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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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vollständig zitieren können, aber das Schriftbild und einzelne Worte waren mir klar vor den Augen erschienen.
     
    »Und das hat Sie nicht auf die Idee gebracht, dass die Funde etwas mit Ihnen zu tun haben könnten, Frau Gabriel.« Als er meinen Nachnamen ausgesprochen hatte, war das vertraute Wort in meinem Kopf hinüber zu den Schnappschüssen der gedruckten Zeilen gesprungen und hatte sich dem ersten Satz zugesellt.
     
    Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? Gabriel.
     
    Gabriel war nicht nur mein Nachname, Gabriel war auch der Name eines Engels.
     
    Irene stieß mich an und wies auf meinen Kaffee. »Das wird kalt.« Die Art wie sie das Substantiv in ihrem Satz undefiniert ließ, bestätigte mir, dass auch sie sich über die genaue Zusammensetzung der dunklen Flüssigkeit nicht sicher war.
     
    Ich nahm einen Schluck und schüttelte mich. »Das ist schon kalt. Und bitter.«
     
    »Warum tust du keinen Zucker rein?« Sie beugte sich vor und wollte nach dem unschön verkrusteten Zuckerstreuer greifen, der auf der anderen Tischseite stand.
     
    »Um Gottes Willen.« Ich stoppte ihre Bewegung. »Ich möchte keine unkontrollierbare chemische Reaktion auslösen. Oder bist du ganz sicher, dass das Zucker ist? Und das Kaffee?«
     
    Sie schüttelte müde den Kopf. »Was ist das für eine seltsame Nacht? Hast du so etwas schon mal erlebt?« Sie sah mich an und ihr fiel offensichtlich ein, dass ich genau so etwas erst vor Kurzem erlebt hatte, denn sie wurde rot. »Entschuldige. Ich bin eine Idiotin.«
     
    »Bist du nicht.« Ich versuchte in den Ringen auf dem Tisch ein Muster zu erkennen. Ich hatte irgendwo gelesen, dass es Menschen besser ging, wenn sie den Dingen eine Ordnung geben konnten. Und dass Menschen auch dort Muster erkannten, wo keine waren. Genau! Mein Name musste nichts mit dem Engel im Text zu tun haben.
     
    »War dein erster toter Fuß, oder?« Ich versuchte ein Lächeln.
     
    Sie lächelte zurück. »Was hat mich verraten?«
     
    »Ich kann die Neuen immer erkennen.« Mit ihr zusammen zu lächeln war schön und beruhigend. Und wenn man es zu lange tat, war es beunruhigend. Ich senkte die Augen tief in die braune Brühe in meiner Tasse und sagte: »Wer immer das hier tut, hält also mehr als einen Toten versteckt.«
     
    Ihre Finger klopften einen schnellen Rhythmus auf dem Tisch mit, den niemand außer ihr hören konnte. »Das müssen wir seit heute leider annehmen. Und er will sich offensichtlich mitteilen.«
     
    »Sie glauben, dass es mit mir zu tun hat.« Das sagte ich jetzt endlich laut, obwohl ich den Gedanken nur schwer ertrug, und das hatte ich vor einer dreiviertel Stunde schon einmal leise geflüstert, als ich ErzEngel angerufen hatte. Meine Mutter, der Schlaf nicht viel bedeutete, hatte sich alles notiert, was ich über den Text und den Fuß wusste, und schon während ich mit Irene in das einzige Lokal fuhr, das um diese Zeit noch offen war, rasten Einsen und Nullen durchs Netz und suchten dort nach einem Sinn. Oder einem Muster.
     
    Irene rieb sich die Augen und dehnte den Rücken. »Gabriel ist ein sehr schöner Name. Sie glauben an einen Zusammenhang wegen dieses Engelsgedichts, über das ich nicht schreiben darf? Weil dein Name der Name eines Engels ist?«
     
    Die Polizei hatte Irene ausdrücklich klargemacht, dass jede Erwähnung des Zettels in ihrem Artikel die Ermittlungen ernsthaft gefährden konnte und ihre Chancen auf weitere Informationen von offizieller Seite nachhaltig beenden würde.
     
    Ich hob meinen Blick aus dem Becher und bemerkte, wie müde sie aussah. Die dunklen Schatten unter ihren Wimpern hoben ihre hellen Augen deutlich hervor. Müdigkeit stand schönen Frauen erstaunlich gut, denn sie ließ sie verwegen und lasziv aussehen. Mich ließ Müdigkeit müde aussehen. Wie hatte ich es früher geliebt, wenn SIE mich mitten in der Nacht mit solchen Augen angesehen hatte. Der nahende Schlaf hatte IHREM Gesicht die harten Konturen verwischt und es weicher und sanfter gemacht.
     
    Irene erwiderte meinen langen Blick mittlerweile sehr fragend.
     
    »Du siehst müde aus.« Ich hoffte, sie hörte nicht heraus, dass ich ihr ein Kompliment gemacht hatte.
     
    »Ich bin müde. Und hellwach. Und vollkommen durcheinander.« Sie drehte das Armband schneller. »Ich werde gleich zu Markus fahren und ihn wecken, ich kann jetzt nicht allein schlafen. Hast du jemanden, der sich kümmert?«
     
    Natürlich, sie würde zu Markus fahren. Ihre Antwort riss mich

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