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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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dir keine Mühe, an dieser Situation ist nicht sehr viel Lustiges.« Sie zog meine Vorhänge einen kleinen Spalt auseinander und spähte auf die Straße. »Und falls du dich in den nächsten Tagen verfolgt fühlst, die Polizei hat dich netterweise mit etwas Gesellschaft versorgt. Sie gehen davon aus, dass der wahnsinnige Truhenbesitzer dir mit seinen Taten etwas sagen will. Und sie überprüfen seit heute Morgen vorsichtig, ob es in deinem Leben enttäuschte Exliebhaber gibt. Du solltest das beim nächsten Gespräch klären. Und du solltest vorsichtig sein und nicht so oft allein. Die Senioren in meiner Computergruppe sind sehr beunruhigt und fürchten, dass jemand versuchen wird, sie gegen ihren Willen tiefzukühlen. Rose-Lotte Stein hat gestern ununterbrochen Benutzername und Passwort verwechselt, dabei haben wir das in den letzten Wochen ausführlich besprochen. Und dann hat sie es endlich hinbekommen und bei Ebay vier Radkappen ersteigert, dabei hat sie nicht einmal ein Auto. Ich hatte fast den Eindruck, dass sie etwas sagen wollte, dabei spricht sie nie. Sie lässt dich herzlich grüßen und hat schriftlich nachgefragt, ob du auch Obstkuchen magst.«
     
    Ich schob meine Mutter mit besten Grüßen an die vier Radkappen und alle Senioren aus dem Zimmer.
     
    Ich sollte vorsichtig sein und nicht so oft allein. Ein guter Rat. Ich ließ mich mit dem Gesicht voran ins Bett fallen und drückte mir mein Kissen von beiden Seiten gegen den Kopf. Meine Ohren rauschten. Zwei tote Füße, eine schöne Frau und ein drohender Obstkuchen. Ob es darüber schon ein Gedicht gab?
     

Zwei Gänse mit langen, schwarzen Hälsen
     
    starrten uns aus dem hohen Gras misstrauisch an und schnatterten warnend, als wir unseren Weg durch die Rheinauen ungerührt in ihre Richtung fortsetzten. Obwohl es hier einen ausgewiesenen Wanderpfad gab, hatten die großen Vögel diese Wiese zwischen den kleinen Teichen mitten in der Woche meist für sich allein und waren deshalb auch nicht gewillt, sie zu teilen. Baby hatte meinen Vorschlag, wie früher die Abkürzung durch den Nachbargarten zu nehmen, abgelehnt und darauf bestanden, dass wir gut sichtbar die ganze Straße entlang bis zum Rhein gingen. Überraschenderweise sprach uns auf unserem ganzen Weg niemand an, nur das leise Rascheln der Vorhänge begleitete uns, als zögen wir den Wind hinter uns her.
     
    Wir lächelten den Gänsen freundlich zu, als wir unsere Decke in gebührendem Abstand mit großem Schwung ausbreiteten, was die beiden nicht daran hinderte, empört aufzufliegen und dabei laut über uns zu schimpfen. Baby schirmte ihre Augen mit den Händen ab und folgte ihrem Flug über den Rhein, der in der Ferne träge in der Sonne glänzte. »Wusstest du, dass bis zu zwölf Prozent der Kanadagänse in homosexuellen Beziehungen leben?«
     
    »Waren das Kanadagänse?«
     
    »Woher soll ich das denn wissen?« Sie zog grinsend die Schultern hoch. Wir legten uns ins hohe Gras und starrten in den wolkenlosen Himmel. Baby hatte darauf bestanden, dass ich an meinem freien Tag das Haus verließ, obwohl ich ihr versicherte, mich zwischen meinen Wänden am besten zu fühlen. Wenn ich außerhalb meiner Arbeitszeit vor die Tür gegangen war, hatte ich mich dabei erwischt, dass ich wildfremden Kunden in der Schlange an der Kasse oder an der Tankstelle lange in die Gesichter schaute und überlegte, ob sie heimlich anderen Menschen den Fuß abhackten. Wenn ich Auto fuhr, überprüfte ich im Spiegel, ob die Wagen hinter mir wechselten. Am Gasometer blieb ich am liebsten in meinem Büro, draußen schlenderten jetzt ständig die dunkel gekleideten Herren einer privaten Sicherheitsfirma übers Gelände, kontrollierten Taschen und ließen sich gerne von den immer noch zahlreichen Besuchern fotografieren. Zum Feierabend ging ich nur noch mit Helmut zusammen aufs Dach. Der junge Fotograf, den Irene geschickt hatte, um professionelle Bilder von mir zu machen, hatte sich begeistert über den melancholischen Ausdruck auf meinem Gesicht geäußert und damit bestätigt, was ich schon längst geahnt hatte, Unglück stand mir gut.
     
    Einen Nachmittag lang hatte ich zudem einem interessierten Polizisten alles Relevante über mein Leben erzählen müssen, und auch das hatte mich nicht entscheidend beruhigt. Der Beamte hatte die Nachricht, dass es weder wütende noch glückliche Männer in meiner Vergangenheit gab, äußerlich ungerührt aufgenommen und sich dann vorsichtig nach den Frauen erkundigt.
     
    »Hast du

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