Herz nach Maß (German Edition)
Verstand nicht länger vor Lust vernebelt und er begann, vor Schock zurückzuweichen. Luke beobachtete ihn aus schmalen Augen. Sein eigener Schwanz beulte immer noch seine Hose aus.
»Mach's mir«, flüsterte Luke eindringlich. »Lass mich auch kommen.« Er packte Jacks Hand und drückte sie auf seine Erektion. Jack zog sie zurück. Inzwischen fühlte er sich nicht mehr betrunken. Er schämte sich.
»Luke, nein. Ich kann nicht.«
»Natürlich kannst du. Ist ganz leicht. Komm schon. Ich hab's dir gemacht. Mach's mir. Daran ist nichts Falsches. Es ist nicht falsch, wie wir füreinander fühlen.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest. Wir fühlen nicht so füreinander. Wir sind Freunde. Kumpel. Das ist alles, was wir immer waren. Ich habe keine Ahnung, was zum Teufel hier gerade passiert ist, aber das war ganz sicher nicht geplant.«
Einen Moment lang hielt Luke seinem Blick stand, dann sah er mit einem Ruck zur Seite, das Gesicht hochrot angelaufen. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du hast dir nicht so viele Gedanken darüber gemacht, während ich deinen Schwanz in der Hand hatte.« Sein Tonfall klang spöttisch, obwohl Jack selbst damals wusste, dass er dahinter nur den Schmerz der Zurückweisung verstecken wollte.
Hitzig fuhr er fort: »Du willst die Wahrheit nur nicht sehen, Jack. Das hast du schon immer getan, wenn es um uns ging. Ich dachte, wenn du älter wirst – insbesondere jetzt, da wir diese Scheißstadt endlich hinter uns lassen können –, könnten wir ehrlich zueinander sein. Ehrlich zu uns selbst. Schätze, ich war ein Idiot, das anzunehmen. Du bist genauso verklemmt und festgefahren wie all die anderen Arschlöcher.«
Tief getroffen konterte Jack: »Ich habe keine Ahnung, wovon zur Hölle du sprichst. Wir haben beide Freundinnen. Und jetzt plötzlich sollen wir schwule Lover sein? Das glaube ich nicht.«
»Verschwinde! Hau ab! Lass mich einfach allein.« Lukes Stimme war hart, seine Augen glänzten von unvergossenen Tränen. In diesem Moment wusste Jack, dass sie nie wieder Freunde sein konnten. Schweren Herzens und vollkommen durcheinander verließ er Lukes Haus. Er hatte nie jemandem erzählt, was geschehen war.
In der nächsten Nacht hatte er mit Emma geschlafen, hauptsächlich – wie er mittlerweile wusste –, um sich selbst zu beweisen, dass er hetero war. Unglücklicherweise, obwohl er sich aus ihr zurückgezogen und sie ihm versichert hatte, dass es die falsche Zeit des Monats war, hatte dieses eine Mal gereicht, damit sie schwanger wurde. In diesem Augenblick war der Kurs seines weiteren Lebens festgesetzt worden. Er hatte das Richtige getan – oder das, was damals das Richtige gewesen zu sein schien.
Den letzten Monat auf der Schule war ihm Luke aus dem Weg gegangen und gleich nach der letzten Klausur nach Europa abgehauen. Er war nicht einmal bis zur Abschlussfeier geblieben. Das war das letzte Mal gewesen, das er ihn gesehen hatte.
Jack hatte es geschafft, Luke aus seinem Gedächtnis zu streichen und damals sogar den kompletten Vorfall tagelang auszublenden. Er war hetero, er würde bald heiraten, er würde Vater werden. Wie sein eigener Vater unverblümt sagte, als er ihm gestanden hatte, dass Emma schwanger war, hatte er seine Entscheidung mit seinem Schwanz getroffen. Und jetzt würde er den Rest seines Lebens den Preis dafür zahlen.
Jack war in dem Glauben aufgezogen worden, dass Männer stark waren. Sie bewältigten das, was das Leben ihnen entgegenschleuderte, stoisch und mit Fassung. Was auch immer ihren Weg kreuzte, nahmen sie auf sich und kamen irgendwie damit zurecht. Gefühle kamen nicht dazwischen. Richtige Männer waren niemals Opfer ihrer Ängste oder Sorgen. Oder hatten Gelüste, Sehnsüchte, Verlangen oder Bedürfnisse.
Was für ein Haufen Scheiße das war. Was für eine Lüge. Er hatte erst seine eigenen Söhne großziehen müssen, um zu erkennen, wie albern und unterentwickelt so eine Macho-Einstellung sein konnte.
Wenigstens hatte er seine Söhne dazu ermutigt, sich offen zu zeigen und auszudrücken. Er hatte ihnen nie gesagt, dass große Jungs nicht weinen, so wie seine Eltern ihm eingeimpft hatten, als er klein, schutzlos und verängstigt gewesen war.
Jack atmete den süßen Geruch des Sägemehls ein und seufzte. Ein Träne lief seine Wange hinunter. Ja, er hatte den Preis für diese eine Nacht gezahlt. Er hatte ihn tausendmal gezahlt. Trotzdem war es kein schlechtes Leben gewesen. Sie hatten zwei wundervolle Söhne großgezogen.
Auf
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