Herz nach Maß (German Edition)
wie ein unsicherer Teenager.
Er stieg unter die Dusche und seifte Körper und Haare ein, während seine Gedanken zurück zu Will wanderten. Wills Körper war schlank und sehnig – der Körper eines Athleten. Zweifellos sah er gut aus – fast schon zu gut, fand Jack. Der Typ Mann, dessen Gesicht man in der Werbung für Männerparfüm oder edle italienische Schuhe sah.
Will hatte das Aussehen eines Aristokraten, das war das Wort, nach dem Jack gesucht hatte. Er war jung, reich und klug. Warum zum Teufel war er an Jack interessiert? War er überhaupt an Jack interessiert?
Vielleicht hatte Will einfach nur und exakt genau das gemeint, was er gesagt hatte: dass er Jack mochte und dass er ihn bewunderte. Das bedeutete nicht automatisch, dass er mehr wollte, oder? Nur weil er schwul war, musste das nicht heißen, dass er mit jedem Kerl, der ihm über den Weg lief, ins Bett springen wollte.
Jack spülte den Schaum unter dem heißen Wasserstrahl ab und seifte sich erneut ein. Dieses Mal verweilte er an seinem Penis und den Hoden. Er seufzte lustvoll auf, als sein Schwanz unter seinen Fingern steif wurde. Er schloss die Augen und hob das Gesicht dem heißen Wasserstrahl entgegen, während er seinen Schaft massierte.
Will… Gegen seinen Willen sah Jack diese großartigen grünen Augen vor sich, die eindringlich auf ihn gerichtet waren. Eine alberne Sekunde lang, in der ihm fast das Herz stehen blieb, fühlte es sich so an, als wäre Will tatsächlich anwesend. Als würde er ihm dabei zusehen, wie er sich selbst unter der Dusche streichelte.
Würde es Will gefallen, ihm dabei zuzusehen? Bei dem Gedanken errötete Jack, aber er versuchte, seine eigenen Vorstellungen nicht zu zensieren. Hatte Will sexuelle Fantasien mit ihm in der Hauptrolle? War er vollkommen auf dem Holzweg, was Wills Gefühle für ihn anbelangte? Immerhin hatte er nur gesagt, dass er ihn mochte. Er hatte gesagt, dass er es mochte, Zeit mit Jack zu verbringen.
Trotzdem hatte Will, als Jack versucht hatte, in gleicher Weise zu antworten – wenn auch zugegebenermaßen in umständlichem, betrunkenem Gewäsch – ihn fortgeschickt. Ihn abgewiesen. Obwohl ein Teil von ihm erleichtert war, nagte das nichtsdestotrotz an ihm.
»Mein Gott, lass es gut sein, Crawford«, sagte Jack laut. »Soweit ich weiß, hat der Kerl nicht das geringste Interesse und keine Absichten. Und hier stehe ich, bereite mich innerlich auf ein schwules Techtelmechtel vor und Will hat die ganze Sache wahrscheinlich schon wieder vergessen. Himmel, bin ich erbärmlich.«
Er zwang sich dazu, an eine nackte Frau zu denken, als er sich weiter einen runterholte. In dem Moment, als er abspritzte, übernahm seine Libido die Oberhand über sein bewusstes Denken und warf ihm das Bild von Will entgegen, wie er über den Pooltisch gebeugt dastand. Haarsträhnen fielen ihm in die Augen, die Lippen waren leicht geöffnet, als er sich für den nächsten Stoß bereit machte…
Jack stieg aus der Dusche und trocknete sich grob ab. Wenn er doch nur noch nicht die Arbeit in Wills Haus beendet hätte. Er war stolz auf sich, zuverlässig und schnell zu arbeiten. Das war einer der Gründe, warum er wiederholt Aufträge bekam, wenn nicht sogar der Hauptgrund.
Für die nächste Woche standen zwei Jobs an, obwohl keiner davon länger als ein oder zwei Tage dauern würde. Danach könnte er vielleicht Will anrufen und sich mit ein paar Entwürfen für Wills großes Badezimmer zu ihm einladen. Zweifellos könnte das ein paar Renovierungsarbeiten vertragen…
Moment mal. Was dachte er denn da? Jack sprach niemals einen Kunden für einen Auftrag an. Er ließ sie zu sich kommen. Falls Will noch mehr Arbeiten zu erledigen hatte, hatte er Jacks Telefonnummer. Er selbst würde sich nicht aufdrängen, nur weil sie vielleicht ein bisschen zu offen miteinander gesprochen hatten, nachdem sie ein bisschen zu viel Alkohol getrunken hatten.
Wenn Will ihn noch mal treffen wollte, würde er anrufen. Immerhin war Will auch derjenige gewesen, der ihn weggeschickt hatte. Sollte er ihn doch wieder zurückrufen, wenn es das war, was er wollte. Und falls es das nicht war, na ja, dann eben nicht. In den vergangenen zwei Jahren war Jack auch sehr gut allein zurechtgekommen. Es gab keinen Grund, anzunehmen, dass er so nicht auch die nächsten zwanzig Jahre weitermachen konnte.
Jack ging seiner Tagesroutine nach. Er bereitete sein Frühstück zu und aß vor dem Fernseher, während er die Freitagmorgennachrichten verfolgte.
Weitere Kostenlose Bücher