Herz ueber Bord
sein, ob er da unten steht.«
»Trotzdem«, setzte Inka an, »es ist bitterkalt drauÃen. Hoffentlich holt er sich keine Erkältung. Oder, noch schlimmer, eine Lungenentzündung. Glaubst du, ich wäre dann schuld?«
»Nein, wärst du nicht.« Meine Stimme schwoll an. »Es ist Svens Entscheidung, sich vor euer Haus zu stellen, obwohl das Wetter ganz und gar nicht dafür geeignet ist. Er will, dass du dir Sorgen um ihn machst, ihn nicht vergisst.«
Mir war inzwischen klar, dass das Gespräch mit Inka länger dauern würde. Garantiert musste ich einiges an Ãberzeugungsarbeit leisten, um sie emotional von Svens Attacke, wie ich diese Vorm-Haus-Herumsteherei für mich nannte, wegzubekommen.
»Dass Sven vorm Haus steht, ist noch nicht alles, Katja. Er betreibt Telefonterror, ruft ständig an«, gestand Inka mir.
»Wie ich schon sagte: Er will, dass du dich mit ihm beschäftigst und nicht von ihm loskommst!«, erklärte ich ihr. »Wenn Sven was macht, dann richtig. Er weiÃ, dass du Mitleid mit ihm hast.«
»Ich gehe natürlich nicht ran«, beeilte Inka sich zu sagen. »Soll er doch im eigenen Saft schmoren. Aber dann bombar diert er mich auch noch mit SMS, in denen er schreibt, dass er ein hirnloser Arsch war und alles wiedergutmachen will.« Inkas Augen hatten für einen kurzen Moment ein Strahlen bekommen, bevor es wieder erlosch.
ScheiÃe!, fluchte ich stumm. Wieso lieà Sven Inka nicht in Ruhe? Ich nahm ihm die plötzliche Wandlung vom bad boy zum good guy einfach nicht ab. Jemand, der so ausgerastet war wie er, änderte sich nicht von heute auf morgen.
»Er ist bloà gekränkt, weil du ihn verlassen hast. Deswegen das ganze Tamtam«, sagte ich nüchtern. »Sobald du ihn zurücknimmst, ist er wieder der Alte.«
»Bist du dir da hundertpro sicher, Katja?«, grübelte Inka mit trauriger Stimme vor sich hin. »Und wenn er doch was dazugelernt hat? Möglich wärâs doch.«
»Leute wie Sven ändern sich nicht. Und falls doch, dann jedenfalls nicht so schnell. Davon bin ich felsenfest überzeugt.«
Inka blickte mich mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter an. Der Hoffnungsfunke, der sich einen Moment in ihre Augen geschlichen hatte, war endgültig erloschen. »Vermutlich hast du recht. âtschuldige, dass ich dich mit meinen Problemen vollquatsche.«
»Dafür sind Freundinnen doch da. Zum Zuhören und Anlehnen. Immer , hörst du!?«
Inka nickte, doch es wirkte wenig überzeugend. Eher müde und enttäuscht. »Ich mach dann mal wieder Schluss«, sagte sie plötzlich. »Grüà alle Fische von mir, die dir unter Wasser begegnen. Und trink ein Glas Kokosnussmilch für mich. Ich hoffe, du genieÃt jede Sekunde deines Karibikabenteuers.«
Wenn Inka freiwillig von einem Thema, das ihr naheging, ablenkte, hatte es sie echt erwischt. Wieâs aussah, spielte sie ernsthaft mit dem Gedanken, Sven noch mal zu treffen. Und ich konnte nichts dagegen tun.
»Egal, was du vorhast, Inka, du bist und bleibst meine beste Freundin«, beeilte ich mich, ihr zu versprechen.
»Danke! Dass du das sagst, bedeutet mir viel.«
Inka und ich verabschiedeten uns voneinander, und kaum war ihr Gesicht von meinem Bildschirm verschwunden, da realisierte ich, dass ich kein Wort von Brian erzählt hatte. ScheiÃtyp, dieser Sven. So oder so. Er sorgte dafür, dass meine Freundin und ich nicht mehr in Ruhe miteinander quatschen konnten, weil es nur noch ein Thema gab: ihn! Ich tippte rasch eine Info-Mail an Inka, um sie über das Wichtigste in meinem Leben auf dem Laufenden zu halten.
Inka, ich glaube, es ist nicht auszuschlieÃen, dass ich mich verliebt habe, schrieb ich. Hier die wichtigsten Daten: Er heiÃt Brian, sieht aus wie der geilste Typ auf dem Planeten, ist 23, lebt in London und leitet den âºDirty Dancingâ¹ Tanz-Workshop. Mum hat mich als Ãberraschung zu diesem Kurs eingeladen. Krass, oder?! Ausgerechnet die eigene Mutter ist dafür verantwortlich, dass man einem Typen über den Weg tanzt, der einfach der Oberhammer ist.
Es ist noch nichts passiert!!! Noch nicht mal der kleinste Kuss. Wir haben uns bisher nur auf einen Cocktail getroffen und su pergut geredet. Aber ich hab das Gefühl, dass wir uns echt gut
verstehen!!
Tja, so ist also die Lage, und ich dachte, das solltest du wissen.
Jetzt muss ich aber wirklich los, sonst
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