Herz ueber Bord
beschützen. Ich lieà meinen Körper schwerelos in die Wärme des Wassers gleiten, tauchte unter und wieder auf und schwamm eine Weile vor mich hin. Als ich ungefähr hundert Meter weit hinausgeschwommen war, warf ich der Harmony einen Blick zu. Vom Strand und vom Wasser aus bot das Schiff einen prächtigen Anblick. Sicher würde Friederike ein tolles Bild davon machen. Was für ein Glück, dass ich an Bord Brian über den Weg gelaufen war.
Ich kraulte und drehte mich dann auf den Rücken. Als ich in den Himmel blickte, war er eine endlos blaue Fläche ohne eine Spur von Weià darin. Keine Ahnung, wie lange ich schwamm, aber als ich aus dem Meer stieg, war ich erfrischt und voller Tatendrang.
Ich trocknete mich ab und entschied mich, meinen Bummel durch Cockburn Town gleich in Angriff zu nehmen. Danach würde ich noch eine Weile an einem der schönsten Strände abhängen, bevor ich zurück an Bord musste, um meine Pflichten als Runner zu erfüllen. Dass Friederike nicht mit von der Partie sein würde, weil sie zeichnen wollte, erschien mir plötzlich vorteilhaft. Wenn ich Brian träfe, wäre es mir weit lieber, mit ihm allein zu sein.
Ich schlüpfte in Kleid und Strandsandalen und verabschiedete mich von Friederike. Sie nickte mir lediglich zu, weil sie so in ihre Arbeit vertieft war, und so machte ich mich auf den Weg in die Stadt. Bald spazierte ich durch die entzückenden Gassen. Vorbei an pastellfarbenen Häusern im karibischen Kolonialstil, die wie Bonbons aussahen, in denen man leben konnte. Alles versprühte einen fremden, reizvollen Charme.
Als ich an der Residenz des britischen Gouverneurs vorbeikam, sah ich, dass der Union Jack wehte. Gleich vor dem Gebäude wartete ein herrlicher weiÃer Sandstrand auf mich. Einer der schönsten der Insel, wie ich gelesen hatte. Ich entschied mich kurzerhand dazu, meinen weiteren Bummel zu vertagen, und hielt auf eine Palme zu, die derart nah am Wasser wurzelte, dass man vermutlich mit den FüÃen ins Nass tauchen konnte, wenn man sich in ihren Schatten legte.
Ich kletterte über den Stamm der Palme, die ihre Wuchsrichtung nach unten angelegt hatte, und versank zu meiner Ãberraschung auf der anderen Seite nicht im Sand, sondern stieg auf etwas Lebendiges. Ich erschrak fürchterlich, als jemand »Autsch!« schrie. Mein Fuà rutschte ab und ich landete auf allen vieren unsanft im Sand.
»Oh, Verzeihung«, rief ich, als ich mich aufrappelte. Die Sonne blendete mich, sodass ich lediglich die Umrisse eines Männerkörpers im Zwielicht ausmachen konnte. »Hab ich Ihnen wehgetan?«, erkundigte ich mich. Der Mann musste bäuchlings im Sand gelegen haben. Unmittelbar hinter dem Stamm der Palme, wo ich ihn nicht hatte sehen können. Als ich mich so hinstellte, dass ich ihn besser erkennen konnte, war ich erst recht erschrocken.
»Oh, Shit! Brian?! Bist du das?«, fluchte ich. »Ich wusste nicht, dass du NICHTS anhast!«
Brian, der nichts als einen Sonnenhut trug, grinste. Ihm war die ganze Sache offenbar überhaupt nicht peinlich. »Sieht so aus«, bestätigte er in beiläufigem Tonfall.
Er griff seelenruhig nach seinem Handtuch und hielt es sich vor die wichtigste Stelle. Ein Adonis, der aus dem Sand entstieg und dessen fast nackter Anblick mich ziemlich durcheinanderbrachte. Als ich in sein Gesicht blickte, glaubte ich, dort gekünsteltes Bedauern herauszulesen. Sicher amüsierte er sich mal wieder prächtig auf meine Kosten.
»Und das ist deine Badehose?«, fiel mir nur ein. Ich deutete auf ein braunes Stück Stoff, das überm Palmenstamm hing und sich kaum davon abhob.
»Unter Umständen hätte ich eine andere Farbe aussuchen sollen«, gab Brian mit zerknirschter Miene zu.
»Ich dreh mich um, dann kannst du dir was anziehen.« Sicher war ich vor lauter Verlegenheit rot wie eine Tomate geworden.
»Nicht nötig.« Brian zeigte mir seinen wunderbar geformten Hintern und schlüpfte mühelos in seine Shorts. Als er sich wieder nach mir umsah, grinste er noch immer fröhlich. Also gut«, sagte er. »Das Ãrgste hätten wir hinter uns. Hast du Lust, mir Gesellschaft zu leisten? Für Getränke und Obst ist gesorgt.«
Ich kam nicht dazu zu antworten, denn Brian verschwand hinter der Palme und zauberte eine Zwei-Liter-Wasserflasche, ein Messer und einen Korb hervor. »Durst oder Hunger?«, erkundigte er sich
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