Herzattacken

würde, mein überaktiver Geist würde mich panisch vor Angst kerzengerade im Bett sitzen lassen. Was für ein Angsthase! Ich seufzte, tupfte das Blut ab und riss den Rest einer frischen Kruste ab.
    Rossis Hand legte sich auf meine. Ich sah abrupt hoch. Er kniete vor mir. Er hatte sein Jackett ausgezogen, so dass sich sein schwarzes Pistolenhalfter jetzt von dem weißen Hemd abhob, das er in seine Levis gesteckt hatte. Keine Krawatte. Dünne, helle Silbersträhnen durchzogen sein braunes Haar. »Haben Sie was zum Desinfizieren?«
    Mein Mund war trocken. Zu viel Spannung hatte meine Hormone aus ihrem Ruhestand gerissen. Ich errötete. »Im Schrank über der Kaffeemaschine, aber …« Ich sprach mit seinem Rücken. Der Anblick, während er sich nach einer Tube antibakterieller Salbe streckte, war interessant. Lange kräftige Rückenmuskeln bis hinunter zu seinem straffen Hintern.
    Gott, was dachte ich da? Es war lang her, seit ich das letzte Mal dieses Prickeln gespürt hatte. Irgendwann im Laufe meiner Ehe hatte ich meine Sexualität unterdrückt. Trent hatte das Interesse an mir verloren, und ich hatte genug davon, verletzt zu werden. Ich hatte mich auf meine Mutterrolle gestürzt und vergessen, dass ich eine Frau war.

    Durch Rossi fühlte ich mich wie eine Frau. Nur wie eine Frau. Vielleicht sogar wie eine kompetente Frau.
    Er kam zum Tisch zurück und hielt die kleine Tube in der Hand. Ich brauchte mehr als eine antibakterielle Salbe. Er kniete sich hin und strich eine dünne Schicht der Salbe auf mein offenes Knie.
    »Ich sehe, dass Sie immer noch Spuren des Stifts auf der Haut haben.« Sein Blick kletterte die verblassenden Wörter hoch und verharrte auf meiner Brust, bevor er meine Augen fand.
    »Ich kann das selbst machen.« Ich nahm ihm die Tube ab. Ich musste mich unter Kontrolle bringen. Sofort. »Was wollen Sie?«
    Er stand auf, nahm sein Glas Tee und setzte sich. Nachdem er den Tee zur Hälfte getrunken hatte, zog er sein übliches, kleines Notizbuch und einen Stift aus seiner Tasche. »Wie sah der Mann aus, der Sie angegriffen hat?«
    Geschäftlich. Rein geschäftlich. Ich seufzte und erzählte es ihm, so gut ich konnte.
    »Und sein Auto?«
    Ich trug die letzte Schicht Salbe auf und sagte: »Ein alter, blauer Datsun.«
    »Autonummer?«
    »Ich war irgendwie zu beschäftigt.«
    »Was ist mit der Pistole? Sagten Sie nicht, dass er zwei hatte?«
    »Ich kenne mich mit Pistolen nicht aus. Eine war kleiner als die andere. Warum fragen Sie mich das?« War er deswegen gekommen?
    Er legte das Notizbuch hin. »Heute Morgen wurde jemand ermordet, falls Sie das vergessen haben sollten. Meinen Vorgesetzten gefällt es gut, wenn ich Mörder
verhafte. Die Sache ist nur, der Mörder scheint sich mehr für Sie als für mich zu interessieren. Ich frage mich, warum?«
    »Luke sagt, dass er seinen Bruder nicht ermordet hat.« Aber falls er es nicht war, wer dann? Irgendjemand, der von dem Geld wusste und nicht teilen wollte.
    »Derselbe Typ, der Sie mit zwei Pistolen bedrohte, hat Ihnen das gesagt? Und Sie glauben ihm?«
    Okay, da hatte er Recht.
    »Wer ist sonst noch hinter dem Geld her?«
    Ich spielte mit der Salbentube und sah ihn an, eine Augenbraue hochgezogen. »Außer Luke?«
    »Sie haben gesagt, dass Luke heute schon der Zweite gewesen sei. Wer war der Erste?«
    Ich verstand, warum er Detective geworden war. Er hatte jedes einzelne Wort gehört, das ich ihm im Sandwichladen entgegengebrüllt hatte. »Ich weiß nicht. Ich habe eine Notiz an einem Ballon bekommen. Als ich zu Frank’s Flowers ging, um herauszufinden, wer sie mir geschickt hat, nannte mir Frank den Namen Jane Smith, und alles, woran Frank sich erinnern konnte, war, dass sie hübsche Beine hatte.« Alle Männer waren Tiere. Wenn sie sich nicht die Beine oder Brüste ansahen, dann sahen sie sich Autos an. Vorhersehbar. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück.
    »Wo ist die Notiz? Ich möchte sie sehen.«
    Ich stand auf und fragte: »Wenn ich sie Ihnen gebe, werden Sie dann gehen?«
    Er stand auf und kam mir nah genug, dass ich sein Aftershave riechen konnte. »Ich glaube nicht, dass Sie das wollen, Sam. Ich bin Ihre beste Chance, aus diesem Chaos herauszukommen. Außerdem gefällt mir Ihr Stringtanga.«

    Ich versuchte, nicht geschmeichelt zu sein. Ich war nicht geschmeichelt. Ich hob das Kinn und sah ihn wütend an. »Sie sind daran schuld, dass ich fast umgebracht worden bin, Rossi. Sie haben mir nie erzählt, dass gegen Heart Mates ermittelt wurde oder