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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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weiß, Victoria. Gerade deshalb möchte ich, dass wir etwas essen.“ Er küsste sie vorsichtig auf die Stirn. „Komm ... ich möchte nicht die ganze Nacht fahren, ohne vorher etwas gegessen zu haben. Und du musst ja auch hungrig sein.“
    Victoria sah ihn nachdenklich an. Er benahm sich so ruhig, so freundlich und respektvoll.
    „Setz dich“, bat er liebevoll. „Deine Suppe wird kalt.“
    Zögernd nahm Victoria Platz. Währenddessen ging David zum anderen Ende des Tisches und schob sein Gedeck samt dem Silberbesteck über die polierte Tischplatte. Dann holte er seinen Stuhl sowie den Suppenteller, setzte sich neben Victoria und begann zu essen. „Köstlich ...“ Victoria kostete vorsichtig einen Löffel voll.
    „Französischer Koch ...“, erklärte David, als er ihre leise Zustimmung hörte. „Wie geht es deinem Vater? Und deiner Tante?“
    Victoria ließ David nicht aus den Augen, während sie den silbernen Löffel zum Munde führte. „Danke ... gut.“
    David füllte Wein in ein Kristallglas und schob es zu ihr hinüber. „Bitte ... es wird dir gut tun.“ Dann goß er sich selbst ein Glas ein und leerte den goldgelben Inhalt in einem Zug. Als sie die Suppenteller geleert hatten, läutete er und befahl dem Diener, den Fisch auszulassen und sofort das Hauptgericht zu servieren. Schweigend kam man seinem Befahl nach, wechselte beflissen Teller und Besteck. Als David ihre erstaunten Blicke bemerkte, erläuterte er: „Entschuldige die Eile. Eigentlich hatte ich ein geruhsames Essen zu zweit geplant.“
    Victoria nickte und sah schweigend zu, wie der Hauptgang, bestehend aus Rinderfilet und verschiedenen gedünsteten Gemüsen, serviert wurde. Kerzengerade saß sie auf ihrem Stuhl und überlegte, ob sie nicht besser die Flucht ergreifen sollte. Da hatte er geplant, erst höflich mit ihr zu dinieren und sie anschließend zu entehren. Was meint er eigentlich mit die ganze Nacht fahren ? fragte sie sich. Will er mich etwa begleiten?
    David schenkte Wein nach. Liebevoll streichelte er ihre rosige Wange. „Fühlst du dich nun besser?“
    Victoria brachte ein Lächeln zu Stande und stellte erschrocken fest, dass sie ihr Glas bereits geleert hatte. Aber das kühle prickelnde Getränk hatte ihr wirklich gut getan. Während sie sich weiter auf das schmackhaft zubereitete Essen konzentrierte, ließ sie ab und zu ihren Blick durch den Raum mit der getäfelten Decke schweifen, über die polierten Mahagonimöbel, die hohen Fenster mit den schweren Samtvorhängen und die farblich passenden Sitzmöbel. Das Haus war gewiss viel größer und kostbarer eingerichtet als das Haus, das ihr Vater in Hammersmith besessen hatte.
    „Hätte es dir gefallen, hier zu wohnen, Victoria?“
    Sie spürte, wie sie rot wurde, und nippte an ihrem Wein. Über den Rand des Glases sah sie ihn an.
    „Vergiss die Frage“, sagte er leise. „Es ist unwichtig ... wie deine Unschuld.“
    Als sie wieder verlegen an ihrem Wein nippte, fragte er: „Weißt du, was ich meine, Victoria?“
    Sie schüttelte den Kopf. Doch diesmal wich sie seinem Blick nicht aus.
    „Ob Jungfrau oder nicht, Victoria, ich würde dich nie verletzen. Ich hatte auch nicht die Absicht, hier zu bleiben. Ich wollte nur, dass du ein oder zwei Nächte in diesem Haus wohnst - als Strafe, dass du mich reinlegen wolltest -, und dann wollte ich dich wieder nach Hause bringen.“ Er lehnte sich zurück und zeigte in die Runde. „Dies hier ... ist nur Theater. Es war nur ein Spiel. Du hast gewonnen.“
    Victoria knallte ihr leeres Glas auf den Tisch. „Gewonnen ...?“ wiederholte sie. Der Wein zeigte seine Wirkung. Sie sah David nur verschwommen.
    „Du gewinnst immer ... so war es früher schon“, meinte er lachend.
    Sie nickte und griff verlegen wieder zu ihrem leeren Glas.
    „Ich glaube, du hattest genug, Victoria“, tadelte er sie liebevoll, während er nach dem Diener läutete.
    Es drehte sich alles in Victorias Kopf. Sie hörte, wie David befahl, den Reisewagen Vorfahren zu lassen, und sich entschuldigte und verschwand. Binnen kurzem kam er zurück mit ihrem Mantel und einer Pistole. Victoria blinzelte erschrocken. Sie sah zwar alles verschwommen, aber eine Waffe konnte sie erkennen, und die machte ihr Angst. „Wofür ist die denn ... ?“
    „Nur zur Sicherheit“, beschwichtigte er sie. „Es hat kürzlich einige Überfälle auf der Landstraße nach Cambridge gegeben. Aber mein Sekretär Bennet ist ein ausgezeichneter Schütze. Ich natürlich auch“, fügte er hinzu,

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