Herzbeben zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
und sehe ihn inständig an, mich nicht abzuweisen. Was ihm scheinbar sichtlich schwerfällt. Denn ganz offensichtlich ringt er mit sich. Weshalb er nervös seine Finger knetet und die wenigen Ringe, die er trägt, verschiebt, als könnte er sich mit ihnen an einen anderen Ort wünschen, wenn er die richtige Kombination finden würde.
„Was willst du jetzt von mir hören?“, stellt er mir eine Gegenfrage, als ich schon nicht mehr mit einer Reaktion von ihm gerechnet habe und bereits die Türklinke in der Hand halte, um den Raum zu verlassen. Was mich allerdings stoppen lässt.
„Warum gebt ihr dich hier als ihr Bruder aus?“, weiß ich nicht, mit welcher meiner Fragen ich anfangen soll und nehme die wohl einfachste, Jaden ein resignierendes Seufzen entlockt.
„Weil meine Eltern, bis ich achtzehn bin, die Vormundschaft für Lilly haben und kein Gerede wollen. Es ist ihnen peinlich, dass ihr missratener Sohn mit knapp sechzehn Jahren Vater geworden ist“, bringt er ironisch heraus und verweigert mir einen Blick in sein Gesicht, da er sich beim Reden dem Fenster zugewandt hat und nach draußen sieht.
„Weiß Lilly, dass du ihr Vater bist?“, traue ich mich kaum zu fragen, weil ich ihm doch nicht wehtun möchte. Es mit meiner Neugierde aber zwangsläufig dennoch tue.
„Ja“, haucht er kaum hörbar und senkt seinen Kopf. Weckt in mir den unbändigen Impuls, ihn tröstend in den Arm nehmen zu wollen. Was mich einiges an Überwindung kostet, dem Drang zu widerstehen. Weshalb ich mich mit weiteren Fragen ablenke.
„Meinst du, sie redet deshalb hier mit niemandem? Um nichts aus versehen zu verraten?“, hake ich flüsternd nach und gehe schließlich doch einen Schritt auf Jaden zu, als ein unterdrücktes Schluchzen seiner Kehle entflieht. Stoppe jedoch als er weiterspricht.
„Meine Eltern verlangen von ihr, dass sie in der Öffentlichkeit ‘Jaden’ zu mir sagt. Sie bestehen darauf, dass niemand erfährt, dass ich ihr Vater bin. Sie versteht das nicht. Dafür ist sie viel zu klein. Immer wieder fragt sie mich, warum sie nicht Papa sagen darf“, dreht er sich zu mir um und sieht so verzweifelt aus, dass ich ihn einfach an mich ziehe und ihm, mit meinen Händen, beruhigend über den Rücken streiche. Tausend weitere Fragen brennen mir auf der Zunge und doch halte ich sie tapfer zurück, um ihn nicht noch mehr zu verletzen, als er es ganz offensichtlich bereits ist, sondern bemühe mich, ihn abzulenken.
„Weißt du, was ich überlegt habe? Wie wäre es, wenn wir für Lilly eine kleine Geburtstagsparty bei mir zuhause organisieren?“, wispere ich in sein Haar, während ich seinen betörenden Duft in meine Lungen sauge und mich fast ein wenig dafür schäme. Weil ich seinen Kummer ausnutze, um mich an ihm zu berauschen. Weshalb ich meine Umarmung behutsam löse und ihm mit meinen Daumen ein wenig die verlaufene Wimperntusche unter den Augen verwische.
„Na, was meinst du? Wollen wir Lilly eine Geburtstagsparty schenken ?“, lächle ich ihn aufmunternd an und wage kaum zu hoffen, dass er zustimmt.
„Ich weiß nicht“, hadert er mit sich.
„Na komm schon. Für Lilly“, setze ich meinen besten Schmachtblick ein und ziehe ihn ein weiteres Mal in eine kurze feste Umarmung, als er mit einem scheuen Lächeln zustimmend nickt. Und bedauere es umgehend, ihn wieder loszulassen, als ich in seine Augen sehe und dabei riskiere, darin zu versinken.
„Ryan? Woher weißt du das … mit Lilly und mir?“, ist es jetzt an Jaden zu fragen und mich abwartend anzusehen. Was sich irgendwie gut anfühlt. Es schmeichelt mir, mit welcher Aufmerksamkeit er mich betrachtet und treibt meinen Puls an, den ich in diesem Moment sehr verfluche. Weil Jaden eine Tochter hat und das wohl das deutlichste Zeichen dafür ist, dass er sicher nicht auf Jungs steht und ich mir erst gar keine Hoffnungen, auf was auch immer, machen sollte.
„Kann ich dir das später erklären? Ich muss jetzt dringend hoch. Ich werd es auf jeden Fall für mich behalten“, versuche ich mich rauszureden und bin froh, etwas Schonfrist zu bekommen, bevor ich Jaden sagen muss woher ich die Informationen habe.
„Okay. Dann bis heute Mittag. Und danke“, umarmt er mich zum Abschied kurz.
„Wofür?“
„Für die Party“, flüstert er, als wolle er unser kleines Geheimnis schützen. Was mir nur ein abschließendes Lächeln entlockt.
Bodypaint
Und eben mit genau demselben verzaubernden Lächeln kommt Lilly mit tappsigen Schritten,
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