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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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einer gefühlten Ewigkeit rief ich mir Paps ins Gedächtnis. Er sagte immer, es käme bei jedem Problem stets darauf an, die Fakten zu kennen.
    Â»Informationen sind das A und O. Egal, um welche Belange es geht«, hörte ich meinen Vater reden. » Was weißt du über das, was dir Kopfzerbrechen bereitet?«, hätte er gefragt, wenn ich mich ihm anvertraut hätte.
    Â»Brian hat mich geküsst«, hörte ich mich antworten, obwohl Paps Tausende von Kilometern entfernt im trüben Hamburg saß und ich in der Karibik. »Der zweite Punkt ist, dass Natou sich seinen Namen auf den Oberarm hat stechen lassen.« Stimmte ebenfalls. »Und dann hab ich noch diesen Zettel bekommen, auf dem stand, dass Brians Herz nur noch für mich schlägt.«
    Jetzt fehlte nur noch eins: Was sollte ich von all dem halten?
    Â»Brians Küsse, Natous Tattoo, die Liebesbotschaft. Alles Fakten, die ich nicht von der Hand weisen kann«, murmelte ich vor mich hin. Nur was diese Geschehnisse miteinander zu tun hatten, musste ich mir selbst zusammenreimen. Rein logisch betrachtet, sprach alles dafür, dass Brian und Natou ein Paar waren. Nur, vielleicht stimmte das gar nicht? Vielleicht hatte ich eins und eins zusammengezählt und diesmal kam was anderes heraus als zwei?
    Wusste ich nicht aus unzähligen Filmen, dass es nicht immer so war, wie es auf den ersten Blick aussah? Das Spannungsmoment fiel mir wieder ein. Der Moment, in dem sich entschied, in welche Richtung das Ganze ging. Genau wie in Dirty Dancing . Alle hatten angenommen, Johnny alias Patrick Swayze habe sein Baby betrogen. Dabei stellte sich später alles als ein einziges Missverständnis heraus. Mannomann, dieser Gedanke war echt unbezahlbar.
    Langsam beschlich mich das ungute Gefühl, eventuell etwas Wichtiges übersehen zu haben. Oder das Falsche aus allem zu schließen. Ich entschied, mich nicht länger in meiner Kabine zu verkriechen. Ich hatte schließlich nichts verbrochen und mit offenen Karten gespielt. Wenn überhaupt, war Brian derjenige, der sich fragen musste, wohin er am besten verschwand.
    Ich schnappte mir eine Flasche Apfelsaft aus der Minibar und trank sie leer. Während ich den süßen Saft auf der Zunge hatte, nahm ich mir vor, klar Schiff zu machen. Ich wollte nicht kneifen, wie Mum es tat, wenn ich sie nach ihrer Geschichte mit Troller befragte. Ich wollte den Dingen ins Auge sehen.
    Â»Einbunkern funktioniert nicht. Deshalb wirst du die Dinge angehen, Katja. Du wirst am Workshop teilnehmen und rausbekommen, was mit Brian und Natou los ist.«
    Eventuell sollte ich noch darauf achten, nicht ständig Selbstgespräche zu führen.
    Ich trudelte zehn Minuten zu früh bei unserem Treffpunkt vorm Theater ein. Anneke und Sonja standen bereits wartend an der Reling und plauderten angeregt miteinander. Und auch Friederike war im Anmarsch.
    Â»Neues Outfit?«, kam es aus Annekes Mund, kaum dass ich vor ihr stand.
    Â»Wer nichts Vernünftiges dabeihat, muss sich eben etwas kaufen«, antwortete ich so ungezwungen wie möglich.
    Friederike hatte sich neben mich gestellt und pfiff durch die Zähne. »Sieht cool aus«, meinte sie ehrlich.
    Â»Danke«, erwiderte ich, froh über jedes nette Wort.
    Anneke taxierte mich weiter eingehend. »Sexy«, fand auch sie. Damit war es allerdings noch nicht vorbei, denn sie schob eine Bemerkung hinterher, die mich rot werden ließ. »Das hast du dir doch garantiert für unseren schnuckeligen Tanzlehrer angeschafft.« Sie lächelte unverschämt. »Wenn ich du wäre, würde ich mir den auch schnappen wollen.« Ich fühlte mich ertappt und Anneke bohrte weiter. »Jetzt hab dich mal nicht so«, meinte sie. »Einen heißen Flirt an Bord nimmt dir niemand übel. Oder, Sonja? Oder, Friederike?«
    Â»Jeder muss selbst wissen, was er tut«, nuschelte Sonja.
    Â»Ich finde, Brian und Katja wären ein süßes Paar«, gab Friederike ihren Senf dazu.
    Anneke gefiel das Thema immer besser. »Wie ich gehört hab, bist du nicht die Einzige, die es auf Brian abgesehen hat. Was Schönes ist immer schnell vergriffen.« Sie lachte amüsiert auf und ließ mich einen Moment ziemlich blass aussehen. »Du solltest also zusehen, dass du zu Potte kommst.«
    Mir war blitzschnell klar, dass ich zu einem Gegenangriff ausholen musste, wenn ich Annekes Kommentaren ab jetzt nicht hilflos ausgeliefert sein

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