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Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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verkaufen können“, tönte eine gehässige weibliche Stimme hinter Victorias Rücken.
    Erschrocken drehte Victoria sich um. Die Frau aus dem Londoner Hafenviertel! „Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?“
    Die Unbekannte verschränkte die Arme über ihrem ausladenden Busen und sah Victoria verächtlich an. Mandelförmige grüne Augen, goldblonde Locken, die unter dem schwarzen Hut hervorlugten - die Fremde, die man auf Anfang dreißig schätzen konnte, war durchaus hübsch, wie Victoria insgeheim zugeben musste. Nur der mürrische Zug um die Mundwinkel störte sie.
    Plötzlich verstand Victoria. Die Frau war dem Viscount gefolgt! War auf Rache aus. Und noch etwas begriff Victoria: Wieder einmal hatte sie sich durch seine honigsüßen Worten täuschen lassen. Bebend vor Zorn ballte sie die Hände. „Der Viscount ist bereits in der Frühe abgereist. Versuchen Sie Ihr Glück in Mayfair.“
    „Danke für den Hinweis. Seine Lordschaft wird bestimmt nicht abgeneigt sein“, höhnte die Frau und maß Victoria mit abschätzigem B!ick. „Sie haben ihn ja nur eine Nacht befriedigen können.“
    Wütend sprang Victoria hoch. „Als Verwandter meines verstorbenen Mannes genießt der Viscount Gastfreundschaft in meinem Haus. Wenn Sie einen anderen Grund haben, als Lord Courtenay hier aufzulauern, dann sagen Sie es. „Und wenn nicht, verschwinden Sie! Dies ist Privatgelände ...“
    „Ich bin Petronella Vaughan ...“, sagte die Frau hochmütig. „Und...? Was heißt das? Sind Sie etwa eine der Kurtisanen des Viscount ... ?“
    Die Fremde unterbrach Victoria mit einem aufreizenden Lachen. „Kurtisane! Zugegeben, ich bin ehrgeizig ...“
    „Ihr Name sagt mir nichts“, fuhr Victoria sie an. „Ich bin selten in London und kenne den dortigen Klatsch nicht.“
    „Dann hören Sie zu ...“, schrie die Frau wütend und zeigte mit dem Finger auf Daniel Harts Grab. „Du schuldest mir ...“ Das quietschende Friedhofstor hinderte sie daran fortzufahren. „Wir sprechen uns noch“, drohte die Frau, schlug den Mantelkragen hoch und eilte den Hügel hinab in Richtung Ashdowne.
    Victoria ging nachdenklich den Kiesweg hinunter. Als sie nach einer Weile Alexander Beresfords lüsternen Blick wahrnahm, war sie sofort alarmiert. Auch Beresford wusste also Bescheid! Grußlos ließ sie den Anwalt am Tor stehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und rief ihm verärgert über die Schulter zu: „Wenn Sie mich sprechen wollen, Mr. Beresford, dann kommen Sie ins Haus.“
    „Ich kann mir vorstellen, weshalb Sie hergekommen sind, Mr. Beresford“, sagte Victoria, als sie zehn Minuten später dem Anwalt in der Bibliothek gegenübersaß. „Aber Sie bemühen sich vergeblich.“
    „Bestimmt nicht, Mrs. Hart. Ich bin sicher, dass wir uns einigen können. Ihre Tante übergab mir gestern einige Juwelen, die sie verkaufen will. Squire Lennox möchte den mit Diamanten besetzten Smaragdring für seine Frau erwerben.“
    „Das ist der Ehering meiner Tante!“ Victoria war schockiert.
    „So ...“, meinte Beresford gleichgültig. „Nun, Ihre Tante hat dem Verkauf gerade zugestimmt.“ Er machte eine kleine Pause. „Sie waren nur eine Nacht in London?“ fragte er mit einem verschlagenen Lächeln. „Ich hätte nicht erwartet, dass Sie so bald wieder zurück sind. Die Langeweile des Viscount wird langsam sagenhaft..."
    „Da Sie Ihre Geschäfte mit meiner Tante erledigt haben, möchte ich Sie nicht weiter aufhalten, Mr. Beresford.“
    „Oh, Ihre Tante war so freundlich, mich zum Abendessen einzuladen. Eine kleine Feier zum Verkauf des Smaragds. Wenn meine Zusage Sie ...“
    Victoria entschuldigte sich errötend und eilte in die Küche. Besorgt überlegte sie, dass die Vorräte kaum für die Familie reichten, geschweige denn für einen unwillkommenen Gast. „Weshalb ist nicht angeheizt? Warum steht das Essen nicht schon auf dem Herd? Wo sind die Küchenmädchen“, fuhr sie die Köchin Edith an, die am Tisch saß und Tee trank.
    Die Köchin schüttelte verdrossen ihr graues Haupt. „Ich warte auf Samuel. Wollte mir Fisch vom See bringen oder ein Huhn ... Was soll ich machen, wenn er nicht auftaucht? Und Mrs. Sweeting sagt auch noch, dass ein Gast da ist. Wissen Sie, Mrs. Hart, am liebsten würde ich mir eine neue Stelle suchen.“
    Victoria legte der Köchin beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Ist das Gemüse vorbereitet?“
    Edith nickte.
    „Haben wir Obstkuchen oder einen anderen Nachtisch?“
    Edith nickte wieder.
    „Also fehlt uns

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