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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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sehr großzügig.«
    Â»Und Sie sind freundlich, aber leider auch traurig. Ich weiß nicht, was Sie bedrückt, aber ich hoffe, es wird wieder.«
    Â»Da bin ich mir nicht so sicher«, rutschte es mir heraus. Ich spürte schon wieder Tränen in mir aufsteigen, schaffte es aber, sie tapfer zurückzukämpfen. Ein Runner, der vor den Gästen heulte, war alles andere als ein Profi. Ich nickte dem Professor zu und eilte zum Nachbartisch, um dort weiterzuarbeiten.
    Ich dachte die ganze Zeit mit Schrecken an die zweite Tanzstunde. Sicher wäre es vernünftig, nicht daran teilzunehmen. Ich musste mir nur noch eine Ausrede für Mum einfallen lassen, denn sie würde es vermutlich nicht gut aufnehmen, wenn ich den teuren Kurs ausfallen ließ, ohne eine vernünftige Erklärung parat zu haben.
    Ich könnte behaupten, ich hätte mir eine Sehne gezerrt. Oder besser noch den Fuß verstaucht. Als ich die beiden Möglichkeiten bis zum Ende durchging, war klar, dass keine von beiden eine gute Idee war. Denn mit solchen Verletzungen würde ich nicht mehr arbeiten und auch nicht an den Landgängen teilnehmen können. Kurz gesagt, meine Kreuzfahrt wäre zu Ende.
    Â»Das ist Brian nicht wert«, murmelte ich verärgert vor mich hin, als ich Tisch 17 und 18 von benutztem Geschirr befreite.
    Wie’s aussah, waren Brian und ich einander an Bord der Harmony auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wie ich es auch drehte und wendete, es gab keine Möglichkeit, ihm während der nächsten Tage aus dem Weg zu gehen. Ich konnte ja schlecht über die Reling klettern und ins Meer springen. Bei dem Gedanken, ihn ständig sehen zu müssen, krampfte sich mein Magen noch ein bisschen mehr zusammen.
    Leider entband mich das nicht von meinen Pflichten als Runner. Ich flitzte weiter durchs Restaurant, stapelte Teller, rettete vom Umfallen bedrohte Gläser und entfernte benutzte Servietten. Arbeit half laut Aussage meines Vaters über so manches Problemchen hinweg. Leider stimmte das in meinem Fall überhaupt nicht.
    Gerade, als ich mir vornahm, zumindest die heutige Tanzstunde zu schwänzen, und zwar mit der Ausrede, ich hätte Kopfschmerzen, erschien Brian im Türrahmen. Ich glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, als ich seine blitzenden Augen in dem von der Sonne gebräunten Gesicht sah. Ich wusste gar nicht, wohin mit meinen Gefühlen.
    Sich im Kopf über etwas klar zu sein, nämlich, dass ich Brian den Laufpass geben würde, noch bevor es überhaupt mit uns begonnen hatte, und das auch wirklich durchzuziehen, waren zwei Paar Schuhe. Plötzlich verstand ich, was in Inka vorging, seit sie sich von Sven getrennt hatte. Begriff, weshalb sie ihn noch einmal treffen wollte. Sie kämpfte darum, das Ganze zu verarbeiten. Und das ging nur, wenn sie erfuhr, warum Sven sie so unmenschlich behandelt hatte.
    Was gäbe ich darum, aus Brians Mund zu hören, weshalb er mich belogen hatte. Doch sein strahlendes Lächeln wühlte mich nur auf und gab keine Antworten.
    Ich versuchte weiterzuarbeiten, schaute aber immer wieder verstohlen zu ihm hinüber und registrierte schließlich, dass er mir Zeichen gab, zu ihm zu kommen. Ich tat so, als hätte ich es übersehen, und eilte zum nächsten Tisch. Dort herrschte das blanke Chaos. Das Ehepaar mit Kind, das dort gesessen hatte, war aufgestanden und hatte einen Berg von schmutzigem Geschirr hinterlassen. Ich war froh, dort abräumen zu können, bis der Maître d’Hôtel sich an Brian vorbeischob. Die beiden tuschelten miteinander. Herrje, was hatten die nur zu besprechen? Ich stapelte weiter Teller und wollte sie schon aufheben, als ich aus den Augenwinkeln beobachtete, wie Brian dem Maître etwas zusteckte. Mist, jetzt kam der auf mich zu.
    Â»Stille Post«, raunte er mir zu und schob mir einen zusammengefalteten Zettel in die Hand.
    Ich ließ ihn in meiner Hosentasche verschwinden und griff nach den Tellern, um sie abzuservieren. Als ich noch mal zu der Stelle hinsah, wo Brian gestanden hatte, war er verschwunden.

Als ich in die Küche kam, um den nächsten Schwung benutztes Geschirr loszuwerden, griff ich in meine Hosentasche, um das Papier, das so viele Fragen aufwarf, zwischen meinen Fingern zu spüren. Gestand Brian mir auf einem zerknüllten Zettel, dass er Natou liebte? Entschuldigte er sich dafür, kurz zweigleisig gefahren zu sein?
    Die vernünftige Katja,

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