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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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richtige Gänsehaut.« Sie blieb auf der ersten Plattform stehen und schaute begeistert auf den hellen Erdtrabanten und das dunkle Ballungsgebiet.
     
    Eine Gänsehaut hattest du gerade schon, sagte ich zum Glück nicht, sondern: »Da hinten ist Düsseldorf.« Und entschuldigte mich in Gedanken bei Baby.
     
    Sie schaute kurz in die Ferne und antwortete grinsend: »Und wen interessiert Düsseldorf?«
     
    Ich zuckte mit den Schultern und strich den Hinweis auf die Landeshauptstadt aus meinem aktiven Wortschatz.
     
    »Hast du den Fuß hier gefunden?« Sie sah mich kurz an. »Ist es in Ordnung, wenn wir hier oben über das Thema reden? Ich habe dich gar nicht gefragt, wie es dir damit geht.«
     
    »Es geht mir einigermaßen gut und nein, der Fuß stand dort drüben, da ist auch noch eine Plattform.« Ich deutete auf die andere Seite, die man von hier aus nicht einsehen konnte, und ging vor ihr her auf den Rundkurs. Helmut scheuchte über Funk die Aufsichten Richtung Ausgang. Das war seine Art mir mitzuteilen, dass er gerne Feierabend machen würde. Ich drückte die Taste und sagte pflichtbewusst: »Ich bin hier gleich fertig.«
     
    »Sieht man nicht«, knurrte er kurz zurück und ich winkte in die nächste Überwachungskamera, an der wir vorbeiliefen. Ob Helmut Irene für eine romantische Verabredung hielt? Wenigstens konnte er dann endlich mal sehen, dass ich einen guten Geschmack hatte. Ich sah ihr zu, wie sie dicht ans Gitter gedrängt auf das dunkle Riesenrad am Einkaufszentrum blickte und korrigierte mich. Markus hatte einen guten Geschmack.
     
    »Damals warst du allein hier oben?« Sie drehte sich zu mir um und bemerkte, dass ich sie beobachtet hatte.
     
    Erwischt.
     
    »Ja.«
     
    »Ein wunderbarer Platz, um allein zu sein. Ich meine, normalerweise.« Sie drehte sich wieder dem Panorama zu. Schade, dass die Taube nicht da war. Ich hätte auch ihr gerne gezeigt, dass ich zur Abwechslung mal nicht solo, sondern mit einer schönen Frau auf dem Dach stand. Wenn ich es mir recht überlegte, hatte ich die Taube seit jenem Freitag nicht mehr gesehen. Hoffentlich hatte sie sich nichts angetan.
     
    »Charlotte?« Irene berührte mich kurz am Arm und sah mich fragend an.
     
    »Entschuldige, ich habe nachgedacht.« Und ich hatte vollkommen verpasst, dass sie sich wieder umgedreht hatte.
     
    »Das würde mir sicher auch so gehen.« Sie ließ ihre Hand auf meinem Arm und drückte ihn kurz. »Wir können auch später darüber reden, ich kann das gut verstehen.«
     
    Nein, das kannst du leider nicht.
     
    »Vielleicht ist das wirklich besser. Komm ich zeige dir noch die besagte Plattform und dann machen wir uns auf den langen Weg nach unten.«
     
    Das Gasometerdach war für diese Nacht zusätzlich beleuchtet und so sah ich den grünen Schimmer sehr früh. Ich blieb stehen und seufzte. Also hatte doch ein Witzbold diese Gelegenheit nicht verpassen wollen und natürlich so spät gehandelt, dass ich jetzt den Feierabend verschieben konnte. Hatte der Aufzug deshalb auf der vierten Etage gestanden? Weil jemand noch nach mir auf dem Dach war und ein großes Stück gefahren und dann den Rest zu Fuß gegangen war? Nicht ungeschickt, der dunkle Treppenturm verbarg seine Benutzer zur Nacht perfekt. Der Gedanke war sehr unangenehm. Ich schaute vorsichtig über meine Schulter hinweg auf den Weg hinter uns. Keiner da.
     
    Irene war neben mir stehen geblieben und sah mich fragend an. Ich zeigte auf das grüne Objekt auf der letzten Plattform. »Wir haben hier seit dem Fund ein kleines Problem mit Nachahmern und ich fürchte, heute Abend konnte mal wieder jemand der Versuchung nicht widerstehen.«
     
    »Helmut?« Ich sprach ins Funkgerät. »Hat gerade noch jemand das Gelände verlassen?«
     
    »Quatsch. Schon lange keiner mehr da. Bin in der Werkstatt.« Er hätte es also überhaupt nicht sehen können, wenn jemand vor Kurzem durch das große Drehkreuz im Zaun nach draußen gelangt wäre. Außerdem konnte jeder einigermaßen sportliche Mensch auch an der dunklen Kanalseite über den Zaun klettern und auf den unbeleuchteten Pfaden verschwinden.
     
    »Wo sind die Aufsichten?«
     
    »Alle schon raus.«
     
    Ich unterrichtete Helmut, der höchstwahrscheinlich gerade seine Tasche packte, dass er den Streifenwagen aus seiner Umlaufbahn holen durfte, und drehte die Lautstärke des Funkgeräts schnell etwas leiser, damit Irene seine Reaktion nicht mit anhören musste.
     
    »Gehen wir nicht näher?« Sie zögerte.
     
    »Doch«,

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