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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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mich, um an mir ihren Frust abzuarbeiten. Von wegen, ich sei noch nicht trocken hinter den Ohren.«
    Â»Lass uns das Ganze mal zusammenfassen«, begann Enzo. Er zog die Stirn in Falten, als grüble er. »Wenn dieses unnötige Palaver nicht stattgefunden hätte, hättest du nicht so viel Trinkgeld kassiert. Stimmt’s?«
    Ich nickte halbherzig.
    Â»Unterm Strich hat es sich also für dich gelohnt.«
    Â»So kann man es auch sehen«, erwiderte ich, nicht ganz überzeugt.
    Â»So musst du es sehen«, beharrte Enzo. »Und davon abgesehen, für heute hat die schlecht gelaunte Blondine genug geschimpft und gibt vermutlich Ruhe. Dank dir, Katja.« Enzo sah mich eindringlich an. »Wie lautet die erste Bordregel?«
    Ich holte tief Luft. »Der Gast ist König. Unter allen Umständen.«
    Â»Ach, übrigens. Du musst nicht jeden Tag Gläser putzen und Silber polieren. Das war dein Einstand. Jetzt bist du eine von uns«, erklärte er. Diesmal ließ ich mich gern von ihm in den Arm nehmen. Ein bisschen Trost konnte nicht schaden.
    Als ich die Küche verließ und in die Lobby kam, setzte ich mich in einen der pompösen Sessel, zog die Euroscheine und Münzen aus meiner Hosentasche und begann zu zählen. »Zwanzig, dreißig, fünfzig …« Es waren über hundert Euro. Für einen Tag Arbeit war das viel Geld. Wenn Mrs Geh-indie-Luft ihre miese Laune beibehielte, konnte ihr Mann mir öfter ein saftiges Schweigegeld zustecken. Wie hatte Enzo so schön gesagt: Ich half einer wütenden Frau dabei, ihre Aggressionen abzubauen. Mein Job als Runner umfasste mehr als Geschirrabräumen. Ich war Fußabstreifer oder aber auch: Therapeutin wider Willen.

Nachdem ich mir ein schickes Sommerkleid angezogen hatte, enterte ich die Bar am Pool und bestellte eine Cola mit Eis. Meine Füße, die in stylishen Riemchensandalen steckten, wippten auf und ab, während ich das kalte Getränk genoss und mich interessiert dabei umsah.
    Am hinteren Ende des Beckens fand ein Bauchklatscher-Wettbewerb statt. Die Kinder, die unter der Aufsicht eines David-Hasselhoff-Verschnitts mitmachten, kreischten ohne Unterlass.
    Brians Strahlelächeln und seine funkelnden Augen kamen mir wieder in den Sinn – leider auch Natou. Als sie mit Brian an der Rezeption gestanden hatte, war etwas Drängendes von ihr ausgegangen. So, als wollte sie etwas von ihm. Aber vielleicht war das auch pure Einbildung gewesen. Ich verscheuchte meine Gedanken an Natou und dachte stattdessen über Inka nach.
    Nach dem Zählen des Trinkgelds hatte ich in meiner Kabine eine kurze Mail an sie verfasst. Ich hatte ihr weiter von dem tollen Typen berichtet, dem sie hoffentlich bald über den Weg laufen würde. Als meine Mail fertig war und ich sie noch einmal durchlas, bemerkte ich, dass ich Brian be schrieben hatte. Sein blondes Haar, das so herrlich verwuschelt aussah, wie aus der Werbung. Seine stechend blauen Augen. Seinen muskulösen Körper. Und sein Lächeln, das so viel Wärme und auch etwas Unbenennbares ausstrahlte. Ich entschied mich, den Text so zu lassen, wie er war, und schickte die Mail ab. Als das erledigt war, hatte ich mich umgezogen und war Richtung Poolbar abgedampft.
    Und nun nippte ich an meiner Cola und klimperte mit den Eiswürfeln, als auf einmal Brian um die Ecke bog. Das konnte doch jetzt fast kein Zufall sein … Er trug eine helle Leinenhose, ein strahlend weißes Hemd und einen Panama-hut, der ihm erstaunlich gut stand. Natou hatte sich wieder mal an seine Fersen geheftet.
    Â»See you later«, sagte er in diesem Moment zu ihr. »I’ll go down to change my shirt now.«
    Herrgott, wenn Brian sein Hemd auszog, wollte Natou sicher dabei sein. Meine Fantasie schlug sofort wieder Purzelbäume, und ich stellte mir vor, wie Brian seinen gut gebauten Oberkörper freilegte. Seine Haut war sanft gebräunt und schimmerte verführerisch im Licht der Sonne. Alles nur für mich!
    Als ich mich seufzend von meinem Tagtraum verabschiedete, war Brian zu den Kindern am Pool herübergeschlendert. Er beugte sich zu einem Mädchen und einem Jungen hinunter. Die beiden trauten sich anscheinend nicht mitzumachen, standen jedoch sehnsüchtig aufs Wasser blickend am Beckenrand. Brian redete ihnen gut zu und nach einer Weile lachten alle drei. Dann krempelte er sich plötzlich Hemdsärmel und Hose hoch und legte selbst einen fetten

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