Herzblut 02 - Stärker als der Tod
Wildschweine jagen!“ So!
Ich knallte die Tür zu, dass der Wagen schaukelte, aber zum Glück drückte ich keine Beule ins Blech. Dann raste ich blitzschnell über den Rasen bis zur Veranda. Ich konnte nicht anders. Als ich im Haus war, schaffte ich es nur mit Mühe, die Tür nicht so zuzuknallen, dass der Buntglaseinsatz zerbrach.
Draußen ließ Anne das Auto an, drehte das Radio auf volle Lautstärke und raste mit heulendem Motor los.
„Hattest du mit dem jungen Abernathy einen interessanten Ausflug in den Wald?“, begrüßte mich Dad. Er saß im Wohnzimmer auf dem Sofa und las Zeitung.
„Kann man so sagen“, antwortete ich schroff. „Sehr erhellend.“
Blöde Menschen! Für Anne war die Liebe zum Greifen nah, vielleicht sogar die große, wahre Liebe, die ich nie haben konnte, und sie warf sie einfach weg! Sie hatte keine Ahnung, was ich gebenwürde, um Tristan zurückzubekommen.
„Ich gehe ins Bett“, sagte ich, bevor ich die Treppe rauf und in mein Zimmer raste.
Ich schaltete das Lautsprecherdock neben meinem Bett ein, streifte meine Schuhe ab und stellte What Doesn’t Kill You von Kelly Clarkson an. Erst hörte ich nur auf den Text und klopfte mit dem Fuß auf den Holzboden. Dann nickte ich im Takt mit. Und plötzlich drehte ich mich zur Musik und schlug Löcher in die Luft. Ein gutes Gefühl. So gut, dass ich Anne nicht anrief, um ihr noch mal die Meinung zu geigen.
Etwas Feuchtes rann an meiner Nase entlang. Das war keine Träne. Vampire weinten nicht. Ich wischte es fort, ohne die Augen zu öffnen.
Aber dann lief mir noch eine Träne über die Wange und noch eine, und meine Lunge und meine Kehle brannten, als wäre ich noch ein Mensch und hätte versucht, länger als dreißig Sekunden am Stück zu laufen.
Und einen Text mitzusingen, in dem es darum ging, stark zu sein, kam mir selbst wie eine Lüge vor.
Ich ließ mich auf die Bettkante sacken und stützte den Kopf in die Hände. Es war echt bescheuert von mir, mich in das Liebesleben meiner besten Freundin einzumischen. Wie wollte ich jemandem bei seinen Problemen helfen, wenn ich nicht mal die eigenen lösen konnte?
25. KAPITEL
Tristan
D er Samtkuchen war mehr als ein Geburtstagsgeschenk: Er war auch ein Friedensangebot. Ich wollte mich nicht mehr mit Savannah streiten, auch wenn ich noch verletzt und enttäuscht war, weil sie nicht für uns kämpfte. Sie hatte einen Neuanfang gemacht. Jetzt hatte sie Ron. Ich musste auch lernen, loszulassen.
Beim Heimspiel am Freitagabend lieferten uns die Indians ein gutes Spiel. Aber nicht mal die Anstrengung auf dem Spielfeld brachte mich runter. Ich fühlte mich … daneben. Unausgeglichen. Ruhelos.
Und dass sich Bethany nach dem Spiel auf dem Rasen vor der Tomato Bowl mit jedem unterhalten musste, den sie sah, fand ich auch nicht gerade beruhigend.
Jemand schlug mir auf den Rücken, sodass ich stolperte. „Junge, du hast heute großartig gespielt!“
Dad und Mom. Ich rang mir ein Lächeln für sie ab. „Danke.“
Schweigen umhüllte unsere kleine Gruppe, während sich alle auf dem Rasen und auf der Straße weiter unten laut unterhielten und lachten.
„Schön, dich mal wiederzusehen“, begrüßte Mom Bethany. Sie lächelte mir vieldeutig zu und nickte, bevor sie Dad ansah. „Wisst ihr was? Ich hätte Lust auf ein bisschen Eis. Was meinst du, Schatz? Hast du nach den vier Hotdogs noch Platz?“
Dad strich sich grinsend über den Bart und tat so, als müsste er nachdenken. „Hmm, ein bisschen Platz hätte ich schon noch.“ Er tätschelte sich den Bauch. „Es käme wohl darauf an, was für Eis du meinst. Reden wir hier von einem Coke Float? Oder von einem Brownie-Eisbecher?“ Beim zweiten Vorschlag ließ er seine buschigen Augenbrauen tanzen.
Mom lachte und hob eine zarte Hand, um sich die hochgesteckten Haare glatt zu streichen, obwohl sie perfekt saßen. „Oh, natürlich von einem Brownie-Eisbecher.“
Grinsend meinte Dad zu mir: „Komm nicht zu früh nach Hause, Junge. Oder lade dein Mädchen doch auch auf einen Eisbecher ein.“ Er beugte sich vor und flüsterte laut: „Frauen mögen Schokolade. Vergiss das nicht. Damit kannst du dir das Leben viel leichter machen.“
Bethany kicherte, als meine Eltern Arm in Arm die Betontreppe hinuntergingen und alle paar Schritte stehen blieben, um jemanden zu begrüßen.
„Deine Eltern sind echt süß.“
Ich wandte den Blick ab. „Ja. Ganz hinreißend.“
Ihr Lächeln geriet aus der Form. „Stimmt was nicht?“
„Nein. Alles ist
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