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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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sonnengebräunten Hand strich sie sich über die fein gelockten blonden Haare. „Oh. Hallo, Michael. Ich dachte, du setzt Savannah nur hier ab.“
    Er begrüßte sie mit einem Nicken.
    Stirnrunzelnd schloss Mom die schwere Eichentür hinter sich. „Wo ist Nanna? Du hast nicht angerufen, deshalb dachte ich …“
    „Mom, setz dich lieber“, unterbrach ich sie. Ich hatte Angst davor, wie sie reagieren würde, aber ich musste es hinter mich bringen.
    Sie blinzelte ein paarmal, bevor sie sich auf den Schaukelstuhl sinken ließ. Die Polsterfedern protestierten quietschend. Ich kniete mich auf den abgewetzten grüngoldenen Teppich, den wir Nanna nicht hatten ausreden können, nahm Moms Hand und versuchte ihr zu sagen, dass ihre Mutter wegen mir gestorben war.
    „Mom, Nanna ist…“
    „Oh nein“, flüsterte Mom mit aufgerissenen Augen. „Sie haben sie getötet, oder? Ist sie tot?“ Ihre Stimme steigerte sich zu einem Kreischen. „Ich wusste es! Ich wusste, dass sie Nanna irgendwann umbringen. Diese bösartigen, hasserfüllten … Mein Gott, ich hätte hier sein müssen und sie beschützen. Aber ich war ständig unterwegs, da konnten sie ganz leicht …“
    „Nein, Mom. Es ist meine Schuld“, platzte es aus mir heraus.
    „W…was?“, fragte sie tonlos.
    Ich konnte sie nicht ansehen. Mit gesenktem Blick gestand ich alles – die Verabredungen mit Tristan, die Heimlichkeiten, die Prügelei zwischen Dylan und Tristan am Freitagabend, die Beobachter des Vampirrates an meiner Schule. Ich erzählte von der Prüfung durch den Rat in Paris und dass wir Tristan nach Hause gebracht hatten, es aber schon zu spät war. Nur im Flüsterton konnte ich berichten, wie Nanna in meinen Armen gestorben war, obwohl Mr Coleman und Dr. Faulkner alles versucht hatten, und dass Dr. Faulknermeinte, Nanna müsse schon lange unter Herzproblemen gelitten haben. Zuletzt erzählte ich von meinem Versprechen an den Rat und den Clann, mich nicht mehr mit Tristan zu treffen, und dass ich mit ihm Schluss gemacht hatte.
    Im Zimmer war es totenstill, während Mom versuchte, das alles zu begreifen. Dann sprang sie auf und stellte sich vor das Bücherregal, Dad und mir den Rücken zugewandt. Lange waren das Ticken der verzierten Silberuhr auf dem Klavier und Moms raue, rasche Atemzüge die einzigen Geräusche.
    „Mom?“ Ich fühlte mich wieder wie ein Kind, ganz klein und verängstigt. Noch nie war sie auf mich so böse gewesen, dass sie mich nicht einmal ansehen wollte. Ich hatte mich immer an die Regeln gehalten und mich bemüht, brav zu sein. Bis Tristan gekommen war. Und jetzt hatte ich unsere Familie zerstört.
    Als ich aufstand, klebten mir meine Sachen am Körper. Ich ging zwei Schritte auf sie zu, näher wagte ich mich nicht. „Mom, es tut mir so leid. Ich kann gar nicht sagen, wie leid es mir tut. Ich wusste nicht … Ich hätte nie gedacht, dass der Clann so etwas tun würde. Bei der Sache mit dir und Dad haben sie Nanna und dich nur aus dem Clann geworfen. Und der Rat … dass er Tristan einfach entführt …“ Wie sollte ich ihr erklären, dass ich es für halb so wild gehalten hatte, bis alles außer Kontrolle geraten war?
    „Du bist wirklich die Tochter deiner Mutter, was?“, murmelte sie und ließ die Schultern hängen. Die Enttäuschung und Verzweiflung, die aus ihrer Haltung sprachen, waren schlimmer als ein Schlag ins Gesicht.
    Als sie sich zu mir umdrehte, sah ich, wie die Tränen über ihre Wangen strömten. Da konnte ich mein Weinen und Schluchzen auch nicht mehr zurückhalten.
    „Komm her“, sagte sie und streckte die Arme aus. Sofort war ich wieder das kleine Mädchen, das zu seiner Mutter lief, um sich trösten zu lassen. Nur ging es nicht um ein aufgeschlagenes Knie oder ein paar blaue Flecken vom Fahrradfahren. Es war so viel schlimmer, und nie würde ich meine Fehler von diesem Jahr wiedergutmachen können.
    Ich sagte ihr immer wieder, wie leid es mir täte, obwohl ichwusste, dass alle Entschuldigungen der Welt Nanna nicht zurückbringen würden.
    „Schscht“, machte sie. Sie strich mir über das Haar wie damals, als ich klein war, aber das machte es nur noch schlimmer. Ich hatte es nicht verdient, dass sie mich tröstete oder mir verzieh.
    Sie schüttelte den Kopf, dass mir ihr Lieblingsparfum in die Nase stieg, und seufzte. „Du wusstest nicht, wozu der Clann fähig ist, weil ich es nicht wollte. Vor dieser hässlichen Seite wollte ich dich schützen, genau wie Nanna uns offenbar nicht mit ihrem kranken

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