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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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so um mich bemühte. Hatte er vor, über mich an Mum heranzukommen? Da ich brennend daran interessiert war, ihr Geheimnis zu knacken, käme mir das sogar entgegen.
    Während wir noch miteinander sprachen, betrat ein Mann im Overall die Brücke. Troller stellte ihn mir, ohne zu zögern, vor. »Frank Minella, unser Chief Engineer, der Maschinenchef«, klärte er mich auf. »Und das ist Miss Asmussen. Fleißig als Runner unterwegs und heute Abend meine bezaubernde Tischdame.«
    Frank Minella reichte mir mit einem offenen Lächeln die Hand. »Sie sehen großartig aus, Miss Asmussen. Der Käpt’n ist zu beneiden.« Dann besprachen die Männer kurz etwas, dessen Inhalt ich nicht einordnen konnte.
    Nach einer Weile sah der Kapitän auf die Uhr. »Unsere Tischgesellschaft wartet bereits. Wollen wir?« Er hielt mir den Arm entgegen und ich hakte mich zaghaft ein. War das nicht ein wenig seltsam? Falls Frank Minella das auch dachte, ließ er sich nichts anmerken. Er verabschiedete sich von uns und wir steuerten das Restaurant an.
    Als wir am Kapitänstisch ankamen, schob Troller fürsorglich meinen Stuhl zurück. Kein Zweifel, dieser Mann war von der alten Schule. Egal, ob er durch mich etwas über Mum erfahren wollte, mit ein bisschen Geschick konnte ich den Spieß umdrehen und herausfinden, weshalb meine Mutter ihn ablehnte. Troller erschien mir viel zu höflich, um eine Frage nicht zu beantworten.
    Ich hatte mir inzwischen so meine Gedanken gemacht und zog sogar in Erwägung, dass Mum mal was mit ihm gehabt hatte. Vielleicht hatte er sie damals nach einer heißen Affäre schnöde abserviert und sie war deshalb wütend auf ihn? Oder sie hatte sich von ihm getrennt und er hatte es nicht akzep tieren wollen und war ihr damit auf die Nerven gegangen? Jedenfalls konnte ich ihn mir weder als Herzensbrecher mit schlechten Manieren vorstellen noch als Frauenverschleißer, dem hinterher alles egal war. Wie auch immer, nach der ersten Vorspeise würde ich mit einer geschickten Befragung beginnen.
    Jetzt, wo ich das innerlich für mich geklärt hatte, legte ich mir die Serviette auf den Schoß, bereit, den ersten Gang zu kosten. Doch da erschien plötzlich Mum in ihrer schicken Uniform am Tisch. Ihr Lächeln wirkte erzwungen, als sie uns freundlich begrüßte.
    Â»Hallo, Katja!«, sagte sie und verlangte dann: »Darf ich Sie kurz sprechen, Käpt’n?!« Zwischen ihren Augen hatte sich eine grimmige Falte gebildet, die sie älter erscheinen ließ und die signalisierte, dass Ärger drohte.
    Â»Mum?!« Ich begann, fieberhaft darüber nachzudenken, was ich vor den anderen sagen konnte, ohne dass es peinlich wurde. Doch so schnell fiel mir nichts Passendes ein.
    Troller erhob sich von seinem Stuhl und blickte kurz in die Runde. Neben ihm saß ein Dame mittleren Alters, die ich schon mal mit Prof. Uckers Frau hatte reden sehen. Ansonsten kannte ich niemanden. »Entschuldigung für die Störung. Ich bin in wenigen Augenblicken zurück«, versprach er uns und folgte Mum Richtung Restauranttür.
    Â»Verflixt«, schimpfte ich leise vor mich hin. »Jetzt bin ich wieder nicht dabei, wenn’s ans Eingemachte geht.«
    Ich ließ mich gegen die Sessellehne sinken und ahnte, dass Mum dem Käpt’n einimpfte, nichts von ihrem Geheimnis preiszugeben, während ich brav am Tisch bleiben musste. Wenn Inka hier wäre, würden wir jetzt einen Plan schmieden. Natürlich hatte ich auch ohne ihre Hilfe längst einen ausgeklügelt. Mich überkam mit einem Mal der Wunsch, blindwütig tätig zu werden, denn von den beiden Geheimniskrämern würde ich jetzt vermutlich nie eingeweiht werden.
    Während ich mir meinen Rücken an der Stuhllehne wund scheuerte und auf die Vorspeise wartete, nahm ich mir vor, Mum nicht länger mit Samthandschuhen anzufassen. Mein Plan stand fest! Wenn alle an Bord schliefen, würde ich dieses verdammte Geheimnis lüften.
    Als Kapitän Troller zurückkam, wirkte er wie ein begossener Pudel. Er machte nette Konversation, umschiffte meine Fragen jedoch geschickt und schnitt immer wieder ein anderes Thema an, wenn ich von Mum anfing. Je länger ich ihm zuhörte, umso verärgerter wurde ich.
    Â»Jetzt tischen Sie mir dieselbe Geschichte auf wie meine Mutter«, zischte ich ihm schließlich zu. »Das Eingreifen meiner Mum hat sich offenbar ausgezahlt. Ein

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