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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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was euch einfällt. Macht es.«
    Die Musik setzte wieder ein. Einige Mutige trauten sich, ohne zu zögern, aufs Parkett. Obwohl Tanzen für mich Spaß und Ausgelassenheit bedeutete, brauchte ich einen Moment, um mir darüber klar zu werden, wie ich mich zur Musik bewegen wollte. Ich kannte einige Schritte aus dem Film auswendig, würde es vielleicht schaffen, sie nachzuahmen. Aber war das ich?
    Du liebst es zu tanzen. Was kann dir schon passieren? Versuch es auf deine Art.
    Ich zögerte nicht länger und glitt in die Menge hinein. An-fangs blickte ich mich beobachtend um. Wollte wissen, was um mich herum vorging. Anneke tanzte mit vollem Körpereinsatz. Friederike sehr konzentriert. Biggi und Marlene kicherten und feuerten sich immer wieder an, noch ausgelassener zu sein. Wildes Armeschlenkern und Breakdanceversuche inbegriffen.
    Ich spürte, wie ich mit jeder Minute, die ich länger auf der Tanzfläche war, eins mit mir selbst wurde. Bald sah ich niemanden mehr um mich herum, vergaß die anderen und begann, mich wohlzufühlen. Doch nach einer Weile spürte ich, dass meine Angst, nicht perfekt zu sein, ein Schatten war, der mir überallhin folgte. Natou und ihre geschmeidigen Be wegungen fielen mir plötzlich wieder ein. Was, wenn Brian heimlich über meine Versuche lachte?
    Meine Schritte stockten und ich schaute mich unsicher um. In diesem Moment fing ich Brians Blick auf. Er tanzte in meiner Nähe und lächelte mich selig an. Natou fixierte ihn, schließlich auch mich, und legte einige Schritte hin, die mich staunen ließen. Sie flog in verrücktem Tempo dahin und genoss es, dass ich ihr aus den Augenwinkeln dabei zusah. Ihre Eleganz war nicht zu übersehen, ihr Können nicht zu überbieten. Sie war der Star und dazu eine Schönheit. Ich konnte noch so viel üben, das würde mir nie gelingen.
    Ich verharrte in meinen Bewegungen, denn plötzlich hatte ich keine Lust mehr, mich diesem stummen Wettbewerb zu stellen. Ich verließ die Bühne und trocknete mir gerade den verschwitzen Nacken ab, als Brian auf mich zukam. Er stellte sich neben mich und legte mir ganz unerwartet die Hand auf die Schulter. Ich hatte plötzlich Watte in den Knien, und dann war da diese hochschießende Hitze, die mich verzehrte. Meine Gefühle explodierten, wie ich es noch nie erlebt hatte.
    Â»Man sieht, dass du dich gern zu Musik bewegst und es genießt zu tanzen, Katja«, sagte Brian anerkennend. Seine Stimme kam mir noch rauer vor als sonst.
    Â»Ach ja?« Ich zögerte. Wieso freute ich mich nicht über seine Worte? Mein Gehirn meldete sich wieder. Die Gedanken rasten.
    Â»Ich hab zwar Spaß am Tanzen, aber ich kann’s nicht sonderlich gut.« Da war er wieder, mein Schatten. Ich schluckte und sprach dann meine schlimmste Befürchtung aus. »Und vermutlich gehört es zu deinem Job, uns durch Lob zu motivieren.«
    Brian sah mich überrascht an. »Du tanzt, wie Katja Asmussen tanzt. Du überlegst nicht lange, wie sie tanzen würde «, behauptete er ernsthaft.
    Â»Herrje, was soll das nun wieder heißen?« Ich überhörte das Sanfte in seiner Stimme und sah ihn verstört an. »Was meinst du damit?«
    Bevor Brian mir antworten konnte, mischte Natou sich ein. Plötzlich stand sie neben uns. Die Anmut in Person.
    Â»Hast du Lust auf ein Glas Maracujasaft, wenn wir hier fertig sind?«, schlug sie vor. Sie klang gereizt und ihr Blick forschte in Brians Gesicht. Bloß, wonach? Und weshalb? Wie nicht anders zu erwarten, kühlte ihr Erscheinen meine Stimmung merklich ab.
    Â»Ich lass euch dann mal allein«, sagte ich und warf mir das Handtuch über die Schulter.
    War doch klar, dass Brian ihr Angebot annahm und ich hier störte. Heiß und stechend wallte Zorn in mir auf. Irgendwie schaffte Natou es immer, sich in den Mittelpunkt zu stellen und andere klein aussehen zu lassen. Wieso mischte sie sich überall ein? Brian hatte mit mir gesprochen. Nur mit mir. Das Letzte, was ich mitbekam, war, dass Natou sich einen Stuhl heranzog und auf die Kante hockte. Die wohlgeformten Beine lässig übereinandergeschlagen.

Als ich mich weit genug vom Theatersaal entfernt hatte, ließ ich mich gegen die Wand sinken. Alles, was ich an Informationen hatte, war, dass Brian sechs Jahre älter war als ich und dass ihm scheinbar die Welt offenstand. Ich wusste weder, wo er wohnte, noch, was er machte, wenn er nicht auf

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