Herz ueber Bord
jetzt ab. Das mit dem tollen Sex wird schon klappen. Nur vielleicht nicht in der Karibik.«
Die Girls zischten ab wie zwei Raketen, denn ich hatte ziemlich ernüchternd geklungen. Wie eine Spielverderberin, die man gerne loswurde. Meine Nerven waren zurzeit nun mal nicht die stärksten.
Als ich beim Strandrestaurant ankam, war schon eine Menge los. Die meisten Tische waren belegt, und an der Bar tummelten sich fröhliche Urlauber, die ihre Aperitifs tranken und sich bei der Autorin Belinda Grant Autogramme holten, obwohl die noch gar nicht gelesen hatte. Ich suchte nach einem Plätzchen, wo ich in Ruhe den offiziellen Beginn des Abends abwarten konnte. Ich hatte mir gerade einen Stuhl geschnappt, um mich damit in die hinterste Reihe zu verkrümeln, als ich Natou wenige Schritte entfernt ausmachte. Sie hatte sich Leuchtbänder um den Arm geschlungen und lachte ihr unnachahmliches Lachen. Glockenhell, aber durchdringend. Ich versuchte, mich irgendwo in der Nähe zu positionieren, als Brian aus der Finsternis auf sie zukam.
»Hi«, sagte er.
»Hallo-ho!«, säuselte Natou mit ihrem charmanten französischen Akzent. Nach der kurzen BegrüÃung lieà sie Taten folgen, schlang ihre Arme um Brian und küsste ihn auf den Mund.
Mein Herz schien mehrere Schläge lang auszusetzen. Ich stand wie angewurzelt hinter einer Palme, gespannt darauf, was passieren würde. Und tatsächlich ging es vielversprechend weiter. Natou schob den Ãrmel ihres Shirts hoch. Doch Brian interpretierte das völlig falsch.
»Hast du dich verletzt?« Seine Stimme hatte nun einen fürsorglichen Ton angenommen.
»Verletzt würde ich es nicht nennen.« Natou riss das Pflaster von der Stelle an ihrem Oberarm und hielt ihn Brian triumphierend hin. »Hat sich gelohnt, oder etwa nicht?«, fragte sie.
Brian zog Natous Arm näher zu sich heran, als sei er sich nicht sicher, was er im Halbdunkeln erkannte. Natou schlang sich die Leuchtbänder vom Handgelenk und richtete das Licht auf die Stelle, an der das Pflaster geklebt hatte. Die Stimmung war zum ZerreiÃen gespannt.
»Es ist ein Zeichen.« Trotz ihrer betont fröhlichen und kraftvollen Stimme merkte ich Natou den Unmut darüber an, eine Erklärung für ihr Tun abgeben zu müssen. »Für eine Liebe, die keinesfalls erloschen ist.«
»Versteh mich nicht falsch, das Tattoo gefällt mir â¦Â« Brians Stimme brach ab, denn Natou warf sich ihm an die Brust.
»Lass uns alles, was war, vergessen und neu beginnen.«
Neuanfang? Hieà das, Natou und Brian waren früher ein Paar gewesen und hatten sich irgendwann getrennt? In mir ging es drunter und drüber. Vielleicht hatten die beiden sich ebenfalls auf einer Karibikkreuzfahrt kennengelernt? Ich konnte meine Gefühle kaum noch bezwingen und nahm mir vor, Brian bei nächster Gelegenheit eine ganze Menge Fragen zu stellen.
»Wir haben uns vor über vier Monaten getrennt, Natou, nicht erst vor einer Woche«, erinnerte Brian sie.
Als Natou an seiner Schulter weitersprach, war ihre Stimme butterweich. »Das mit der Trennung hast du beschlossen«, seufzte sie. Von ihrer Selbstsicherheit war nicht mehr viel übrig. »Und vergiss nicht ⦠damals hieà es, wir überlegen uns das Ganze noch mal.«
Brian fasste Natou bei der Schulter und hielt sie eine Armlänge von sich weg. »Ich habâs damals nicht deutlicher ausgesprochen, weil ich dachte, wir wissen beide, dass eine Trennung das Beste ist. Ich wollte dir nicht wehtun.«
Natous Stimme vibrierte, als sie weitersprach. »Zum Schluss gab es öfter mal Zoff. Aber das ändert doch nichts daran, dass wir uns lieben.« Sie löste sich von Brian, doch er ergriff ihre Hand und schaffte es, sie einen Moment zurückzuhalten.
»Lass uns jetzt nicht im Streit auseinandergehen, Natou.«
» Merde !«, zischte sie. »Glaubst du, ich weià nicht, dass du mich wegen Katja abservierst? Hast du dieses kleine dumme Ding, das kaum die FüÃe voreinander setzen kann, als deine nächste Eroberung auserkoren?«
Als ich meinen Namen und die beleidigenden Worte hörte, pochte mein Herz so laut, dass ich glaubte, Brian und Natou müssten es hören. »Mistkerl, verdammter!« Natous Stimme überschlug sich beinahe. »Du wirst schon noch sehen, was du an mir verloren hast.«
Sie warf Brian noch einen Schwung Schimpfwörter an den Kopf, bevor
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