Herz ist Trumpf
hervor.
Der Konstabler ließ sich nicht beirren. „Weshalb sollte Seine Gnaden hier heraufkommen, außer um Ihre Gesellschaft zu suchen?“
„Ich kann es Ihnen nicht sagen.“ Amariah zog die Schultern hoch. „Aber ich war äußerst dankbar, dass er kam.“
Green nickte. Er dachte einen Moment nach und lächelte sie an. „Sie begrüßen jedes Ihrer Clubmitglieder persönlich?“
„Richtig“, antwortete Amariah vorsichtig. Sie fragte sich, worauf Green hinauswollte. „Es gehört zu meiner Rolle als Besitzerin und Gastgeberin von Penny House, jedes unserer Mitglieder und seine Vorlieben zu kennen.“
„Dann können Sie mir gewiss sagen, Miss Penny“, Green machte eine wirkungsvolle Pause, „ob Seine Gnaden der neuen Mode, die lange Hosen für Gentlemen vorschreibt, folgt oder ob er am Abend immer noch Kniehosen und Strümpfe trägt?“
„Verdammt, bilden Sie sich selbst ein Urteil.“ Die Schlafzimmertür wurde aufgerissen, Guilford marschierte in den Salon und stellte sich neben Amariahs Sessel. „Es tut mir leid, Miss Penny, aber ich konnte Sie einem solchen Verhör nicht länger aussetzen. Wenn dieser neugierige Schuft mir Fragen zu stellen hat, soll er Manns genug sein und sie mir persönlich stellen!“
Amariah wagte nicht, zu Guilford aufzublicken. Er trug zerknitterte Abendkleidung und war unrasiert. Es stand außer Frage, dass er die Nacht bei ihr verbracht hatte, und die Tatsache, dass sie nur in ihr Nachtgewand und eine Tagesdecke gehüllt war, verriet, dass sie eben erst das Bett verlassen hatte. Sie war ruiniert, und jeder im Raum Anwesende wusste es.
„Euer Gnaden, das ist Mr. Green, der Konstabler für diese Gemeinde“, sagte sie so gleichmütig wie möglich. „Mr. Green, Seine Gnaden, der Duke of Guilford.“
„Es ist mir eine Ehre, Euer Gnaden.“ Der Konstabler verbeugte sich. „Aber meine Augen haben mir meine letzte Frage bereits beantwortet. Sie bevorzugen Strümpfe und Kniehosen.“
„In der Tat“, entgegnete Guilford scharf. „Ebenso wie zehntausend andere Herren und Diener in dieser Stadt.“
„Richtig, Euer Gnaden“, gab Green zurück. „Aber Miss Penny konnte nur diese Angaben machen, und ich muss von dem ausgehen, was sie ausgesagt hat.“
„Und da fällt Ihnen nichts Besseres ein, als mich zu verdächtigen?“, wollte Guilford ungläubig wissen. Sein Gesicht war wie versteinert vor Zorn. „Machen Sie sich klar, wer ich bin und was mir meine Ehre gebietet. Und dann erklären Sie mir, weshalb es anrüchig ist, dieser Dame zu Hilfe zu kommen.“
„Bitte, Euer Gnaden.“ Amariah legte Guilford die Hand auf den Arm. „Wir brauchen Mr. Greens Anschuldigungen keinen Wert beizumessen. Sie beruhen auf Mutmaßungen und Verdächtigungen und nicht auf der Wahrheit.“
„Verzeihen Sie, Miss Penny“, wandte Green ein, „aber die Umstände legen einen anderen Schluss nahe.“
„Das mag so sein Mr. Green“, erwiderte sie, „doch tatsächlich war es so, dass ich Angst davor hatte, alleine zu sein, und Seine Gnaden tat mir freundlicherweise den Gefallen, mich durch seine Anwesenheit zu beruhigen.“
„Wenn Sie es sagen, Miss Penny.“ Genau wie sie es erwartet hatte, glaubte der Konstabler ihr kein Wort.
„Sie sagt es“, donnerte der Duke, „und ich ebenfalls. Es sei denn, Sie möchten mein Ehrenwort infrage stellen, Green.“
„Mr. Green tut nur seine Arbeit, Euer Gnaden.“ Wieder legte Amariah beruhigend ihre Hand auf Guilfords Arm. Sie lächelte den Konstabler gewinnend an und warf Guilford einen verschwörerischen Blick zu.
„So wie es bei meiner Arbeit unerlässlich ist, dass ich große Aufmerksamkeit auf die Vorlieben meiner Clubmitglieder richte“, wandte sie sich dann an den Konstabler, „ist eine genaue Beobachtungsgabe sicher eine unerlässliche Fähigkeit in Ihrem Beruf, Mr. Green.“
„So ist es, Miss Penny.“ Der Konstabler nickte gewichtig und hielt sein Notizbuch hoch. „Hier zeichne ich alles auf, was ich beobachte. Wie diese Schubladen dort ausgeschüttet wurden, zum Beispiel. Oder welche Gegenstände fehlen. Und wie Sie verletzt wurden. Jede Einzelheit ist wie ein Teil eines großen Puzzles, Miss Penny, und auch wenn sie zunächst ganz unbedeutend erscheint, kann sie sich als höchst wichtig erweisen.“
Wieder lächelte Amariah gewinnend. „Wie die Schuhe und Strümpfe des Schurken?“
„Es steht alles hier drin, Miss Penny.“ Mit selbstgefälliger Miene schlug Green das kleine Notizbuch auf und suchte nach dem Eintrag.
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