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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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Licht, das durch die vorderen Fenster fiel, sah ich mir den Ziegelstein genauer an. Die Zwillinge hatten ein blau-goldenes Stoffband über den Stein gezogen und einen Papierfetzen daruntergeklemmt.
    „Ein Haarband? Wie dekorativ“, murmelte Emily, während ich den Zettel auseinanderfaltete und las.
    Verschwindet aus der Stadt, Ihr Monster!
    „Und dazu so geistreich.“ Ich zeigte Emily den Zettel.
    Ein paar Gäste kamen auf den Rasen und fragten, was los sei.
    „Das waren nur ein paar Spinner, die eine schöne Party verderben wollten“, erklärte ich lächelnd. Ich zeigte ihnen den Ziegelstein, aber nicht den Zettel.
    Jemand schnalzte entrüstet mit der Zunge. Dann rief ein Mann: „Gut, dass ihr dazwischengegangen seid! Kommt rein und trinkt was. Ist natürlich alles ohne Alkohol.“
    Andere Gäste stimmten mit ein.
    „Oh, eigentlich müssen wir jetzt nach Hause fahren“, lehnte Emily ab, ganz erwachsen und höflich.
    „Ach Em, ein paar Minuten können wir doch noch bleiben, oder?“ Ich wäre ja verrückt gewesen, wenn ich diese Gelegenheit nicht genutzt hätte. So konnte ich sehen, was sich in Savs Haus verändert hatte, nachdem es schon die halbe Stadt besichtigen durfte. „Wir wollen doch nicht unhöflich sein, hm?“
    Emily funkelte mich wütend an. Dann wandte sie sich mit einem breiten Lächeln der Menge zu. „Na ja, ein paar Minuten könnten wir schon bleiben.“
    Und damit gingen wir alle ins Haus.
    Emily mischte sich wie immer sofort unters Volk und unterhielt sich, während ich allein herumwanderte und das Haus bewunderte.
    Mr Colbert hatte viel Arbeit in die Renovierung gesteckt. Als ich das letzte Mal hier gewesen war, hatten die Zimmer dunkel und richtig düster gewirkt, die Blümchentapete hatte sich von den Wänden geschält, und die Holzböden waren schwarz vor Dreck. Jetzt erstrahlten die Zimmer im Licht von Wandlampen und kleineren Kronleuchtern in den beiden vorderen Zimmern. Über der Freitreppe lenkte ein wuchtiger Kronleuchter den Blick zwei Stockwerke nach oben bis zum Buntglaseinsatz in der Decke. Die alten Tapeten hatte Mr Colbert durch frische Farbe ersetzt, das Holz der Vertäfelungen, Verzierungen und Böden war nun viel heller und glänzte. Das Haus war auch nett eingerichtet, nicht so überfüllt oder durcheinander, dass man keinen Schritt tun konnte, ohne etwas umzuwerfen. Es bot jede Menge Platz für die ungefähr hundert Besucher, die sich das alte Haus ansehen wollten. Und wahrscheinlich auch seinen neuen Besitzer.
    Mr Colbert hatte viele kluge Entscheidungen getroffen, nicht nur bei der Renovierung selbst, sondern auch damit, dass er mit der Eröffnung bis Halloween gewartet hatte. Man konnte davon halten, was man wollte, aber in Jacksonville nahmen die Leute ihre Häuser sehr wichtig. Wenn sie nun gesehen hatten, was Mr Colbert aus diesem Haus gemacht hatte, würden sie nicht mehr so einfach gemeine Geschichten über ihn und seine Tochter erfinden. Immerhinwäre das Schmuckstück ohne ihn abgerissen worden!
    Plötzlich wurde mir klar, dass dieses Haus nicht nur Mr Colberts jüngstes Renovierungsprojekt war. Es war auch Savannahs Zuhause. Ein feiner Unterschied, über den ich bei meinem letzten Besuch hier nicht groß nachgedacht hatte.
    Ich stellte mir Savannah in einem der Zimmer links und rechts der Eingangshalle vor oder wie sie morgens auf dem Weg zur Schule mit wippendem Pferdeschwanz die Treppe herunterlief. Mir schnürte sich der Hals zu, und ich konnte nicht mehr richtig durchatmen.
    Die Treppe führte zu einer Galerie, die sich durch den ersten Stock zog. Den vielen Türen nach zu schließen, gab es oben eine ganze Reihe von Schlafzimmern und Bädern. Eines der Zimmer gehörte Savannah. Dort lebte und las und schlaf sie jede Nacht, und wahrscheinlich tanzte sie dort auch. Früher hatte sie gern getanzt, aber nicht vor Publikum. Ich hatte ihr oft dabei zugesehen. Solange sie mich nicht entdeckte, nach dem Unterricht im Tanzraum der Charmers, und manchmal sogar in unseren gemeinsamen Träumen, wenn sie dachte, sie sei noch allein.
    Ich spürte es sofort, als sie nach Hause kam. Ich suchte mir einen Platz unter der Galerie, wo ich allein neben der Treppe stehen und sehen konnte, wie Savannah das Haus betrat. Mein Gott, sie war wunderschön, sogar mit einem einfachen Pferdeschwanz und dem blau-goldenen Trainingsanzug der Charmers.
    Sie zog ihr Haarband heraus und ließ sich das Haar offen auf die Schultern fallen.
    Als Ron hinter ihr reinkam, wurde es noch lauter.

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