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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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sprang auf. „Sieh es ein, kleiner Bruder. Du hattest deinen Spaß, aber die Nummer mit Savannah ist gelaufen. Je eher du sie vergisst und dir eineandere suchst, desto besser. Für euch beide.“
    Als sie gehen wollte, stockte sie. „Ach ja. Ich soll dir das hier von Mom geben.“ Mit dem Fuß schob sie ein Holztablett mit einer Limodose und einem Sandwich über die Schwelle. „Erdnussbutter und Erdbeermarmelade. Deine Lieblingssorte.“
    Als würde ich das essen. Wahrscheinlich hatte Mom es mit noch mehr Zaubern belegt, damit ich Savannah vergessen würde oder so was. „Ich esse erst wieder, wenn sie mich hier rauslassen.“
    Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Dumm, aber bewundernswert. Ich schmuggle dir was rein.“
    Konnte ich ihr vertrauen, dass sie mir nichts unterjubelte?
    Ihr Grinsen wurde zu einem Lachen. „Alles koscher, versprochen.“
    „Danke, Schwesterherz.“
    Jetzt hätte sie mir nur noch einen starken Zauber besorgen müssen, mit dem ich hier herauskam.
    Savannah
    Als ich am nächsten Morgen aus meinem Bett stolperte, kam ich mir vor wie eine meiner gläsernen Ballerinas: kalt und spröde und sehr zerbrechlich. Meine Lider kratzten und waren so verschwollen, dass ich die Augen kaum öffnen konnte.
    Ich brauchte dringend Koffein.
    Ich schleppte mich den Flur hinunter, wollte zum Esstisch und freute mich schon auf eine Tasse von Nannas selbst gezogenem, altmodischem Tee, den sie mir jeden Morgen machte. Aus zwei Gründen blieb ich plötzlich wie angewurzelt stehen.
    Mein Vater saß mit meiner Mutter am Esstisch. Soweit ich mich erinnerte, hatte ich die beiden noch nie zusammen an einem Tisch gesehen. Sie hatten sich scheiden lassen, als ich zwei war. Seitdem bekamen sie gerade mal ein höfliches Telefonat hin. Von einem netten gemeinsamen Essen hätte ich bisher nicht mal zu träumen gewagt.
    Und ich erstarrte, weil mir klar wurde, dass ich nie wieder Nannasselbst gemachten Tee trinken würde. Zumindest nicht von ihr sorgfältig abgemessen und aufgebrüht.
    „Hallo, Liebes, wie fühlst du dich?“ Mom stand von ihrem Stammplatz auf und ging in die Küche. Sie wollte mir etwas zu essen machen, das ich sowieso nicht herunterkriegen würde.
    Wie ich mich fühlte? Wie eine verräterische, egoistische, verlogene Mörderin. „Ganz gut“, murmelte ich und setzte mich neben meine Mutter und gegenüber von Dad.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte. Es war einfach total seltsam, ihn an Nannas Esstisch zu sehen.
    Mom stellte mir einen Teller mit Waffeln aus der Mikrowelle vor die Nase. Mein Magen drohte zu rebellieren. Ich versuchte Zeit zu schinden, indem ich die klebrigen Waffeln, die vor Sirup nur so trieften, in winzige Stückchen schnitt.
    Mom setzte sich, faltete die Hände auf dem Tisch und wechselte einen Blick mit Dad.
    Sofort schrillten bei mir die Alarmglocken.
    „Savannah, wir müssen über etwas reden“, fing sie an.
    Mein Blick huschte von ihr zu Dad. „Okay.“
    „Dein Vater und ich haben uns unterhalten“, fuhr Mom fort. „Und wir finden, dass du für eine Weile bei ihm wohnen solltest. Zumindest bis zum Ende der Highschool.“
    Während mein Hirn versuchte, die Information zu verarbeiten, starrte ich sie an. Das hätte ich nicht erwartet.
    „Wenn sich deine Vampirfähigkeiten im kommenden Jahr weiterentwickeln, muss ich in deiner Nähe sein und dir beibringen, wie du sie erkennen und kontrollieren kannst“, sagte Dad.
    „Kann ich dich nicht einfach anrufen?“
    „Es geht nicht nur darum, was deine Mutter und ich möchten. Der Rat hat auch … darum gebeten, dass ich in dieser wichtigen Phase in deiner Nähe bin.“ Keine große Überraschung. Der Rat hatte mich schon immer zwingen wollen, zu meinem Vater zu ziehen, damit er die „Auswirkungen“ meiner Kindheit unter ehemaligen Clann-Mitgliedern ausgleichen konnte. „Wenn der Blutdurst stärker wird, kann ich über das Telefon kaum helfen, dich unter Kontrolle zu halten.“
    „Mich unter Kontrolle zu halten? Glaubst du wirklich, ich könnte eine echte Gefahr werden?“
    „Möglicherweise. Es sei denn, wir beugen vor. Wir müssen lernen, die Anzeichen für kritische Situationen zu erkennen und schnell zu handeln.“
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie es bei ihm sein würde, aber es fiel mir schwer. Bis zu diesem Wochenende hatte ich ihn nur zweimal im Jahr eine Stunde lang gesehen. Wir waren in ein Restaurant gegangen und hatten so getan, als würden wir essen und uns füreinander interessieren.

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