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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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KAPITEL
    Alexander Beresford plauderte mit Matilda und wartete geduldig, dass man zu Tisch bat. Als die Tür geöffnet wurde, drehte der Anwalt sich betont langsam um. Doch dann sprang er plötzlich auf. Der Schreck stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben, als er die imponierende Gestalt neben Victoria sah.
    „Lord Courtenay wird mit uns zu Abend essen“, verkündete Victoria stolz. „Darf ich dir Mr. Bereford vorstellen? Er ist...“
    „Ein sympathischer und ehrenwerter Mann ... ?“ Die Ironie war nicht zu überhören.
    „Er ist der Anwalt meines verstorbenen Mannes“, fuhr Victoria errötend fort. „Würdest du unseren Gästen etwas zu trinken anbieten, Tante Matilda?“
    Victorias inständige Blicke bekam Matilda gar nicht mit. Wie Beresford starrte auch sie David an, als sei er ein Geist. Doch dann hatte sie sich gefangen. „Wie schön, Sie wieder zu sehen, Lord Courtenay“, hieß sie ihn mit einem charmanten Lächeln willkommen.
    David verbeugte sich galant - ein wenig zu galant, wie Victoria besorgt bemerkte. Mit einem nochmaligen beschwörenden Blick zu ihrer Tante und der Bemerkung, dass sie der Köchin zur Hand gehen wolle, verschwand sie in Richtung Küche.
    „Leider haben wir noch einen weiteren Gast, Edith“, entschuldigte sie sich und legte das Kräuterbouquet auf den Küchentisch. „Holen Sie Wein, Samuel.“
    „Vielleicht sollte ich besser zum See gehen und angeln, damit wir etwas auf den Tisch bringen können, Ma’am.“
    „Das hättest du schon vor Stunden tun können“, nörgelte Edith.
    „Genug!“ fuhr Victoria dazwischen. „Danke, Samuel. Ein Fisch wäre gut.“
    „Irgendwo habe ich noch Stachelbeeren. Stachelbeersoße passt zu Forelle oder Hecht ...“, hörte man Edith murmeln, die in den Tiefen ihres Vorratsschranks zwischen den Einmachgläsern suchte.
    „Beryl, dann servieren Sie den Wein.“
    „Nein, Mrs. Hart. Sie gehen mit mir auf Ihr Zimmer, und ich suche Ihnen ein hübsches Kleid heraus und kämme Ihr Haar. Sally wird sich um den Wein kümmern.“ Die beiden jungen Mädchen nickten sich verschwörerisch zu.
    Victoria verstand die wohlmeinende Kritik. Ihr graues Kleid war zerknittert, und sie war sich sicher, dass ihre erdverschmierten Hände Spuren im Gesicht hinterlassen hatten, als sie sich die Tränen getrocknet hatte.
    „Hätte ich gewusst, dass sich alles zum Guten wendet, hätte ich doch diesen dicklichen Anwalt nicht zum Essen eingeladen. Ich wollte dir wirklich nur helfen, Vicky ... aber ... nun hast du ja selbst den richtigen Mann gefunden!“
    Victoria drehte sich abrupt auf ihrem Frisierstuhl herum. Unbeirrt fuhr Beryl fort, ihrer Herrin das schwarze glänzende Haar zu bürsten. „Oh, Tante ... dein Ehering! Du musst Beresford bitten, den Verkauf rückgängig zu machen. Wir kommen schon zurecht ...“
    „Ich weiß“, meinte die Tante mit einem hintergründigen Lächeln. „Meine alten Finger brauchen keinen Schmuck mehr. Ich hätte ihn zwar gerne als Erbstück für Justin aufgehoben ... aber es ist schon lange her ... viel zu lange ...“ Sie seufzte bekümmert und wechselte das Thema. „Du siehst bildhübsch aus.“ Zufrieden betrachtete sie ihre Nichte. Das lange schwarze Haar war elegant hochgesteckt, der Schnitt des lila Seidenkleides betonte ihren Busen.
    „Beeil dich! Ich möchte nichts von der interessanten Unterhaltung da unten missen. Der Viscount scheint keine allzu hohe Meinung von dem katzbuckelnden Anwalt zu haben. Und Beresford glaubt, Seine Lordschaft ließe die Sonne aufgehen. Spannend!“ Matilda zog ihre Nichte ungeduldig mit sich fort, während Beryl hinter ihnen herlief und sie noch mit einer Wolke von Rosenduft bestäubte. „Was gibt es zu essen?“ erkundigte sich Matilda auf den Weg nach unten.
    „Nicht viel ...“, gestand Victoria und wollte zur Küche eilen. Matilda hielt ihre Nichte zurück, schob sie in Richtung Salon und sagte mit strengem Blick zu der Zofe: „Beryl wird nach dem Rechten sehen.“
    „Es gibt da eine Geschichte, die mir vor einigen Jahren zu Ohren kam, Mylord.“ Es gelang Beresford nur schwer, Skepsis und Heuchelei zu verbergen. „Sie sollen den Sohn eines allseits bekannten Gentleman vor dem Ruin am Spieltisch gerettet haben? Stimmt es, dass Sie seinen Platz eingenommen und seine letzten zehn Züge in fünfzehnhundert Pfund verwandelt haben?“ Weder Beresford noch David hatten die Rückkehr der beiden Damen bemerkt. David, der mit dem Rücken zur Tür stand, beobachtete nachdenklich die

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