Herz ist Trumpf
an meinen Schuhen aufgefallen sind.“
Sie lachte und konnte sich endlich über ihren Triumph freuen. „Er wird es nicht wagen, dich noch einmal zu befragen.“
Guilford blieb ernst. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass dieser dämliche Konstabler seinen Mund halten wird?“
Ihr Lächeln erstarb. „Nicht einen Moment“, gab sie zu und rieb sich die Stelle, an der die Schiene Druckspuren hinterlassen hatte. „Er ist ein Mann, oder nicht?“
Guilford warf Schiene und Verband auf den Sessel hinter ihr. „Du kannst nicht alle Männer über einen Kamm scheren, Amariah.“
Sie sah ihn unter halb gesenkten Wimpern hervor an und versuchte abzuschätzen, in welcher Stimmung er war. „Das entscheide ich, nachdem ich morgen den Tattle gelesen habe.“
Ein Blick in seine Augen sagte ihr, wie unpassend ihre Bemerkung gewesen war.
„Falls irgendetwas hierüber im Tattle steht, ist es nicht von mir“, erklärte er erbost. „Ich habe dir gesagt, ich tue es für dich und für Penny House. Jammerschade, dass du mir nicht glauben kannst. Was mich unweigerlich zu der Frage bringt, wie du zu mir stehst, meine Liebste.“
Dieses ‚Liebste‘ war kein Kosewort, und Amariah wusste es. „Wir … wir sind kein Liebespaar, Guilford, egal was andere denken mögen.“
Er kam einen Schritt auf sie zu. „Ich möchte die Wahrheit von dir hören. Empfindest du wirklich nichts für mich?“
Sie wich seinem forschenden Blick aus, sah zu Boden und gab keine Antwort.
„Du schweigst, Amariah?“
„Weil ich nicht weiß, was ich für dich fühle“, entgegnete sie leise. Sie verstand seine Entrüstung. „Ich weiß es nicht, Guilford.“
„Verdammt, Amariah, es sollte dir nicht so schwerfallen, es herauszufinden.“
„Es ist aber so“, erwiderte sie bedrückt. „Ich weiß, dass es Gerede geben wird. Und wenn ich meinen Ruf verliere, dann leidet auch das Ansehen des Clubs. Du kannst sicher sein, dass jeder Gentleman, der heute Abend zur Tür hereinkommt, mich – und damit auch Penny House – mit anderen Augen betrachten wird. Sie werden sagen, dass ich nicht besser bin als eine Schauspielerin vom Haymarket, die Gentlemen in ihrem Ankleidezimmer unterhält.“
„Nicht, wenn du mit mir zusammen bist“, erklärte er zuversichtlich. „Das würden sie nicht wagen.“
„Du weißt, wie die Gesellschaft ist, Guilford“, widersprach sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte. „Man wird dich als den Mann preisen, dem es gelungen ist, meine Gunst zu gewinnen, während man mich bestenfalls dafür rühmen wird, dass ich meinen Preis so hoch angesetzt und mich an einen Duke verkauft habe.“
„Hör nicht auf das Gerede“, bat er sie inständig und zog sie an sich. „Du bist eine unabhängige Frau mit eigenem Auskommen. Was andere sagen, spielt keine Rolle.“
Sie legte die Handflächen gegen seine zerknitterte Weste und versuchte, nicht an die vergangene Nacht zu denken und nicht in Tränen auszubrechen.
„Natürlich spielt es für dich keine Rolle“, sagte sie und wusste, es würde das letzte Mal sein, dass er sie in den Armen hielt. „Du bist der Duke of Guilford. Nichts kann dir etwas anhaben. Mir bleibt nur, über das Gerede erhaben zu sein, es nicht zu beachten und dem Tratsch keine weitere Nahrung zu liefern.“
„Amariah, das ist das Lächerlichste …“
„Nein, Guilford, bitte.“ Sie legte ihren Finger auf seine Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Verzeih mir, aber es geht nicht anders. Ich darf mich nie wieder mit dir außerhalb des Clubs sehen lassen, und selbst in Penny House werde ich Abstand zu dir halten müssen.“
Er umfasste ihre beiden Hände, hob sie an seine Lippen und begann sie innig zu küssen. „Komm mit mir, Liebling, und du brauchst dir nie wieder Gedanken um andere Leute zu machen. Wie können so viel Spaß miteinander haben.“
Für einen Augenblick schloss sie die Augen, während er jede einzelne ihrer Fingerspitzen küsste. Er war freundlich und unbesonnen und voller Charme; der erste Mann, den sie kannte, der sie gleichzeitig zum Lachen und zum Seufzen brachte, und der erste Mann, der so kühn gewesen war, ihr echte Zärtlichkeit zu zeigen. Er war aber auch ein Mann von hohem Rang, großem Einfluss und enormem Reichtum, und sie hatte, seit sie in London lebte, genug Erfahrung gesammelt, um zu verstehen, was ein Mann meinte, wenn er von Spaß haben sprach: Zuneigung, Begehren, Leidenschaft, Freundschaft, aber keine Liebe.
Er bat sie, seine Geliebte zu
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