Herz nach Maß (German Edition)
nicht, dass ich sonst nie so gefühlsduselig bin und über Dinge wie Liebe und Gefühle rede. Ich habe heute nicht gelogen, als ich gesagt habe, dass das genauso meinen Erfahrungshorizont übersteigt wie deinen. Nur auf eine andere Art und Weise.«
»Vielleicht auch auf ähnliche Art und Weise.« Jack senkte den Blick. Seine Wangen färbten sich pink. »Was gerade passiert ist… das kann nicht nur körperlich sein. Ich meine, oder doch? Ich habe so was wie das eben noch nie zuvor erlebt, Will. Um ehrlich zu sein, manchmal habe ich mich gefragt, was Sex für eine große Sache sein soll. Warum die Leute, insbesondere die Männer, so versessen darauf sind, dass sie unglaublich dumme Dinge anstellen, um welchen zu bekommen.« Jack lehnte sich gegen die Kissen und blickte an die Decke.
»Zuerst der Kuss heute Nachmittag. Ich habe schon vorher geküsst. Ich wurde sogar schon mal von einem Mann geküsst. Aber als wir uns geküsst haben, war es anders. Als wäre er mit irgendwas Elektrischem aufgeladen. Nein, nicht mal elektrisch – irgendwas Kosmisches. Etwas, das über meine Vorstellung hinausgeht.
Und als du mich heute Nachmittag berührt hast, hat es sich natürlich gut angefühlt. Ich meine, jeder mag eine Massage, aber mein Penis war die ganze Zeit, die deine Hände mich berührt haben, steinhart. Und als ich dich in der Dusche gesehen habe…« Aus dem Augenwinkel riskierte er einen Blick zu Will, der ihn anlächelte und ihm nickend zu verstehen gab, fortzufahren. »Na ja, als ich dich gesehen habe, so jung und kräftig, deinen Schwanz in der Hand, deinen Kopf zurückgelegt… Das war, als hätte ich bei einem Tanz zugeschaut. Der mit Abstand sinnlichste, erotischste Tanz, den ich je gesehen habe.
Und dann das gerade. Oh mein Gott. Dein Mund, als er mich berührt hat, ich dachte, ich würde explodieren. Ich habe mich gefühlt, als würde das Blut mit hundert Meilen pro Stunde durch meine Adern rasen. Es hat sich nicht nur gut angefühlt. Es hat sich unglaublich gut angefühlt. Als ob ich mein ganzes Leben lang darauf gewartet hätte, dass dein Mund mich so berührt, nur dass ich nicht mal gewusst habe, dass ich darauf warte. Mein ganzes Leben habe ich mit dem vagen Gefühl von Unbehagen verbracht, als ob ich mich in meiner eigenen Haut nicht ganz wohl fühlen würde. Plötzlich fühle ich mich nicht mehr so. Ich fühle mich…«
Er unterbrach sich und drehte Will den Kopf zu. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Verwunderung ab. »Mir ist nach Singen zumute. Ich kann nicht mal einen einzigen Ton halten, aber mir ist nach Singen zumute. Danach, durch den Raum zu tanzen. Das Fenster aufzureißen und der Welt entgegenzubrüllen, dass mein Leben endlich angefangen hat.« Er atmete ein und wieder aus.
»Ich weiß, das macht keinen Sinn. Du musst mich für verrückt halten. Scheiße, ich glaube, ich bin verrückt. Ich hatte gehofft, wenn ich versuche, diese ganzen aberwitzigen Sachen laut auszusprechen, würde es Sinn ergeben. Tut es aber nicht.«
»Doch, tut es.« Will grinste so breit, dass seine Wangen schmerzten. »Es macht Sinn, jedenfalls für mich. Ich habe mich genauso gefühlt, als wir uns geküsst haben. Und genau wie du habe ich vorher auch schon Männer geküsst. Viele Männer.«
Er berührte Jacks Arm und lächelte beruhigend. »Jack, vielleicht machst du dir zu viele Gedanken. Es ist zum Teil auch meine Schuld. Ich habe versprochen, es langsam angehen zu lassen, und dann konnte ich meine Hände und meinen Mund nicht bei mir behalten. Ich liebe es, wie unfassbar empfindlich du bist. Es gibt noch so viel, das wir gemeinsam erforschen können. Mit dir zusammen zu sein, fühlt sich an, als wäre es auch für mich wieder das erste Mal, weil ich es in gewisser Hinsicht durch deine Sinne miterlebe. Jede Berührung, jedes Gefühl ist neu.«
Er zog Jack in seine Arme. Jack lehnte sich an ihn und verbarg das Gesicht an Wills Hals.
Noch immer pochte Wills Schwanz vor unerwiderter Lust, aber überrascht stellte er fest, dass er die Bedürfnisse eines anderen über seine eigenen stellen wollte. Er schob die Worte, die ihm vom Rand seines Bewusstseins aus zugeflüstert wurden, beiseite: Weil du verliebt bist.
»Kannst du über Nacht bleiben? Das wäre schön, wenn das geht. Vielleicht können wir morgen Früh da weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
»Klingt gut. Nur dass ich nicht bis morgen warten will.«
Kapitel 10
Zum ersten Mal in dieser Nacht, tatsächlich sogar zum ersten Mal, seit er angefangen
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