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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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den Kontakt zur Szene verloren. Nicht, dass er vorher sehr intensiv gewesen war.
     
    »Stollwerck in Köln. Drei Ebenen, drei DJanes, tausende von Frauen. Viele alleinstehend oder in langweiligen Beziehungen. Wir gehen vorher noch etwas essen, vor elf Uhr ist da nichts los.«
     
    »Um elf Uhr schlafe ich schon seit einer Stunde.«
     
    »Heute nicht.«
     
    Ich war überrascht, wie lang die Schlange vor dem Eingang um kurz nach elf war. Frauen aller Altersgruppen schoben sich auf die schmale Einlasskontrolle zu und holten sich ihre Getränkekarte ab. Baby kaufte zwei Karten, schubste mich die Treppe hinauf in das große Foyer und bedeutete mir, kurz zu warten. Ich nickte und sie verschwand in Richtung einer großen Theke, die am Rand des Raumes stand. Um mich herum war reges Treiben. Frauen, wohin ich sah. Ich musste zugeben, dass mich der Anblick nicht unglücklich machte und eine willkommene Abwechslung zu meinem Leben in den letzten Wochen darstellte. Auf der Treppe zu den oberen Tanzflächen saß eine junge Frau mit blonden Haaren und lächelte mir zu, bevor sie sich wieder mit ihren Freundinnen unterhielt.
     
    »Hier.« Baby brüllte mir ins rechte Ohr und hielt mir ein Glas hin.
     
    »Was ist das?« Ich brüllte zurück.
     
    »Wodka redbull.«
     
    »Willst du mich betrunken machen?« Ich nippte an der süßen Mischung.
     
    »Wenn das hilft.« Sie lächelte mich über ihr alkoholfreies Bier hinweg an und nahm dann Augenkontakt mit einer der Freundinnen der blonden Frau auf. Ich ging in Richtung der großen Tanzfläche im Erdgeschoss und Baby folgte mir nach kurzer Zeit unwillig. Hier in der Nähe der riesigen Boxen war es viel lauter und wilde Lichtspiele verwandelten den Raum in ein schwankendes Kaleidoskop. Überall tanzten, standen und lachten Frauen. Hoch unter der Decke hingen überdimensionale weiße Luftballons, die im Takt der Bässe schaukelten und in denen sich das Licht immer fing. Eine unwirkliche Welt, die zusammen mit dem Wodka in meiner Blutbahn dafür sorgte, dass ich mich gegen meinen Willen entspannte. Wir suchten uns einen Stehtisch und schrien uns ein paar Worte zu, bevor ein bekanntes Lied Baby dazu zwang, sich unter die Tanzenden zu mischen. Aus dem Meer der schlenkernden Arme und Beine erschien plötzlich die Frau aus dem Freundeskreis der Blonden neben ihr und passte sich ohne jede Berührung ihren Tanzbewegungen an. Baby lächelte und schrie ihr etwas ins Ohr. Ich holte mir einen weiteren Cocktail und folgte ihnen mit den Augen. Sie tanzten jetzt dichter nebeneinander und nach zwei weiteren Liedern deutete Baby in meine Richtung und lud sie gestenreich an unseren Tisch ein. Natürlich kam sie mit und in ihrem Schlepptau kam auch die hübsche blonde Frau nicht an unserem Tisch vorbei. Wir lächelten uns alle an und Baby besorgte neue Getränke.
     
    »Ich heiße Judith.«
     
    »Charly.«
     
    Wir prosteten uns zu. Baby war mit ihrer neuen Bekanntschaft schnell wieder zum Tanzen verschwunden, aber Judith blieb neben mir stehen und begann ein Gespräch. Wir mussten beide über die Unmöglichkeit dieses Unterfangens lachen und sie zog mich mit sich in einen ruhigeren Außenbereich. Ich winkte Baby zu und wies in die Richtung, in die wir gingen. Baby nickte mir begeistert zu und widmete sich dann wieder ihrer Tanzpartnerin.
     
    »Hier ist es besser.« Judith ließ sich in einen der Sessel im rot beleuchteten Loungebereich fallen. Ich nahm dicht neben ihr Platz und war sehr froh, dass der Wodka mit meiner Unsicherheit und meinen Bedenken in einer unübersichtlichen Nebelwelt spazieren ging. Selbst hier, weit weg von der Tanzfläche, war eine Unterhaltung nur schwer möglich, aber ich stellte fest, dass mir die Mischung aus Pantomime und Schreien, mit der wir uns einander bekannt machten, gefiel. Ich holte uns noch zwei bunte Getränke und der Abend gefiel mir noch etwas besser. Judith lachte viel, aber nicht unangenehm, sondern freundlich und ansteckend. Falls sie wusste, wer ich war, ließ sie es sich nicht anmerken. Ihre Haut hatte den weichen und doch so glatten Perlmuttglanz der Frauen, die noch unter dreißig waren. Baby schaute etwa alle zwanzig Minuten unauffällig nach, wie es mir ging, und war über den schwindenden Sitzabstand zwischen mir und Judith offensichtlich glücklich.
     
    »Sollen wir auch mal tanzen?« Judiths Lippen waren ganz dicht an meinem Ohr und der Schall ihrer Worte kitzelte meinen Gehörgang auf angenehme Art.
     
    »Was?« Ich kitzelte ihr Ohr mit meinem

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