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Herzbesetzer (German Edition)

Herzbesetzer (German Edition)

Titel: Herzbesetzer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.A. Wegberg
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Tigerpfötchen, das ist wirklich sehr, sehr lieb von dir«, sage ich und hoffe, er realisiert, dass ich jetzt nicht mehr scherze, »aber ich nehm kein Geld mehr von dir. Das geht einfach nicht. Du kriegst bloß zwanzig Euro Taschengeld. Ich kann mich unmöglich von dir aushalten lassen.«
    Anoki sieht gekränkt aus. »Ich mach das aber doch gern!«, beteuert er. »Außerdem zahl ich dir nur zurück, was du mir geliehen hast!« Und schon grinst er wieder teuflisch, ehe er hinzufügt: »Und ich kauf mir damit deine Dankbarkeit, damit du alles für mich tust!«
    Ich sehe ihn an und lächle, höchstwahrscheinlich wie ein verliebter Trottel. »Das tu ich sowieso, und das weißt du ganz genau«, sage ich schnörkellos. »Behalt dein Geld, bitte. Wenn du willst, kannst du mich zu ’ner Pizza einladen oder ins Kino. Und wenn nicht, ist das auch okay.«   
    Wie sich herausstellt, ist das gar nicht nötig, denn Judith ruft an und ist begeistert, dass ich schon wieder ein Wochenende in Berlin verbringe. Noch dazu eins, an dem Una bei ihrem Vater ist. »Okay, dann kommt ihr zwei Männer gleich erst mal zu mir zum Essen«, organisiert sie unsere Freizeit, »und dabei machen wir uns dann Gedanken darüber, was wir mit dem angebrochenen Abend anfangen. Es gibt einen Auberginen-Hackfleisch-Auflauf mit Reis.«
    »Und Apfelkuchen?«, frage ich atemlos vor Gier.
    »Natürlich«, bestätigt sie im vollen Bewusstsein ihrer Macht. Darüber würde ich mich noch mehr freuen, wenn Anoki mir nicht an dieser Stelle mit einem verächtlichen Grinsen in den Bauch kniffe.
    Ich hatte befürchtet, dass Anoki wieder die beleidigte Leberwurst mimt, weil ich mich nicht ausschließlich um ihn kümmere, aber entweder ist er plötzlich seelisch gereift, oder er hat sich an Judith gewöhnt, jedenfalls benimmt er sich beinahe wie ein normaler Mensch. Es ist ja auch ziemlich anstrengend, Judith zu provozieren, da sie kaum jemals ärgerlich oder gar wütend wird, Kritik immer hübsch dekoriert und mit einem Lächeln serviert und für jedes Fehlverhalten eine entschuldigende Erklärung parat hat. Also könnte es auch sein, dass Anoki einfach keine Lust mehr hat, einen so hohen Aufwand an Bockigkeit für ein so geringes Maß an Erfolg zu betreiben. Er beschränkt sich darauf, die üblichen Scheunenfüllungen an Essen zu verdrücken – was auch eine Form der Unverschämtheit ist – und ansonsten eher ruhig, aber nicht abweisend zu sein. Beim Apfelkuchen erzählt er Judith von seinen Rechercheergebnissen bezüglich unserer gemeinsamen Wohnung, und ich habe den Verdacht, dass er damit erneut seine Besitzansprüche dokumentieren will: Ätsch, ich zieh mit ihm zusammen und du ja gar nicht! Falls Judith gekränkt sein sollte und das muss sie einfach, ich meine, das wäre doch jeder an ihrer Stelle! , lässt sie es sich nicht anmerken. Sie wirft nur ab und zu nachdenkliche Blicke in meine Richtung, während sie mit Anoki plaudert, als erwarte sie, dass ich mich einschalte und sage: »Lass uns doch alle gemeinsam eine Wohnung suchen« – aber das kann ich nicht. Da setzen sofort meine Horrorvisionen ein.  
    Danach erkundigt Judith sich nach meiner Finanzlage, und ich berichte, dass mein Gehalt noch nicht überwiesen wurde und wohl erst am Montag zu erwarten ist. Natürlich sieht Anoki keinen Anlass zur Diskretion und berichtet mit Liebe zum Detail, dass er mir bereits letzte Woche hundert Euro gegeben und heute dasselbe vorgehabt habe – aber ich sei ja so albern und wolle nichts von ihm annehmen.
    »Total panne, oder? Erst steckt der sein ganzes Geld in mich rein, dann ist er pleite, und dann will er sich nicht mal helfen lassen. Der hat echt ’n Schaden.«
    Judith schaut vorsichtig zu mir rüber, um einzuschätzen, wie ich mit dieser peinlichen Situation klarkomme. Dann fragt sie Anoki: »Aber woher hast du denn so viel Geld?«
    Das müsste ihn ins Stottern bringen, aber er ist da schmerzfrei. »Ich hab ja noch so’n paar Nebeneinkünfte«, erklärt er mit einem selbstbewussten Lächeln. Zum Glück ist Judith klug genug, nicht weiter zu fragen, was ihn offensichtlich enttäuscht. Ich bin sicher, er hätte für sein Leben gern von meiner DVD-Kollektion berichtet und wie er so clever war, damit Geld zu verdienen.
    Ich lasse mich von diesem Möchtegernintriganten nicht daran hindern, die Köchin ausgiebig zu loben, zu knuddeln und zu küssen. Obwohl ich genau sehe, wie er vor Eifersucht mit den Zähnen knirscht. Aber das hat er verdient, genauso wie die

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