Herzbeben zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
suchen. Ehe er sich nach einem zustimmenden Kopfnicken von mir, auf die Oberschenkel haut, als gäbe er damit den Startschuss.
„Du kennst doch den blonden Typen von meinem Sport, Torsten? Der arbeitet bei der Stadtverwaltung. Und nachdem du mir gestern im Club von der Kleinen und diesem Jaden erzählt hast, hab ich ihn angerufen und gefragt, ob er an irgendwelche Informationen über ihn rankommt. Namen von seinen Eltern oder so“, erklärt er mir und macht eine bedeutungsvolle Pause, in der ich versuche zu registrieren, was er mir gerade mitteilt .
„Jedenfalls hat sich Torsten an den Rechner vom Standesamt ran gemacht. Und mir vorhin die Sachen da vorbeigebracht. Da ist alles drin. Geburtsurkunde von Jaden, Lilly, seinen Eltern. Abstammungsurkunden, Heiratsurkunde der Eltern, alles so was. Sieh es dir an. Vielleicht hilft es dir weiter“, deutet er auf die Mappe in meiner Hand und wühlt kurz in den verschiedenen Dokumenten herum, ehe er eines der Blätter herauszieht und mir oben auflegt.
„Das dürfte am interessantesten sein“, tippt er auf einer Abstammungsurkunde herum, die ich minutenlang fassungslos ansehe, bis ich begreife, was da steht. Und als habe Stefan darauf gewartet, dass ich es erkenne, zieht er ein weiteres, kleineres Blatt aus der Mappe, um es mir zu präsentieren.
„Ich … das …“, blicke ich ihn hilflos an und stehe im nächsten Moment von der Couch auf. Weil ich in mir den Drang verspüre, allein zu sein. Meine Lungen verlangen dringend nach frischer Luft und meine Sinne beanspruchen Klärung. Wild durcheinander fegen die Informationen von Stefan durch meinen Kopf und hinterlassen ein schmerzhaftes Dröhnen.
„Danke, Stefan. Das muss ich erstmal sacken lassen. Ich fahre heim“, verabschiede ich mich deshalb von meinem Freund mit einer lockeren Umarmung und bemerke natürlich den Instinkt in ihm, mich aufzuhalten.
„Mach dir keinen Kopf. Ich muss das nur erstmal verdauen. Begreifen. Ich meine …“, mache ich eine ausschweifende Handbewegung und erkenne sofort in seinem Blick, dass er Verständnis dafür hat. Was das Besondere an unserer Freundschaft ausmacht.
„Ich ruf dich morgen nach der Arbeit an“, verspreche ich ihm und verschwinde schließlich hinaus in die bereits auftretende Dämmerung. Die mir ein seltsames Empfinden von Sicherheit vermittelt. Weil hier niemand ist, der Erklärungen verlangt oder Fragen stellt, die ich sowieso nicht beantworten kann. Unweigerlich drängt sich der Wunsch in mein Gewissen, dass ich nur für mich Antworten finden muss, um mein durcheinander gebrachtes Leben wieder zu ordnen.
Also fahre ich voller Überzeugung, alle ungeklärten Dinge morgen zu richten und dann wieder der Ryan zu sein, der ich vorgestern noch war, nach Hause. Wo ich ein weiteres Mal meine Eltern vor den Kopf stoße, indem ich eine Unterhaltung über die zwei vollbrachten Tage meines Praktikums ablehne. Alles werde ich ihnen berichten, wenn es an der Zeit und mein Kopf frei von diesem geheimnisvollen Jungen ist. Denn länger muss ich mich selbst nicht belügen, dass mein plötzliches Interesse an Lilly längst dem Verlangen nach Jaden erlegen ist.
Mit schlechtem Gewissen nehme ich Schritt für Schritt den Weg in mein Zimmer auf mich, nur um, dort angekommen, sofort wieder umzudrehen und die Treppe hinunterzuhetzen. Wo ich nicht überhörbar ins Wohnzimmer stürze und zwei überraschte Augenpaare auf mich ziehe.
„Mum, ich … kann … können wir … wenn er will“, rede ich unkontrolliert drauflos, ohne auch nur einen vernünftigen Satz zustande zu bringen. Was meinen Eltern eine gehörige Portion Besorgnis in die Gesichter treibt und Mums Hand an meine Stirn befördert.
„Setz dich hin, Ryan. Ist dir nicht gut? Warum redest du so durcheinander? Hast du irgendwelche Drogen genommen? Augen auf! Sieh mich an, Ryan“, ist meine Mutter völlig außer Kontrolle und fummelt hysterisch in meinem Gesicht herum. Bis ich unwirsch ihre Hände wegschubse und sie an ihren Armen auf Abstand halte. Wogegen mein Vater das ganze Spektakel von seinem Sessel aus skeptisch betrachtet. Wenigstens hat er jedoch nicht den Anschein, als hätte ich sie nicht mehr alle. Woran ich bei meiner Mutter im Augenblick stark zweifeln möchte. Und seltsamerweise kommen mir gerade jetzt Stefans Worte in den Sinn, als auch er mich vorhin schon gefragt hat, ob ich irgendwelche Drogen genommen hätte.
„Es geht mir gut, Mum. Wirklich. Ich wollte nur fragen… da gibt es in dem
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