Herz nach Maß (German Edition)
heutigen Tag hatten sie nur ein paar Worte miteinander gewechselt.
Er verstand, dass sie nicht ihn im Speziellen wollte, sondern einfach einen warmen Körper. Jemanden, der sie festhielt und sie bewunderte, jemanden, der die Leere füllte, die sie verspüren musste, wenn sie sich schon dem Handwerker an den Hals warf.
»Mrs. Williams, ich –«
»Mandy.« Ihr Griff verstärkte sich. Die langen, roten Fingernägel strichen über seine Haut.
»Mandy.« Sanft löste er ihre Finger von seinem Arm und trat zurück. »Sie sind eine wunderschöne Frau. Aber so was mache ich einfach nicht. Falls doch, wären Sie die erste auf meiner Liste.«
Mandy warf ihren Kopf zurück und lachte. Ein hoher, melodischer Laut, obwohl sich keine Freude auf ihrem Gesicht abzeichnete. »Na ja, wenigstens sind Sie höflich. Das halte ich Ihnen zugute.« Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten und zeigten unvermittelt ihr wahres Alter.
»Dem kleinen Ehefrauchen bis zum bitteren Ende treu«, spöttelte sie. Sie warf ihr blondes Haar zurück und rümpfte die Nase. »Tja, das ist Ihr Problem, nicht meins. Später kommt noch der Klempner vorbei.«
Jack brauchte einen Moment, um die Bedeutung dieser Aussage zu verstehen. Mrs. Williams' Stimme war kalt. »Was schulde ich Ihnen?«
»Sie haben bereits alles bezahlt, Ma'am. Ihr Mann hat die Rechnung letzte Woche beglichen.«
»Oh Himmel, jetzt bin ich also Ma'am . Verschwinden Sie. Gehen Sie. Gehen Sie einfach.«
Jack ging.
***
Er hatte die Absicht, nach Hause zu fahren, fand sich stattdessen jedoch auf der Straße wieder, die zu Wills Haus führte. Das Handy lag auf dem Sitz neben ihm. Keine verpassten Anrufe oder Nachrichten wurden angezeigt. Vielleicht hatte er Will mit seinen betrunkenen Zuneigungsbekundungen verschreckt.
Inzwischen konnte er sich kaum noch daran erinnern, was er gesagt hatte, aber er wusste, dass er bis zum Gehtnichtmehr darauf herumgeritten war, wie sehr er Will mochte und wie gern er etwas mit Will unternahm und wie sehr er es mochte, in Wills Nähe zu sein. Vermutlich hatte er sich wie ein dämlicher Teenager angehört. Kein Wunder, dass Will ihn nach Hause geschickt hatte.
Nun, er würde das wieder einrenken. Er nahm einen Umweg, als er sich Wills Nachbarschaft näherte, und hielt bei der italienischen Konditorei, die Will ihm gestern Abend gezeigt hatte.
Er deutete auf die leeren Cannoli-Schalen hinter dem Glas. »Ich hätte gerne sechs von denen, bitte.«
Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als die Frau den frischen, gesüßten Ricotta mit einem Spritzbeutel in die zarten, gebackenen Waffeln füllte. Sie legte sie in eine kleine, weiße Schachtel und strahle ihn an, als er für seinen Einkauf bezahlte.
»Sie sind gestern Abend schon hier gewesen. Ich erinnere mich an Sie.« Sie gestikulierte mit einem leeren Cannolo-Röllchen in seine Richtung. »Sie mögen meine Cannoli. Sie sind ein guter Junge.«
Jack grinste über ihre Verwendung des Wortes Junge , obwohl er vermutete, dass das im Auge des Betrachters lag. Sie schien annähernd achtzig Jahre alt zu sein. Ihre kleinen, dunklen Augen verschwanden fast in den vielen Falten, dünnes, weißes Haar war zu einem Haarknoten zurückgefasst und entblößte Streifen nackter Kopfhaut.
Ihr Lächeln war freundlich, ihre Augen blitzten vor Vergnügen, als sie Jack dabei beobachtete, wie er einen Cannolo aus der Schachtel hob und ein Stück abbiss. Seine Augen schlossen sich vor Wonne.
Ihr italienischer Akzent trat schwer hervor und klang vom Alter rau. »Sie können nicht mal bis zu Hause warten, hm? Heben Sie sich noch ein paar für den hübschen Jungen auf, den Sie gestern dabeihatten, ja?«
Jack spürte die Hitze in seinen Wangen, obwohl er bezweifelte, dass die Frau sie für ein Liebespaar hielt. Nicht, dass sie das gewesen wären. Jack schüttelte den Kopf. Er würde sich noch selbst verrückt machen mit diesem ganzen Blödsinn.
Als Jack weiterfuhr, warf er einen Blick auf das Handy auf dem Beifahrersitz. Er fragte sich, ob er Will anrufen sollte, bevor er einfach bei ihm aufkreuzte. Vielleicht war er gar nicht zu Hause. Oder schlimmer: Vielleicht war er mit jemandem zu Hause.
Jack verlangsamte die Geschwindigkeit, als er in Wills Straße einbog. Noch immer versuchte er, zu entscheiden, ob er nicht vorher anrufen sollte. Aber wie das Schicksal es wollte, kniete Will im Vorgarten vor einem der Blumenbeete und jätete Unkraut. Da Jack das als gutes Omen betrachtete, lenkte er den Pick-up in die Einfahrt und
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