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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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wenigstens zu überfliegen.
    Stell dir vor, Katja, ausgerechnet auf dem Gang des Krankenhauses, auf dem Weg zu Sven, erwischt mich das Schicksal , las ich.
    Herrje, was war nun wieder passiert? Wie ich Inka kannte, war sie einem gut aussehenden Medizinstudenten, einem schnuckeligen Krankenpfleger oder einem Besucher mit Waschbrettbauch und Strahlelächeln in die Arme gefallen. Natürlich nur, weil die Putzfrau den Krankenhausboden frisch gebohnert hatte und sie mit ihren hohen Hacken nicht rechtzeitig hatte bremsen können. Leider hatte ich keine Zeit, dem Rätsel von Inkas Eroberung auf die Spur zu kommen, denn mein Job als Runner trieb mich in die Küche.
    Als ich in der Galley ankam, war klar, dass diesmal besonders viel los war. »Ein Gast feiert seinen fünfzigsten Geburtstag und wünscht sich zu diesem Anlass ein besonderes Menü«, klärte Enzo mich auf, kaum, dass sich die Edelstahltür hinter mir geschlossen hatte.
    Â»20 Kilo Kartoffeln, drei Kilo Reis, sieben Kilo Rindfleisch, Fisch, Früchte …«, las ich auf der Liste mit Sonderwünschen. »Wollen die für zwei Wochen voressen?«
    Â»Frag mich nicht!«, entgegnete Enzo und hob mit großer Geste die Arme. »Wir sollen nicht hinterfragen, sondern bloß umsetzen, was die Gäste sich wünschen.«
    Â»Ich weiß. Der Gast ist König.«
    Enzo nahm mich bei der Hand, um mich zu instruieren, und so begann ich, wie jedes Mal, vom Restaurant in die Küche und wieder zurück zu hetzen.
    Als Enzo mich um kurz nach elf entließ, war ich schweißnass und immer noch wütend, wenn ich an Brian und die Moderation dachte. Was fiel diesem Kerl überhaupt ein? Behandelte mich wie ein dummes Küken und schlug mich gleichzeitig als Assistentin vor, die moderieren sollte. Wie sagte Papa immer zu mir? Irgendwann musst du das tun, wovor du am meisten Angst hast. Genau das hatte ich vor.
    Ich organisierte zwei Coffee to go und steuerte damit das Theater an. Wenn Brian darauf abzielte, dass ich klein beigab und tat, was er von mir verlangte, hatte er sich geschnitten. Ich würde weder zu dem kurzfristig einberufenen Treffen am Strand von Aruba kommen noch den morgigen Abend moderieren. Vielmehr hatte ich vor, ein letztes Mal mit ihm zu sprechen und dabei kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Ich wollte endlich wissen, warum er mich heute Morgen so intensiv angestarrt hatte. Und wieso er wieder mit Natou zu sammen war, und zwar ohne sich zu verstecken, wie er es von mir verlangt hatte. Ich wollte endlich Antworten!
    In meinem Inneren hörte ich Paps’ Stimme – »Unbequeme Fragen zu stellen, zeichnet jemanden mit Mut und Durchsetzungskraft aus, Katja!« – und wurde traurig, weil ich mir immer noch nicht sicher war, ob ich ihn jetzt überhaupt noch Paps nennen konnte. Ich nahm mir fest vor, ihm noch heute zu schreiben oder mit ihm zu skypen, um ihn nach seiner Sicht der Dinge zu fragen. Wir hatten sicher noch einen weiten Weg vor uns. Ich würde mein Leben neu ordnen müssen. Aber vielleicht war das Neue gar nicht so schrecklich, wie ich dachte? Irgendwo in mir drin blieb ein Fünkchen Hoffnung, dass Jens trotz allem mein Vater, Papa Jens, bleiben könnte. Und ich seine Tochter.
    Als ich am Sportdeck ankam, lief ich ausgerechnet Stefan Troller in die Arme.
    Â»Katja!«, rief er. Offenbar froh, mich zu sehen.
    Ich betrachtete ihn genauer. Seine Sommersprossen, das dichte wellige Haar, die grauen, seltsam verschmitzt dreinblickenden Augen, aber vor allem seine gerade Haltung. Er sah gut aus und sein Lächeln wirkte aufrichtig. So sah also mein leiblicher Vater aus.
    Â»Na, haben Sie den gestrigen Abend überlebt?«, fragte ich, ohne eine erkennbare Emotion in meine Worte zu legen.
    Der Käpt’n blickte mich eindringlich an. »Ich habe eine Bitte! Kannst du nicht Stefan zu mir sagen? Alles andere wäre schlichtweg verrückt, jetzt, wo wir Vater und Tochter sind.«
    Â»Von mir aus«, grummelte ich, obwohl ich gefühlsmäßig noch nicht so weit war. Das ging mir alles viel zu schnell.
    Â»Und um auf deine Frage zu antworten … deine Mutter und ich haben uns gestern nach Dienstende noch lange unterhalten. Wie du dir denken kannst, war es kein einfaches Gespräch, aber es hat geholfen.«
    Â»Freunde werdet ihr deshalb aber nicht werden«, mutmaßte ich.
    Troller schien trotz allem zuversichtlich. »Ich bin froh, dass wir überhaupt

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