Herz ist Trumpf
Einlass, und wenn Sie ihn nicht hinauswerfen, werde ich seine und Ihre Schande in den Zeitungen veröffentlichen.
Zweifeln Sie nicht an mir, ich versichere Ihnen, ich meine, was ich sage, und Sie werden dafür bezahlen müssen.
Ihr Diener,
Ein Freund der Wahrheit und Gerechtigkeit“
Ah, dachte sie grimmig, das angemessene Ende für einen vollkommen verdorbenen Tag. Die Nachricht stammte von denselben Absender wie die vorherige; die elegante Handschrift war unverkennbar. Aber am Hazard-Tisch hatte sie bereits jede mögliche Maßnahme ergriffen, um einen Betrug zu unterbinden.
Was sie viel mehr beunruhigte, war, dass der Verfasser sie als seine „liebe Mistress Penny“ angesprochen und dieses Mal nicht nur Penny House, sondern auch ihr persönlich gedroht hatte. Der Stein war mit Absicht durch die Fensterscheibe geworfen worden, und dieser Umstand machte ihr Angst. Ihre Hände zitterten, und sie bekam Herzklopfen, wenn sie daran dachte, was alles hätte geschehen können.
Weshalb hatte sie ihren Stolz und ihre Verärgerung über ihre Vernunft siegen lassen und mitten in der Nacht die dunkle Gasse überquert, statt sich von Guilford zur Eingangstür begleiten zu lassen, wo ein Lakai sie erwartet hätte, damit sie sicher ins Haus gelangte?
Jemand klopfte am Hintereingang. Rasch stopfte sie die Nachricht in ihren Ärmel und griff nach dem Backstein, um sich notfalls zu verteidigen. Durch das Fenster war der Umriss des Mannes, der draußen stand, kaum auszumachen, also hielt sie die Kerze dicht an die zerborstene Scheibe, damit sie sein Gesicht sehen konnte.
„Guilford!“ Sie eilte zur Tür, entriegelte sie und riss sie auf. „Gott sei Dank, Sie sind es!“
„Was ist los?“ Sein Blick fiel auf den Backstein in ihrer Hand und dann auf das zerbrochene Fenster. „Ihre Rührseligkeit macht mich natürlich glücklich, aber hatten Sie Ihren Schlüssel vergessen, meine Liebe, oder gehört Einbruch jetzt ebenfalls zu Ihrem Handwerk?“
Amariah holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Vor Erleichterung war ihr beinahe schwindelig. „Jemand hat das Fenster eingeschlagen. Die Scheibe war zerbrochen, als ich hereinkam. Schauen Sie, diese Nachricht war um den Backstein gewickelt.“
Sie gab Guilford den anonymen Brief. „Er hätte Ihnen auflauern können, Amariah“, sagte er scharf, als er ihn gelesen hatte. „Sie hätten verletzt oder sogar getötet werden können.“
„Aber das ist nicht passiert.“ Amariah schlug einen entschlossenen Ton an, wie um sich selbst und ihn zu überzeugen. Wieder holte sie Luft. „Er war schon fort, als ich hereinkam, und die Tür war abgesperrt. Ich bin in Ordnung, wirklich. Es ist kein Schaden angerichtet worden.“
Guilfords Gesichtsausdruck war ungewöhnlich ernst. „Sie müssen sofort die Wache rufen und den Vorfall morgen früh den Konstablern melden.“
„Keine Konstabler, keine Wache“, erklärte sie bestimmt. „Penny House kann sich keinen Skandal leisten, Guilford, und genau das würde dabei herauskommen, wenn wir die Behörden hinzuziehen. Als Clubmitglied verstehen Sie sicher, um welches Risiko es geht. Und abgesehen von dem zerbrochenen Fenster wurde ja kein Schaden angerichtet.“
„Heute Abend nicht“, räumte er finster ein.
„Weder heute noch sonst irgendwann.“ Amariah straffte sich entschlossen. „Ich kann auf mich aufpassen.“
„Sie sind doch eine vernünftige Frau, Amariah.“ Guilford schüttelte den Kopf. „Wenn Sie nicht wollen, dass Ihnen am Ende der Lauf einer Pistole gegen die Schläfe gedrückt wird, dann rufen Sie die Wache.“
Amariah schloss die Augen und rang um Fassung. Sie war ohnehin schon angespannt genug, und nun verfolgte sie diese entsetzliche Vorstellung. Sie konnte das kalte Metall an ihrer Haut beinahe spüren …
„Amariah?“, hörte sie den Duke fragen, als sie zu schwanken begann.
Sie fiel keineswegs anmutig oder würdevoll in Ohnmacht, sondern klappte einfach zusammen, die Beine gaben unter ihr nach, und dann wurde sie von Guilford aufgefangen.
„Machen Sie sich keine Sorgen, mein Liebling“, beruhigte er sie. „Es geht Ihnen gleich wieder gut. Schauen Sie mich an. Sehen Sie? Es ist nur Ihr unverschämter alter Freund Guilford, sonst niemand.“
„Ich bin völlig in Ordnung“, protestierte sie schwach und versuchte, ohne Hilfe zu stehen. „Dass mir ein wenig blümerant ist, liegt nur an meiner Müdigkeit und dem Wein.“
„Oh ja, der Wein.“ Guilford wirkte sichtlich beunruhigt, und das war ein
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