Herzblut 02 - Stärker als der Tod
zulassen, dass du alles hinwirfst und ihre Pläne zunichtemachst.“
Ehrlich gesagt war es mir inzwischen egal, was meine Mutter wollte. Es ging um mein Leben, nicht um ihres. „Was meinst du, wann sie mich hier rauslassen?“
„Ich habe Mom am Telefon gehört. Sie hat wohl mit der Schule gesprochen. Du bist mindestens eine Woche lang wegen Grippe entschuldigt.“
Eine ganze Woche lang?
Als ich sie ungläubig anstarrte, erklärte sie: „Sie wollen, dass du dich mit der Zeit beruhigst und Vernunft annimmst. Und dass sich der Klatsch legt.“
Unglaublich. Sie hatten es immer noch nicht verstanden.
Ich hämmerte mit der Faust auf die Matratze. „Ich muss soforthier raus. Savannah hat gerade ihre Großmutter verloren. Und wer weiß, welchen Druck ihre Eltern machen. Sie braucht mich jetzt.“
„Das muss sie wohl erst mal allein aushalten, du kommst hier nämlich nicht so schnell raus.“
Ich fluchte laut, aber Emily zuckte nicht mal mit der Wimper.
„Allerdings könntest du die Sache beschleunigen.“
Jetzt spitzte ich die Ohren. „Wie denn?“
„Sag Mom einfach, was sie hören will. Sag ihr, dass es dir leidtut, dass du einen Fehler gemacht hast und immer noch der nächste Anführer des Clanns werden willst.“
„Und dass ich mich nie wieder mit Savannah treffe?“ Den höhnischen Unterton konnte ich mir nicht verkneifen.
Als Antwort zog sie spöttisch eine Augenbraue hoch.
Ich starrte wieder an die Decke. „Das mache ich nicht. Was ich im Wald gesagt habe, war mein Ernst. Sie können mich nicht zwingen, im Clann zu bleiben. Und wenn ich nicht mehr dazugehöre, kann mir der Clann nichts mehr vorschreiben.“
„Der Clann vielleicht nicht, aber unsere Eltern.“
Ich biss die Zähne zusammen und konzentrierte mich darauf, nichts kaputt zu schlagen.
Emily seufzte lang und lautstark. „Mein Gott, bist du ein Dickkopf. Ich weiß ja, dass du Savannah magst und so, aber das ist sie doch nicht wert.“
„Doch, ist sie. Und ich mag sie nicht nur. Ich liebe sie. So habe ich noch nie für jemanden empfunden. Noch nie. Ich gebe sie nicht auf, nur weil unsere Eltern so fanatisch sind.“
„Hast du lieber lebenslang Hausarrest?“
„Sie können mich nicht ewig einsperren. Irgendwann müssen sie mich zur Schule rauslassen.“
„Nicht, wenn sie dich zu Hause unterrichten.“
Ich stützte mich auf einen Ellbogen. „Das würden sie nicht machen.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn du es weit genug treibst, vielleicht doch.“ Als ich nichts sagte, funkelte sie mich böse an. „Kennst du die beiden überhaupt nicht? Sie werden alles tun, bis duendlich begreifst, dass Savannah für dich tabu ist. Vergiss sie einfach, Tristan.“
„Niemals. Nicht, solange wir uns lieben. Außerdem können unsere Eltern nur über mich bestimmen, bis ich achtzehn bin. Dann haue ich ab, und sie können es nicht verhindern.“
„Ach so ist das. Du verlässt dich wohl auf deinen Treuhandfonds.“
„Genau.“
„Und wer bestimmt wohl darüber?“
Ich fluchte innerlich. Daran hatte ich blöderweise nicht gedacht. Deshalb waren die meisten Dummheiten, die wir als Kinder angestellt hatten, auch auf Emilys Mist gewachsen. „Na gut, dann suche ich mir eben Arbeit.“
„Als was denn, du Genie? Als Burgerbrater? Willst du damit euren Lebensunterhalt verdienen? Ihre Eltern zählen in nächster Zeit nämlich bestimmt nicht zu deinen größten Fans. Im Zirkel hat ihr Vater ausgesehen, als würde er dich am liebsten umbringen. Und nachdem ihre Großmutter im Grunde euretwegen gestorben ist, wird dich ihre Mutter auch nicht ins Herz schließen. Ihr könnt höchstens zusammen sein, wenn ihr abhaut.“
„Der Clann hat Mrs Evans auf dem Gewissen, nicht Sav und ich.“
Langes Schweigen. „Offenbar sieht Savannah das anders.“
„Es tut mir so leid, Nanna“, hatte Savannah immer wieder ihrer toten Großmutter zugeflüstert.
Als würde Savannah sich für ihren Tod verantwortlich machen. „Ich werde ihr erklären, dass der Clann schuld ist.“
„Viel Glück damit, wenn du bis zu deinem achtzehnten Geburtstag Hausarrest hast.“
Mom hatte mir mein Handy, das Festnetztelefon und den Computer weggenommen. Mein linker Fuß fing an zu zucken. „Leih mir mal dein Handy.“
„Vergiss es! Dann nimmt Mom mir meins auch weg. Und bevor du fragst: Meinen Laptop leihe ich dir auch nicht. Ich lasse doch nicht alle Kontakte flötengehen, weil du nach einem der wenigen Mädchen verrückt bist, die du nicht haben kannst.“ Sie
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