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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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Zaun zu brechen, machte ich mich auf den Weg zum Theater. Falls Brian dort wäre, um für die heutige Tanzstunde zu trainieren, könnte ich ihm mein Leid klagen. Irgendjemandem musste ich mich anvertrauen, bevor ich vor Wut platzte.
    Als ich am Sportdeck ankam, sah ich, dass noch nicht viel los war. Der Sturm hatte inzwischen an Kraft verloren, doch die meisten Passagiere hielten sich offenbar noch in der Si cherheit ihrer Kabinen auf. Von ein paar Joggern abgesehen, herrschte himmlische Ruhe.
    Ich öffnete die Tür zum Theater und hörte die Stimmen von Brian und Natou. Geistesgegenwärtig ging ich in die Knie, um im Schutz der Sessel auf allen vieren nach vorn zu kriechen. Inzwischen konnte ich es kaum noch aushalten, von Informationen ausgeschlossen zu sein. Ich musste in Erfahrung bringen, was die beiden miteinander besprachen. Als ich in einer der vorderen Reihen angekommen war, konnte ich problemlos verstehen, was gesprochen wurde. Vorsichtig lugte ich zwischen den Sessellehnen zu den beiden herüber.
    Â»Wenn rauskommt, dass du was mit der kleinen Hilfskellnerin hast, kostet dich das deinen Job. Und bloßgestellt ist sie auch.« Das kam von Natou.
    Â»Jetzt sei endlich vernünftig und hör auf mit den Spielchen«, versuchte Brian, sie zu beruhigen. »Gib mir die Fotos. Dann vergessen wir das Ganze.«
    Â»Pah! Das hättest du wohl gern«, stieß Natou empört hervor. »Kapitän Troller und Katjas Mutter haben sicher auch Interesse an meinen Schnappschüssen. Und denk dran, wenn du deinen Job hier los bist, kannst du die Dance Company in London vergessen.«
    Die Situation spitzte sich zu, so viel stand fest. »Natou!« Brian fuhr sich mit einer kraftlosen Bewegung über die Augen und setzte zu einer Entgegnung an, doch die Französin unterbrach ihn, indem sie in unvermindertem Tempo weitersprach.
    Â»Was glaubst du, was los sein wird, wenn rauskommt, dass Bettina Asmussens Tochter hier Sexspiele ausprobiert? Ob so ein Skandal die nette Chefhostess auch den Job kostet?«
    Â»Sexspiele?« Brian schüttelte plötzlich angewidert den Kopf. »Weißt du überhaupt noch, was du redest?« Er wirkte nun nicht mehr erbost, sondern ernüchtert. »Tu mir den Gefallen und halt einfach nur deinen Mund! Katja hat nichts mit der Sache zu tun. Also lass deine Wut nicht an ihr aus.«
    Es fehlte nicht viel und ich wäre aufgestanden und hätte mich eingemischt. Was redete Natou bloß für einen Schwachsinn? Bei ihr tickte es wohl nicht mehr richtig. Gleichzeitig wollte ich aber auch nicht, dass Brian sich von mir verfolgt fühlte. Wie sah es denn aus, wenn ich plötzlich hinter den Stuhlreihen hervorsprang? Daher krabbelte ich doch lieber zurück zum Eingang und zwängte mich – immer noch auf Händen und Knien – nach draußen.
    Als ich gerade im Begriff war aufzustehen, lagen plötzlich zwei Dollarscheine vor mir auf dem Boden. Vermutlich hatte der Wind sie hierhergetrieben. Dazu hörte ich die markante Stimme von Frau Ucker:
    Â»Falls Sie es auf die Scheinchen am Boden abgesehen haben: Die gehören mir. Das Trinkgeld, das mein Mann Ihnen ständig für nichts und wieder nichts zusteckt, müsste für Sie doch reichen, Kindchen«, nörgelte sie.
    Mir war klar, dass ich auf dem Boden herumkriechend, noch dazu mit Dollarscheinen vor mir, einen seltsamen Anblick bot. Deshalb hievte ich mich hoch und blickte nach allen Seiten, um mich zu vergewissern, dass Frau Ucker und ich allein waren.
    Â»Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Mrs Unausstehlich .« Endlich ließ ich meinen Emotionen freien Lauf. »Sie regen sich nicht nur Tag und Nacht auf, Ihre Frisur ist auch noch grottenhässlich. Also, wenn Ihr Mann mich fragt, werde ich ihm raten, Sie in einem Tenderboot auszusetzen. Er hat nämlich Humor und Herz. Zwei Dinge, von denen Sie noch nichts gehört haben.« Frau Ucker gab keinen Pieps von sich. Ihr hatte es die Sprache verschlagen. Und ich fuhr herum und stolzierte erhobenen Hauptes davon.
    Â»Höchste Zeit, dass es dieser Schnepfe mal jemand gezeigt hat«, hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir. Hinter einer Liege tauchte der Kopf von Ole auf. Er grinste verschwörerisch.
    Â»Wo kommst du denn her?« Ich seufzte entsetzt. Jetzt hatte doch jemand mitgekriegt, wie ich die Ucker behandelt hatte.
    Â»Ich wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen.« Ole grinste breit,

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