ... und mich nicht ablenken lasse. Ich will dich schließlich nicht an einen ehrlosen Tunichtgut verlieren.“
    Unsicher stand Victoria auf, stützte sich an Tisch und Stuhllehne und machte dann couragiert einen Schritt vorwärts. David bot ihr Halt, hüllte sie in den warmen Mantel und wollte ihr sogar den Hut aufsetzen. „Ich mochte das Ding sowieso nicht“, gab er nach einem vergeblichen Versuch auf, schleuderte ihn achtlos zur Seite und nahm Victoria auf den Arm.
    „Ich kann allein gehen, David“, protestierte sie, doch ihr Kopf fiel dabei schon gegen seine Schulter, und sie legte die Arme um seinen Nacken.
    „Sag das noch einmal“, bat er, während er sie vorsichtig die Treppe hinuntertrug.
    „Lass mich runter“, sagte sie laut gähnend.
    „Nein. Wie heiße ich?“ fragte er. Der Butler verzog keine Miene, als David an ihm vorbei über den Kiesweg zum Wagen ging. Vor der Kutsche stellte er Victoria auf den Boden. Sie schwankte und klammerte sich Halt suchend an David.
    „Wie heiße ich?“ wiederholte er seine Frage, während er sie in den Wagen hob.
    „Lord Courtenay“, lallte Victoria und wunderte sich, weshalb er ihr eine so dumme Frage stellte, anstatt sie mit seinem Kuss in einen Rausch zu versetzen. Ihr war unerträglich heiß. Entschlossen öffnete sie das Fenster, um die kühle Nachtluft hereinzulassen, und beobachtete, wie David, der zusammen mit den Kutschern bei den Pferden stand, den Hahn der Pistole spannte, prüfend durch den Lauf schaute und dann die Waffe in seine Manteltasche steckte. Angestrengt überlegte Victoria, wie sie in die Kutsche gekommen war. Dann fiel es ihr ein: Sie fuhr nach Hause - nach Mayfair, und David begleitete sie. Als er in den Wagen stieg und seufzend ihr gegenüber Platz nahm, sank sie beruhigt zurück in die Polster.
    „Es sieht so aus, als ginge es dir schon wieder besser“, stellte er fest, als er das geöffnete Fenster bemerkte.
    Ja“, antwortete sie steif und hielt sich am Sitz fest, als der Wagen anzog und ihr Oberkörper nach vorne schwankte.
    „Oh ...“, murmelte David so mitfühlend, dass Victoria trotz ihres Schwipses Schmetterlinge im Bauch verspürte.
    Lachend lehnte sich David zurück und streckte die Beine aus. Victoria sah hinaus in die Nacht und wunderte sich, wie schnell Pferde auch im Dunkeln laufen konnten. Nach einer Weile fragte sie sich allerdings, wie lange die Fahrt von Hammersmith nach Mayfair wohl dauerte. Es kam ihr vor, als seien sie schon weit außerhalb der Stadt.
    „Frierst du?“
    „Ein wenig.“
    David schloss das Fenster. Dann zog er Victoria neben sich auf den Sitz und legte den Arm um sie. „Ich kann dich nicht den ganzen Weg anschauen, Vicky“, sagte er zärtlich, während er ihren Versuch, sich zu befreien, abwehrte.
    „Du bist doch bald zu Hause“, sagte sie traurig.
    David streichelte sanft ihr Gesicht und bemerkte ihre verräterisch feuchten Wimpern. Plötzlich ruckte der Wagen, und David hielt Victoria ganz fest.
    „Bist du bald zu Hause?“ schluchzte sie und kuschelte sich eng an ihn.
    „Nicht eher als du, Liebes“, beruhigte er sie und küsste ihr schwarzes Haar. Seufzend lehnte er den Kopf zurück in die Polster. „Lass das, Vicky.“ Er hielt ihre Hand, die sich in den Falten seines Mantels auf Wanderschaft begeben hatte. „Nicht, dass ich das nicht mag ... aber ich könnte auf dumme Gedanken kommen.“ Zärtlich streichelte er mit seinem Daumen über ihre Handfläche, und Victoria kuschelte sich noch enger an ihn.
    „Kannst du dich noch daran erinnern, wie wir zusammen von Brighton in Wainwrights Kutsche gefahren sind? Tante Matilda hatte an jenem Abend recht kräftig dem Rebensaft zugesprochen.“
    Victoria seufzte glückselig.
    „Weißt du noch, was wir gemacht haben?“
    Sie zögerte, dann nickte sie fast unmerklich.
    „Sollen wir es jetzt auch machen?“
    Erschrocken riss Victoria die Augen auf. Natürlich erinnerte sie sich. Nie wieder war sie so oft und so lange geküsst, so aufreizend und zärtlich liebkost worden, so traurig gewesen, als er schließlich von ihr abließ -um ihretwillen, wie er damals gesagt hatte. Wie viele Male hatte er ihr geschworen, sie zu lieben ... sie immer zu lieben?
    „Nein“, lehnte sie vehement ab.
    „Weshalb nicht?“ fragte er vorsichtig.
    „Es ist anders ... nicht mehr das Gleiche“, lallte sie und versuchte dem unerträglichen Kopfschmerz Herr zu werden, der sie keinen klaren Gedanken fassen ließ und sie hinderte, sich aus

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