Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herz in Not

Titel: Herz in Not Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
Vom Netzwerk:
Wahrheit, Vicky. Wäre dieses verdammte Frauenzimmer nicht hier aufgetaucht, hättest du nie davon erfahren müssen. Erst als ich Daniel Harts Finanzen ordnete, kam ich hinter diese Liaison. Ich fand Zahlungsaufforderungen wegen Petronellas unbezahlter Schneiderrechnungen.“ David wollte nicht ins Detail gehen, da der Gläubiger der Vater einer seiner ehemaligen Geliebten war.
    Victoria sah David entsetzt an. Die Enthüllung über die Geliebte ihres verstorbenen Mannes verletzte sie.
    „Petronella ist die Geliebte von vielen Männern in London und Hertfordshire, aber ich war nicht unter den Narren“, erklärte David ärgerlich. „Es war eine platonische Ehe ... weshalb macht dir seine Geliebte Angst? Naiv, anzunehmen, er hätte wie ein Mönch gelebt.“
    „Ich bin nicht naiv!“ Der väterliche Ton machte sie noch wütender. „Ich vermutete schon, dass Daniel ... Freundinnen hatte. Ganz bestimmt habe ich nicht erwartet, dass er wie ein Mönch lebt...“
    „Mönche ... dein Vater erwähnte etwas sehr Seltsames ... vor sieben Jahren will er dich zu den Nonnen nach Baidock geschickt haben ...“ „Das stimmt“, flüsterte Victoria. Mit Schrecken erinnerte sie sich an das kalte gotische Gemäuer, den feuchten muffigen Geruch und die dunklen unnahbaren Nonnen. Seine Tochter sei der Sünde verfallen, hatte Charles Lorrimer den Schwestern erzählt. Zwei Wochen war sie in einer spartanischen Klosterzelle eingesperrt gewesen. An Kälte und Hunger hätte sie sich gewöhnen können, aber die völlige Stille, das Fehlen von menschlicher Wärme und Trost hätten sie beinahe zerbrochen. Sie nahm sich zusammen. „Zuerst verbannte mich Papa in unser Haus in Ware. Als er dann herausfand, dass ich dich nicht aufgeben wollte, schickte er mich nach Baidock. Aber was soll’s? Damals, als ich dich um Hilfe gebeten habe, hat es dich nicht interessiert. Du hast nicht einmal auf meine Briefe geantwortet.“
    Kreidebleich im Gesicht riss David sie an sich. „Briefe? Nach deiner
    Abreise habe ich nichts mehr von dir gehört. Kein einziges Wort! Kaum einen Monat später hast du diesen alten Mann geheiratet. Ich liebte dich! Ich hatte es dir geschworen. Du musstest doch wissen, dass ich Geld brauchte, wenn ich noch einmal um deine Hand anhalten wollte.“ Sie sahen einander in die Augen und wussten, dass sieben Jahre lang einer beim anderen die Schuld gesucht hatte.
    „Nur ein winziges Zeichen von dir, und ich hätte gewartet. Gestern hast du mich gefragt, weshalb ich glaubte, du hättest mich verlassen. Nun, ich hatte dir geschrieben, dass ich dir überall hin folgen würde ...“ Victoria lachte bitter. „Damals war ich unendlich verliebt. Ich vertraute dir, für dich hätte ich alles aufgegeben ... meine Familie, meine Freunde und meinen guten Ruf. Aber ich erhielt keine Antwort, und dann berichtete man mir, dass du durch Europa reist. Ich war vergessen, und du hattest deinen Spaß mit einer anderen.“ Schluchzend sprach sie weiter: „Dem Klatsch, dass du herzlos und lasterhaft seist, habe ich nie geglaubt .... Erst seit kurzem ... “
    „Glaubst du es“, beendete er ihren Satz so unbeherrscht, dass Victoria unwillkürlich zurückschreckte. „Ich schwöre bei Gott, Vicky, vor meiner Abreise habe ich keinen Brief von dir erhalten. Und Spaß ...“ Er zog das Wort amüsiert in die Länge. „Ich will dir erzählen, wie fröhlich ich meine Zeit verbracht habe! Als Agent für Wellington! Mein Auftrag war, einen General aus französischer Gefangenschaft zu befreien. Tot oder lebendig, denn er besaß Geheiminformationen. Drei Offiziere hatten die Mission schon erfolglos beendet. Den letzten hatten die Franzosen in Stücken ins Lager der Alliierten zurückgesandt. Es war also ein makabres Spiel. Kämpfen war damals das Einzige, worauf ich mich wirklich verstand. Und ich brauchte Geld - viel Geld, damit dein Vater mich nicht wieder abweisen konnte. Ich wollte dich kaufen ... das war der Ausweg.“ Er strich sich übers Kinn und sah nachdenklich in die Feme. „Der Lohn war gigantisch ... zehntausend Pfund ... es war ein Himmelfahrtskommando ... niemand, nicht einmal Richard, hielt es für möglich, dass ich es schaffen würde. Nur ich war mir ganz sicher.“ Leise sprach er weiter. „An dem Tag, an dem wir wieder in Dover landeten, erfuhr ich von Richard, dass du geheiratet hattest.“ Er schwieg gedankenverloren. „Hast du sie selbst zur Post getragen? Die Briefe?“
    Victoria wurde kreidebleich. „Nein ...“, flüsterte sie.

Weitere Kostenlose Bücher