Herz in Not
schließlich heiser ab.
„Können wir wirklich schon so bald heiraten? Weis soll ich anziehen?“
„Victoria ...“, drohte er leise. „Es gibt etwas, was ich erst von dir hören möchte, sonst heirate ich dich nicht ...“ Sie sah ihn so erschrocken an, dass er sofort einen Rückzieher machte. „Gut, ich gebe zu, das ist übertrieben, aber dennoch ... ich möchte von dir hören ...“
„Ich liebe dich, David“, flüsterte sie. „Ich liebe dich unendlich. Und ich bin so dankbar.“
Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr in die strahlenden Augen. „David hätte genügt ... du liebst mich wirklich? Trotz meines liederlichen Lebenswandels? Nicht aus Mitleid oder Dankbarkeit? Du liebst mich immer noch?“ Ungläubig, mit fast kindlichem Staunen streichelte er ihr Gesicht. Und endlich löste sich auch bei Victoria die innere Anspannung. „Natürlich liebe ich dich“, schluchzte sie. „Ich habe dich immer geliebt, David ... immer. Selbst damals in jenen dunklen Tagen, als ich mir geschworen habe, dich zu hassen, weil du mich verlassen hast...“
Ein feuriger Kuss beendete ihre beteuernden Worte. Doch als bereue er seine rohe Leidenschaft, hielt er inne und berührte nur zart ihre zitternden Lippen. „Ich werde mich daran gewöhnen, David“, versuchte sie ihn zu trösten, als sie merkte, wie er sich quälte. „Um ehrlich zu sein, es hat mir gefallen ...“
Und wieder küsste er ihren Mund, doch dieses Mal so zärtlich, so verführerisch, dass ihre Knie weich wurden. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, und er fasste sie um die Taille. „War das besser?“ murmelte er verliebt. „Ich glaube, Vicky, ich sollte jetzt besser gehen“, sagte er, und seine Augen straften ihn Lügen.
Victoria klammerte sich fester an ihn - mit weiblicher Verführungskraft suchte sie ihn zu halten.
„Ich kann nicht bleiben ... es wäre eine Folter“, erklärte er, während er sich von ihr befreite. „Nur unter einer Bedingung würde ich bleiben ... wenn ich bei dir schlafen könnte ...“
Victoria sah ihn erschrocken an. „Aber ...“
„Siehst du ...“, meinte er und nahm sie tröstend in den Arm. Eine
Weile verharrten sie so, eng umschlungen genossen sie ihr Glück. Dann drehte David Victoria herum und steuerte mit ihr zur Tür.
In der Halle flackerten die Kerzen in den Wandleuchtern und warfen unheimliche Schatten. Vor der schweren Eichentür blieb David stehen. Spitzbübisch wollte er sich mit einem flüchtigen Kuss verabschieden, aber Victoria versuchte schüchtern, einen Kuss auf seine Lippen zu drücken - ein übermütiges Spiel, mit dem sie sich früher immer verabschiedet hatten. „Kommst du morgen wieder?“ fragte sie plötzlich ganz ernst.
Er sah ihr tief in die Augen. „Soll ich?“
,Ja. Und komm früh, dann können wir mittags draußen am See picknicken.“
„Willst du mir Hartfield zeigen?“
Victoria nickte.
„Warum hast du gedacht, ich hätte dich verlassen, Vicky?“ fragte David nachdenklich und legte ihr zugleich seinen Finger auf den Mund. „Nicht jetzt. Nichts soll uns diesen Abend verderben ...“ Und um sie wieder aufzuheitern, fuhr er fort: „Über unseren zukünftigen Wohnsitz müssen wir auch reden.“ Er küsste sie, um ihre Neugier zu stillen. „Morgen. Im Moment bist du im Vorteil. Verlieren ist etwas, woran ich nicht gewöhnt bin.“
Victoria umarmte ihn, fuhr verführerisch mit ihrer Zungenspitze über seine Lippen - so wie sie es gerade gelernt hatte - und David konnte ihr nicht widerstehen. Er küsste sie leidenschaftlich.
Doch diesmal war sie diejenige, die sich als Erste wieder unter Kontrolle hatte. „Sicher wirst du dich daran gewöhnen zu verlieren, David“, neckte sie ihn und ging zur Treppe.
Lautes Geschrei schreckte Victoria auf. Ungehalten schlug sie die Bettdecke beiseite, rannte im dünnen Batistnachthemd und auf nackten Füßen zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Heller Sonnenschein begrüßte sie.
Ärgerlich rieb sie sich die Augen. Wieder einmal hatte sie verschlafen, und wieder einmal begann ein Tag mit Chaos! Das Federvieh schien entfleucht zu sein - denn drunten im Garten rannte Samuel mit ausgebreiteten Armen in Richtung Küche.
Schnell streifte Victoria sich den fadenscheinigen Morgenrock über und lief mit offenen Haaren die Treppe zu den Dienstbotenquartieren hinunter. Wütend stürzte sie in die Küche. „Was soll dieser Krach? Was ist denn nun schon wieder passiert...?“ Der Anblick ihres Verlobten -in der Hand die
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