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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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brachte sie aus dem Gleichgewicht. »Du wirst im heißen Sand der Karibik von einem Startänzer geküsst!« Die Stimmlage, in der sie die Tatsachen in ihre eigenen Worte fasste, machte mir klar, dass ich in ihren Augen etwas Großartiges vollbracht hatte. »Ich sage dir, du steuerst eine Nacht voller Ekstase an.«
    Je mehr Inka vor ihrem PC ausflippte, umso ruhiger wurde ich. Ich musste ihr die ganze Geschichte erzählen. Ja, ich hatte Brian geküsst und ja, es hatte so ausgesehen, als hätte ich den Liebes-Hauptgewinn geknackt, aber …
    Â»Freu dich nicht zu früh«, holte ich Inka von ihrem Trip herunter. »Es gibt da nämlich etwas, das einer Ekstase absolut im Weg steht.« Ich brachte den Satz kaum über die Lippen, denn die Bilder, die ich dazu im Kopf hatte, taten mir weh. »Brian liebt Natou. Das ist die hübsche Französin, die ich schon mal erwähnt habe. Ich bin am ersten Tag an Bord in sie hineingerannt. Wenn das mal kein Zeichen war?!« Natou hatte schon bei dieser Begegnung eine enorme Kraft und Präsenz ausgestrahlt. Ich hätte wissen müssen, dass jemand wie sie Brian auffiel. Ich hätte es einfach wissen müssen! »Jedenfalls hat Brians Kuss nichts zu bedeuten.«
    Â»Halt. Woher weißt du von Brian und Natou? Während du deinen Startänzer geküsst hast, kann er ja schlecht gleichzeitig in Natous Armen gelegen haben.«
    Â»Gleich nachdem Brian und ich uns am Strand getrennt hatten, bin ich durch Cockburn Town marschiert. Ich war so aufgeregt und wollte Brian nicht zeigen, wie viel mir seine Küsse bedeuten«, erzählte ich hastig. »Und als ich so durch den Ort schlendere, sehe ich Natou in einem Tattoostudio. Sie war gerade dabei, sich die Buchstaben BRIAN auf ihren Arm stechen zu lassen. Neben zwei verschlungene Herzen.« Ich spürte, wie mir erneut die Tränen kamen. Hastig wischte ich mir mit der Hand übers Gesicht.
    Â»Neeeeinnn!«, schrie Inka. »Das ist ja superschrecklich.«
    Â»Sag ich doch. Eine halbe Stunde nach dem besten Kuss meines Lebens werde ich in der grausamen Realität wieder wach.«
    Â»Wie herzlos ist das denn?« Inka fühlte mit mir, daran bestand kein Zweifel. Bloß, ich fühlte mich deswegen kein bisschen besser.
    Plötzlich brachen sich die lange zurückgehaltenen Tränen Bahn. So sehr ich mich auch bemühte, ich konnte sie nicht mehr zurückhalten. Ich griff nach einem Taschentuch und schnaubte laut hinein. Am liebsten hätte ich mir noch mal den Zettel durchgelesen, den Brian mir geschickt hatte. Wieso hatte ich dieses wichtige Beweisstück unbedingt im Klo versenken müssen, ehe ich es von vorne bis hinten analysiert hatte? Was hatte noch mal darauf gestanden?
    Wie schaffst du es, dass mein Herz nur noch für dich schlägt?
    Sinngemäß kam das hin. So einen Satz vergaß man eben nicht so schnell. Ich schnupfte erneut, seufzte laut, und dann erzählte ich Inka den Rest. Ich berichtete davon, wie Brian im Türrahmen gestanden und zu mir hinübergeblickt hatte. So, als sei nichts gewesen. Ich erzählte von der Liebesbotschaft, die er mir durch den Maître hatte zukommen lassen, und auch, dass mich Brians Unehrlichkeit deshalb so hart traf, weil er uns in der ersten Workshop-Stunde nicht nur aus der Seele gesprochen, sondern uns sogar aufgerüttelt hatte. Es hatte ganz den Eindruck gemacht, als wisse er, was wichtig war und was andere verletzte. Wie konnte es da sein, dass er mich küsste und mir sogar eine romantische Nachricht schrieb, ohne mir zu sagen, dass er mit Natou liiert war. Für mich passte das alles überhaupt nicht zusammen.
    Eine Weile weinte ich still vor mich hin, während Inka ihr Bestes gab, um mich zu trösten.
    Â»Vielleicht sprichst du einfach mal mit Brian«, schlug sie mir allen Ernstes vor. Inka war schon immer mutig gewesen. Doch dieser Vorschlag erschien mir geradezu todesmutig.
    Â»Das werde ich nicht tun«, entgegnete ich scharf. »Ich hab keine Lust, mich lächerlich zu machen.«
    Nachdem ich Inka verabschiedet hatte, überlegte ich, mich mit Mum zu treffen. Nicht, um mit ihr über Brian oder meinen Liebeskummer zu sprechen, sondern nur, um bei ihr zu sein und so vielleicht auf andere Gedanken zu kommen.
    Doch Mum hatte alle Hände voll zu tun und vermutlich würde es nichts mit einem Treffen werden und so wuchs der Berg an benutzten Tempotüchern weiter an. Nach

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