Herzbeben zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
„Leien“ rufend, sofort auf mich zu, kaum dass ich den Gruppenraum öffne. Gefolgt von zwei weiteren Mädchen, die mich alle voller Erwarten anblicken, sobald sie vor mir stehen.
„Na, ihr drei? Was habt ihr vor?“, beuge ich mich mit skeptischen Blick nach unten und vernehme an meiner Seite ein abfälliges Schnaufen, welches natürlich meine Aufmerksamkeit fordert und mich nach links blicken lässt. Direkt in Annalenas überhebliches Gesicht.
„Was hast du für’n Problem, hä?“, pampe ich das Kind an, weil ich einfach eine gewisse Antipathie ihr gegenüber hege. Was diese Göre jedoch keineswegs beeindruckt. Im Gegenteil. Provokativ stemmt sie ihre Hände in die Hüften und plustert ihre Brust auf wie ein Truthahn, was mir fast schon ein haltloses Lachen entlockt. Doch bevor ich überhaupt dazu komme, auch nur den Hauch eines Luftzuges aus meiner Kehle zu entlassen, quäkt die kleine Kröte los.
„Lilly ist in Ryan verknallt, Lilly ist in Ryan verknallt, nänänänänänä“, und streckt rotzfrech ihre Zunge raus, was mich blitzschnell zu ihr herumschnellen und sie an den Trägern ihrer Latzhose packen lässt. Auf Augenhöhe halte ich das zappelnde Balg ein Stück von mir weg und bemerke durchaus, dass sie damit nicht gerechnet hat und dementsprechend erschrocken ist. Was ein triumphierendes Gefühl in mir weckt.
„Na, plötzlich nicht mehr die ganz große Klappe, was? Wage es noch einmal so einen Müll von dir zu geben und ich vergesse mich, kapiert? Lass bloß Lilly in Ruhe, sonst lernst du mich kennen“, mache ich ihr drohend klar und ernte ein kaum merklich schüchternes Nicken von Annalena, als ich auch schon eine drängende Hand auf meinem Unterarm spüre und von Katja einen mahnenden Blick einfange.
„Lass sie wieder runter“, redet sie leise, aber dennoch streng auf mich ein und erinnert mich daran, wo ich mich befinde. Schlagartig wird mir bewusst, dass ich gerade meinen Praktikumsplatz riskiert habe und könnte mich selbst dafür ohrfeigen , mich von diesem kleinen Bastard dermaßen provozieren zu lassen. Dabei geht es mir weniger um diese Stelle oder die damit verbundene schwindende Aussicht auf eine eigene Wohnung, wenn ich jetzt fliege, sondern darum, dass ich dann Lilly nicht mehr sehe. Und selbst wenn ich sie erst zwei Tage kenne, kann ich mir kaum vorstellen, wie es nach den vier Wochen Praktikum sein wird, ohne dieses bezaubernde kleine Wesen zu sein. Die mich auf eine komische Art und Weise beflügelt. Plötzlich haben Dinge einen ganz anderen Wert in meinen Augen und manchen Sachen schenke ich weit weniger Aufmerksamkeit als vorher. Weil sie völlig unwichtig er scheinen.
„So, Kinder. Ihr nehmt euch jetzt jeder ein Spiel oder ein Puzzle und setzt euch dort drüben an den Gemeinschaftstisch. Lilly, Mara und Sophie kommen mit uns an den Maltisch“, reißt Katja mich erneut aus meinen Gedanken und wendet sich schließlich ab, um an den von ihr benannten Tisch zu gehen. Gefolgt von den beiden anderen kleinsten Mädchen aus der Gruppe. Nur Lilly bleibt, wo sie ist. An meiner Seite.
„Na komm, Süße“, reiche ich ihr meine Hand und gehe schließlich ebenso zu dem Tisch, an dem Katja schon eifrig weiße Blätter und die buntesten Farben verteilt.
„Lilly möchte heute eine Karte für ihren Bruder basteln. Der hat Übermorgen Geburtstag, nicht?“, erklärt Katja den anderen Kindern und fragt vorsichtshalber noch einmal bei Lilly nach, ob sie da auch richtig liegt. Was der Kleinen ein eifriges Nicken entlockt und ihr ein wahnsinniges Glitzern in ihre braunen Äuglein zaubert.
„Ehrlich?“, flüstere ich verschwörerisch in ihr Ohr, was sie kichern lässt und drohe schon wieder in Überlegungen zu versinken, von denen Katja mich aber glücklicherweise abhält. Weil ich mir inzwischen durchaus bewusst bin, dass zuviel über Jaden nachdenken bisher nicht gerade zu meinem Vorteil ausgefallen ist. Eher andersrum. Diese Verwirrungen, die dieser Junge bei mir auslöst, können einfach nicht gut sein.
„Wir wollen Lillys Handabdruck auf eine Karte machen. Würdest du ihr die Farbe bitte auf der gesamten Handfläche großzügig auftragen und aufpassen, dass sie nicht alles dabei einsaut? Dann aufs Papier pressen und hinterher gründlich abwaschen“, weist Katja mich an, während sie bereits einige einzelne Finger von Mara einpinselt, die sie dann voller Freude auf ein leeres Blatt drückt.
„Hast du dir denn schon eine Farbe ausgesucht?“, bewaffne ich mich mit
Weitere Kostenlose Bücher