Herz ueber Bord
shoppen!
Als Brian sich schlieÃlich verabschiedete, schwärmte ich sofort aus. An Bord gab es jede Menge Geschäfte. Ich entschied mich für eine kleine Boutique gleich neben einem der Glasaufzüge, in der es Sportoutfits zu kaufen gab. Es dauerte nicht lange, da hatte ich ein supersüÃes Oberteil und passende Leggins in der Farbe von Korallen gefunden. AuÃerdem verliebte ich mich in ein Paar beigefarbener Tanzschuhe. Sie hatten zarte Riemchen und einen halbhohen Absatz.
»Die sind nicht nur schön, sie geben Ihren FüÃen auch Halt«, versprach die Verkäuferin namens Cindy, die aus Kolumbien stammte.
Ich seufzte angetan und gab auf. »Die muss ich haben«, raunte ich Cindy zu. In Gedanken trug ich mein neues Outfit bereits und lieà Natou dagegen schlecht aussehen. Nicht nur Französinnen wussten über Mode Bescheid, auch Mädels aus Hamburg hatten Stil. Natou musste sich warm anziehen, denn nun würde ich alles geben.
Als ich mit meinen Einkäufen meine Kabine enterte, griff ich als Erstes nach der Fernbedienung und suchte MTV â wegen der musikalischen Untermalung. Dann schlüpfte ich in meine neuen Klamotten samt Tanzschuhen und begutachtete mich im Spiegel. Während ich mich zufrieden betrachtete, spulte ich die letzten beiden Stunden ab. Ich hatte mich fantastisch mit Brian unterhalten. Wir hatten sogar gelacht, bis uns die Tränen gekommen waren. Was wollte ich mehr?
»Hör auf, ständig vorauszuplanen. Lass die Dinge laufen«, sprach ich mir Mut zu. Ich probierte ein Lächeln, das ganz ordentlich gelang. »Ein Kuss am ersten Tag ist nichts für einen Gentleman aus London.«
Ja, genau. So hing das alles zusammen.
Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück erschien, hatten die Köche einen aus Butter geformten Liegestuhl am Büfett aufgestellt.
»Guten Morgen, Schatz. Gut geschlafen?«, erkundigte Mum sich bei mir. Diesmal hatte sie einen Teller mit Köstlichkeiten vor sich stehen, und während sie in ihr Croissant biss, schien sie zu überlegen, was sie als Nächstes in Angriff nehmen würde.
Nachdem ich ein paar Worte mit ihr gewechselt hatte, suchte ich den Raum unauffällig nach Brian ab, fand ihn aber nirgends. Mum wischte sich, während sie kaute, die Krümel von den Händen und schlug dann auffordernd auf den freien Platz neben sich.
»Ich hole mir nur ein Müsli und einen Caffè Latte. Dann setze ich mich zu dir«, versprach ich.
Als ich alles zum Tisch balanciert hatte, ging Mum den Tag mit mir durch.
»Heute kriegen wir uns leider kaum zu Gesicht«, kündigte sie an. »Ich bin dazu auserkoren, den Landgang über die Bühne zu bringen, und am Abend werde ich die Lesung dieser deutsch-amerikanischen Bestsellerautorin anmoderieren.«
»Belinda Grant, die aus Berlin stammt und nach Los Angeles geheiratet hat?«, erkundigte ich mich. Sie verwob in ihren Büchern Sex & Crime. Was ihr eine riesige Fangemeinde bescherte. Ich war an Bord schon öfter an Plakaten mit ihrem gut gelaunten Gesicht vorbeigekommen.
»Genau die«, bestätigte Mum. »Frau Grants Lesung findet in einem hübschen Restaurant am Strand statt. Nach Sonnenuntergang, wenn die meisten Morde passieren.«
»Ich bin dabei«, freute ich mich. Vielleicht war Brian ja auch dort, und ich hatte mir vorgenommen, ihm, sooft es ging, über den Weg zu laufen, um das, was wir gestern in der Crewbar begonnen hatten, fortzusetzen.
Nach dem Frühstück geriet ich an einen der Lektoren, die den Urlaubern schon um kurz vor acht Wissen schmackhaft machen sollten. Karl Kerschmann war ein pensionierter Lehrer für Geografie und Geschichte und sprach heute über die Turks- und Caicos-Inseln. Als ich am Vortragssaal vorbeikam, in dem er in karierten Bermudashorts Stellung bezogen hatte, entschied ich mich, kurz zuzuhören.
»Die Inseln, von denen East Caicos vermutlich 1492 von Kolumbus entdeckt wurde, bestehen aus zwei Gruppen mit insgesamt acht Inseln und vierzig Inselbänken, Cays genannt. Es gibt die Turks- und die Caicos-Inseln, die sich etwa 30 km nordwestlich der Turks-Inseln befinden. Gemeinsam bilden sie britisches Ãberseegebiet.«
Ich lieà meinen Blick schweifen und entdeckte meine âºLieblingspassagierinâ¹ in der Menge. Mrs Blondschopf mit den schlechten Manieren, deren Mann, Prof. Ucker, mir Schweigegeld gezahlt hatte, reckte den Kopf in die Höhe und
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