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Herz und Fuß

Herz und Fuß

Titel: Herz und Fuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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natürlich nur angelehnt war, auf und stürzte wutentbrannt ins Wohnzimmer meiner Mutter.
     
    »Bist du wahnsinnig geworden? Hast du gesehen, was da draußen los ist? Warum zum Teufel kannst du nicht daran denken, die Haustür zu schließen? Da draußen läuft ein wahnsinniger Mörder herum!«
     
    Es klirrte heftig und eine zartblaue Porzellantasse zerschellte auf dem Steinboden neben dem Wohnzimmertisch. Eine kleine Kaffeelache suchte sich durch die Scherben ihren Weg in die Freiheit. Aus den Sesseln und von der Wohnzimmercouch starrten mich sechs verschreckte, ältere Frauen an. Drei hatten sich an das, unter üppigen, berüschten und stark geblümten Busen versteckte Herz gegriffen, während die anderen drei sich an den gepolsterten Kanten ihrer Sitzgelegenheiten festklammerten. Rose-Lotte Stein, die, wie ich jetzt bemerkte, neben meiner Mutter saß, begann zu weinen.
     
    ErzEngel stellte ihre Tasse ruhig auf den Unterteller und legte ihre Hand auf den Arm der weinenden Seniorin neben sich. »Ich darf sie denen, die sie nicht kennen, vorstellen, das ist meine Tochter.« Sie wandte sich zu mir. »Charlotte, das sind die Damen aus meinem Computerkurs. Wir wollten uns hier in Ruhe über die Ereignisse austauschen.«
     
    Die Damen aus dem Computerkurs beäugten mich vorsichtig, so wie man einen streunenden Hund betrachtet, bei dem man nicht sicher ist, ob er als Nächstes wedelt oder beißt. Ich stand knallrot in der Mitte des Raumes und bemühte mich, harmlos auszusehen. Alles was mir jetzt noch fehlte, war die Schlagzeile. »Wütende Fußfinderin treibt wehrlose Rentnerinnen in den Herztod!«
     
    »Es tut mir leid, ich …« Meine Mutter schnitt mir das Wort ab. »Ist schon in Ordnung. Holst du bitte ein Kehrblech?«
     
    »Natürlich!« Nichts war mir lieber, als den Raum mit den erstarrten Computerdamen zu verlassen. Kaum war ich außer Sicht, begannen sie alle durcheinanderzureden. Ich holte in der Küche mehrmals tief Luft, bevor ich mich mit Kehrblech und Aufnehmer bewaffnet wieder ins Wohnzimmer wagte.
     
    »Charlotte nimmt das alles sehr mit, sie ist so sensibel«, meine Mutter holte mich mit einer Äußerung wieder zurück aus der Mitte der Furien und besorgte mir einen Platz im Kreise der menschlichen Gemeinschaft. Die Damen nickten verständnisvoll. Ich kehrte und wischte leidenschaftlich zu Rose-Lotte Steins Füßen, die mich wie hypnotisiert anstarrte. Als ich ihren Blick freundlich erwidern wollte, wurde sie rot und hielt sich eine Serviette vor das Gesicht. Offensichtlich war sie noch nicht ganz sicher, dass von mir wirklich keine Gefahr mehr ausging.
     
    »Wir sind auch in Sorge, Charlotte«, stellte meine Mutter fest, nachdem ich die Scherben im Abfall und den vergossenen Kaffee im Ausguss untergebracht hatte.
     
    »Wenn man bedenkt, dass er direkt vor unserer Tür war.« Die Damen erschauerten so synchron, dass ich nicht ausmachen konnte, welche von ihnen den Satz gesagt hatte.
     
    »Ich denke, dass es schon Grund gibt, vorsichtig zu sein, aber keinen Grund zur Panik.« Ich bemühte mich, vernünftig und sicher zu klingen und nicht wie jemand, die gerade panisch in eine Kaffeerunde gestürmt war. »So weit wir wissen, sind die Todesfälle schon ein ganzes Jahr her, und wir wissen nicht einmal, ob es wirklich Mord war. Es wäre vielleicht klug, wenn Sie in Zukunft nicht so viel allein unterwegs wären.« Meine Mutter warf mir einen warnenden Blick zu.
     
    »Aber wir wohnen doch alle allein. Unsere Männer sind doch alle schon tot.« Wieder konnte ich nicht genau ausmachen, wer das gesagt hatte, denn die berüschten Busen hoben und senkten sich alle schwer. Rose-Lotte Stein schlug schon wieder die Serviette vor das Gesicht und versteckte ihren traurigen Blick hinter einem leuchtend gelben Häschenmotiv.
     
    Ich war eine Idiotin. Natürlich, der auffallende Männermangel im Gemeindezentrum war nicht das Ergebnis einer feministischen Grundsatzentscheidung, sondern die natürliche Folge der männlichen Lebenserwartung. Und nun hatte ich die Damen nicht nur verschreckt, sondern auch noch zusätzlich an den Tod ihrer Ehemänner erinnert. Ich hatte eindeutig einen Lauf. Verdammt.
     
    ErzEngel rettete mich aus dem mit Treibsand gefüllten Erdloch, in dem ich langsam versank.
     
    »Wir stellen einen Plan auf. Wir versuchen so viele Erledigungen wie möglich zu zweit zu erledigen und rufen uns jeden Abend und Morgen an. Jede meldet sich von heute an ab, wenn sie längere Ausflüge macht. Wer hat

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