Herz ueber Bord
bis zum nächsten Tag an irgendeinem Treffpunkt vergisst.«
»Wartâs ab. Das ist noch nicht alles«, kündigte ich an. »Ich lese wahnsinnig gern englische Klassiker und quatsche anschlieÃend jeden damit zu â ob die Leute wollen oder nicht.« Ein Kichern entkam mir, weil ich es wunderbar entspannend fand, so offen mit Brian zu reden.
»Geht mir mit dem Tanzen genauso. Ist doch logisch, dass man gern über das spricht, was man liebt.«
Mein Kichern hörte abrupt auf und ich blickte ihn auf merksam an. »Was sagst du zu all dem?«, wollte ich von Brian wissen.
»Hast du vor, mit mir an den schlimmsten Schwächen zu arbeiten?«, fragte Brian nach. Seine Miene war ernst, aber sein Tonfall locker.
»Ich glaube schon«, entgegnete ich. »Ich findâs selbst nicht toll, unpünktlich zu sein. Was das Lesen englischer Klassiker angeht, das werde ich allerdings nie in den Griff bekommen. Das fällt unter Sucht.«
Hatte ich im Stillen nicht die ganze Zeit darauf gehofft, dass Brian mir solche Fragen stellte? Dass er sich ernsthaft mit mir beschäftigte? Doch konnte er mich jetzt noch gernhaben, wo ich so viel von mir preisgegeben hatte? Oder sah er mich nun in einem anderen Licht?
»Schön, dass du so offen zu mir bist, Katja«, hörte ich Brian plötzlich sagen. »Das habe ich bisher selten bei einem Mädchen erlebt.« Seine Antwort lieà mich beruhigt durchatmen und Mut fassen, ihm ebenfalls ein paar Fragen zu stellen.
»Und du? Was erwartest du von deiner Freundin?« Ich spürte, wie sich alles in mir anspannte. Zeigte Brian mir nun eine Seite von sich, die ich nicht akzeptieren konnte?
»Zuerst einmal hoffe ich auf Ehrlichkeit ⦠und dann würde ich ihr gern einen groÃen Vertrauensvorschuss schenken, um ihr zu zeigen, dass sie, wenn ich wegen des Tanzens unterwegs bin, keine Angst haben muss, sondern mir Vertrauen schenken kann. Nichts gegen ein bisschen Eifersucht, aber zu viel davon macht doch alles kaputt.«
»Ich weiÃ!«, entgegnete ich leise. Inka und Sven schossen mir wieder in den Kopf und irgendwie auch der Streit mit meiner Mutter um Kapitän Troller. Beim Thema Eifersucht konnte ich wirklich mitreden. »Ich finde, Vertrauen und Ehrlichkeit sind das Wichtigste in einer Beziehung. Wenn jemand hinter mir hereifern würde, wäre er schon der Falsche für mich.« Den letzten Satz hatte ich mit groÃer Emotion ausgesprochen .
Wir redeten noch eine Weile miteinander und schlieÃlich fläzten wir uns in ein Daybed am Pool und schlürften dort unsere Drinks, während wir in den tiefschwarzen Himmel blickten. Von fern hörten wir einen schwungvollen Twist, der für die Gäste gespielt wurde.
Meine Fantasie machte mal wieder Luftsprünge. Sex in einer lauen Nacht in einem Daybed auf einem Kreuzfahrtschiff, das machte was her. Ob Brian auch solche verboten guten Gedanken hatte?
»Danke für den Tag und vor allem für das tolle Gespräch, Katja!«, sagte er mitten in meine Ãberlegungen hinein. Wir stieÃen miteinander an.
»Auf Altos de Chavon, unseren Ritt am Strand und vor allem auf unsere sensationellen Küsse«, wagte ich die Flucht nach vorn. Na also, was sittsam begonnen hatte, endete zumindest mit einem Hinweis auf unsere Küsse. Wir tranken unsere Drinks, und als ich mein Glas geleert hatte, nahm Brian es mir ab und stellte es mit seinem auf das kleine Tischchen neben dem Daybed. Die ersten Töne eines Walzers erklangen.
»Darf ich bitten?«, fragte er. Ich lief mal wieder rot an, aber im Dunkeln sah man es vermutlich nicht.
»Walzer war schon in der Tanzschule meine Spezialität«, sagte ich lachend, während ich mich aus dem Daybed erhob.
Brian nahm meine Hand, legte sie in seine und umfasste mit der anderen meinen Rücken. Die Vögel über uns zogen kreischend ihre Bahnen, während wir am AuÃendeck Walzer tanzten. Ich lachte, weil ich Brian mehr als einmal auf die FüÃe stieg. Dabei rutschte mir aus Versehen ein Träger meines Kleides hinunter.
»Piksen die Pailletten nicht?« Brian hauchte einen zarten Kuss auf meine Schulter. Wenn das kein offensiver Flirt war ...
»Ein wenig schon«, gab ich zu. Ich lieà kokett den zweiten Träger hinuntergleiten und sah Brian verführerisch in die Augen. Gleichzeitig wunderte ich mich über meinen Mut.
»Das lieÃe sich ändern!«, versprach er
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