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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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herauszufinden, wo dein Mülleimer steht.« Da sich keine der Mücken für mich interessierte, riss ich ein vollkommen unschuldiges Grasbüschel aus dem Boden und warf es wütend zur Seite.
     
    Mir war zwar klar, dass es einen Unterschied zwischen ihren und meinen Entsorgungsgewohnheiten gab, aber ich war nicht bereit, das zuzugeben.
     
    »Ich will nur nicht wieder zusehen, wie du der Welt entsagst, um dein Telefon zu bewachen.«
     
    Mein Handy ruhte in meiner Tasche und war auf die lauteste Stufe plus Vibration gestellt, aber das musste Baby nicht wissen.
     
    »Mach dir keine Gedanken und creme mir lieber den Rücken ein.« Ich zog mir das T-Shirt über den Kopf und drehte mich auf den Bauch. Es reichte vollkommen, wenn ich mir Gedanken machte.
     

Laute Stimmen aus dem Wohnzimmer
     
    ließen mich im Hausflur innehalten und lauschen. Baby hatte mich mit einigen Warnungen, guten Ratschlägen und schwesterlichen Küssen vollkommen sonnenverbrannt den kurzen Weg bis zu unserem Haus begleitet, wo ihr Wagen stand. Ich setzte gerade den Fuß auf die unterste Stufe der Treppe, als die Tür zur Wohnung meiner Mutter aufgerissen wurde und sie selber mich mit wehendem Haar und flehendem Blick ins Wohnzimmer winkte.
     
    »Hast du wieder die Haustür offen stehen lassen oder wie ist die Kaltfront ins Haus gelangt?«
     
    »Eine halbe Stunde, bitte Otter! Ich werde sonst verrückt.« Das war meine Mutter nach Meinung meines Bruders, der im Wohnzimmer auf einem Sessel mit der Fernbedienung des Fernsehers spielte, zwar schon, aber ich ging trotzdem mit. Er trug mal wieder diese Mischung aus Leinenhose und Pastellhemd mit weißem, um die Schulter geknoteten Pullover, von der er hoffte, dass sie ihn wie einen Harvard-Absolventen aussehen ließ. In Wirklichkeit sah er eher wie Ken, Barbies Freund, aus, nachdem ein paar Vierjährige ihn im Sandkasten für ihre Teeparty angezogen hatten. Ihm gegenüber saß Stracciatella in einem schicken Sommerkleid und nippte vornehm an einem Wasser. Vor beiden auf dem Tisch stand ein Dessertteller mit einem kaum angerührten Stück Kuchen. An dem matschigen, gelblichen Belag, der den verbrannten Boden dick bedeckte, erkannte ich, dass Rose-Lotte Stein sich endlich auch an Obstkuchen gewagt hatte. Heiner nickte mir zu und schaltete dann wieder auf ein neues Programm. Immer wenn er sein Elternhaus betrat, versuchte er es so schnell wie möglich durch den Fernseher wieder zu verlassen. Er schaltete missmutig ein paar Programme durch, bis eine Karawane von Börsenkursen, die unermüdlich über den unteren Bildschirmrand zog, ihn beruhigte. Ich sah seine Augen gierig über die Zahlen flackern und hoffte wieder einmal, dass er adoptiert war.
     
    »Charlotte, wie schön.« Stracciatella machte eine Muskelbewegung im Gesicht, die entfernt einem Lächeln ähnelte, zusammen mit der ansonsten starren Mimik aber eher wie ein Zeichen von Parkinson wirkte. Ich schenkte mir ein Glas Cola ein, das bedauerlicherweise Zimmertemperatur hatte und hielt es ihr schnell hin.
     
    »Lena-Stella, wie nett dich zu sehen. Kannst du das mal kurz halten? Nicht abstellen, bitte, das gibt Flecken.« Sie nahm das Glas misstrauisch, während ich mich in der Schrankschublade meiner Mutter umständlich nach Keksen umschaute. Aus dem Augenwinkel behielt ich mein Getränk in ihren kalten Händen im Blick. Als sich eine dünne Eisschicht auf der Cola in ihrer Hand bildete, holte ich es mir zurück und trank einen großen, erfrischenden Schluck. Im Sommer hatte meine Schwägerin durchaus auch praktische Seiten.
     
    Dann allerdings begann sie zu sprechen: »Es ist schrecklich, was unserer Familie da passiert. Ich weiß gar nicht, wie wir damit fertig werden sollen. Das ist doch eine Bedrohung! Vor allem für mich und meine Kinder. Da hat es einer dieser perversen Triebtäter auf unschuldige Bürger abgesehen.« Sie machte eine große, herrische Geste, die die Stadt und mehr einschloss. Urbi et Orbi waren in Gefahr und mussten verteidigt werden. Ich sah dunkle Menschenmengen vor mir, die angeführt von meiner Schwägerin mit lodernden Fackeln, Mistgabeln und Sensen zur Hütte des Monsters drängten.
     
    Es gab eine Zeit zu reden und es gab eine Zeit zu schweigen, es gab auch eine Zeit zu schreien. Welche war nur jetzt? Ich sah zu meiner Mutter hinüber. ErzEngel blätterte summend in einer Frauenzeitschrift, die sie genau für solche Zwecke auf dem Couchtisch liegen ließ. In Wirklichkeit konnte sie König Juan Carlos nicht von

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