Herz nach Maß (German Edition)
ihre Art und Weise waren Emma und er glücklich gewesen. Nein, zwischen ihnen war niemals ein Feuerwerk ausgebrochen. Sein Herz hatte nie so gehämmert wie bei Luke, als der ihn geküsst hatte. Aber er hatte das Richtige getan.
Doch jetzt lagen die Dinge anders, oder nicht? Er hatte keine Kinder mehr, die er unterstützen, keine Ehefrau, der er treu sein musste. Er war ein freier Mann. Sein eigener Herr. Er konnte tun, was er wollte, solange er dabei diskret vorging.
War er letzten Endes doch noch dazu bereit, die Möglichkeiten zu erforschen, die Luke vor so langer Zeit versucht hatte, ihm näherzubringen? Konnte er den Mut aufbringen, sich einem anderen Mann so zu öffnen? War Will dieser Mann?
Langsam setzte er sich auf und wischte sich die Tränenspur von der Wange. Mit den Fingern fuhr er sich durch sein dichtes Haar und seufzte. Er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes tun sollte.
»Wenn du nicht weißt, was du tun sollst«, pflegte seine Mutter immer zu sagen, »dann tu einfach nichts.«
Für den Moment schien das ein weiser Ratschlag zu sein. Er würde ins Bett gehen und wenn er aufstand, würde er die Dinge vielleicht schon viel klarer sehen.
***
Will erwachte mit einem Ruck. Sein Körper schoss als Antwort auf einen nur noch halb bewussten Traum in die Höhe. Er saß in seinem Wohnzimmer. Mit einer Hand umklammerte er noch immer sein leeres Cognacglas. Nachdem er Jack weggeschickt hatte, hatte er sich weiter viel zu viel Cognac eingeschenkt und alles ausgetrunken, während er sich die ganze Zeit selbst verflucht hatte.
Ich hatte ihn. Er hat eine Hand nach mir ausgestreckt. Und ich hab ihm einen Korb gegeben. Ich hab ihn nach Hause geschickt, als wären wir Figuren in irgendeiner idiotischen, romantischen Komödie aus den Fünfzigern. Doris Day und Rock Hudson. Jetzt wird er nach Hause gehen, ausnüchtern und Gott dafür danken, dass er der Situation entkommen konnte. Ich werde nie wieder von ihm hören. Ich bin so ein beschissener Vollidiot.
Will seufzte und presste die Hände an seinen Kopf, der dumpf pochte. Behutsam stand er auf und ging in die Küche. Er goss sich ein Glas Wasser aus dem neuen Wasserhahn ein, den Jack mit ausgesucht hatte, und stand schweigend da, während er den Raum bewunderte.
Jack war mehr als ein Handwerker, mehr als ein Zimmermann. Er war ein Künstler. Der Raum war elegant, funktional und etwas fürs Auge. Niemand würde den stämmigen, maskulinen Jack ansehen und dabei vermuten, dass er zu so etwas fähig war. Will fiel auf, dass er umgekehrt ebenso sehr an Stereotypen festhielt, indem er annahm, dass ein heterosexueller Mann wie Jack nicht in der Lage wäre, etwas so Schönes zu erschaffen.
Will leerte das Wasserglas und goss es sich noch einmal voll. Ja, er hatte Jack weggeschickt, aber obwohl er wahrscheinlich eine Gelegenheit hatte verstreichen lassen, so wusste er doch, dass er das Richtige getan hatte. Sämtliche potentiellen erotischen Gefühle, die Jack gehabt hatte, waren zu unverbindlich gewesen, um sie auszunutzen, während er unter Alkoholeinfluss stand. Vielleicht hätte er ein One-Night-Etwas aus der Situation herausschlagen können, aber das war nicht das, was er wollte.
Er musste zugeben, dass er – warum auch immer – mehr von Jack wollte. Anders als bei Paul und all den anderen Sexpartnern, die er über die Jahre gehabt hatte, fühlte er eine Verbindung zu Jack, die er nicht erklären konnte. Es machte keinen Sinn, wenn er versuchte, sie zu analysieren – Jack war nicht gerade gutaussehend, er war zu alt, er war hetero. Und selbst wenn er das nicht gewesen wäre, trug er eine Menge Gepäck mit sich herum, das er erst noch ablegen musste, ehe sie tatsächlich eine Beziehung miteinander eingehen konnten, die etwas bedeutete.
Warum sollte Will sich mit so jemandem abgeben? Warum seine Zeit und Energie verschwenden? Er hätte jeden Mann haben können – warum sollte er jemanden wählen, der so unpassend war?
Genau, warum eigentlich? Was brachte jemanden dazu, sich zu verlieben? War es wirklich etwas so Banales wie das Lächeln eines Menschen, wenn man sich miteinander unterhielt? Die Art, wie er mit der Hand über die Wand fuhr, bevor er Farbe darauf auftrug, um versteckte Unebenheiten ausfindig zu machen, die er abschmirgeln müsste?
War es die Art, wie er Will am Ellenbogen berührt hatte, als er am Pool-Tisch dicht hinter ihm gestanden hatte? Wie er ihn mit sanftem, sicherem Griff geführt hatte, der von seiner stillen Selbstsicherheit
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