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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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Haufen Fragen beantworten wollte. Und auf der Toilette wollte ich mich auf keinen Fall so lange verstecken.
    Die besten Chancen hatte ich bei der Bücherei. Also betrat ich den Hauptflur, ging langsam am Sekretariat mit der Glaswand vorbei und lief, so schnell ich konnte, bis zu den blauen Doppeltüren der Bücherei.
    Ich öffnete eine Tür gerade so weit, dass ich den Ausleihtresen sehen konnte. Keine Bibliothekarin in Sicht. Dem fauligen Geruch nach saß sie in ihrem Büro und aß ihr Mittagessen. Gut. Wenn sie mich ohne Erlaubniszettel erwischte, würde sie mich wieder rauswerfen.
    Ich schlüpfte durch die Tür, sauste vampirschnell an den hohen hölzernen Bücherregalen vorbei und suchte einen Tisch, an dem mich niemand sehen und bei der Bibliothekarin verpfeifen konnte. Hinten rechts ragte eine Tischecke hervor, und ich lief hinüber.
    Und kreischte fast laut auf, als ich sah, dass dort schon jemand saß.

18. KAPITEL
    I m letzten Moment schluckte ich den Schrei herunter und flüsterte: „Tut mir leid, ich habe dich gar nicht gesehen.“
Ron blickte von dem Buch auf, in dem er las. „Ach, hallo, Savannah.“ Er redete so laut, dass ich erschrak.
    Dann fiel mir ein, wie taub ich im Englischunterricht gewirkt hatte. „Pst. Ich bin nicht mehr taub. Ich kann dich hören.“
    Er deutete lächelnd auf den Tisch. „Setz dich, wenn du willst.“
    Ich wollte schon „Nein, danke“ sagen. Aber immerhin saß er an dem einzigen Tisch, den man von der Ausleihtheke aus nicht sehen konnte. Und wenn ich mich zu ihm setzte und seinen Gedanken lange genug zuhörte, würde ich vielleicht herausfinden, warum Anne wirklich Schluss gemacht hatte.
    Ich zog den knarrenden Holzstuhl ihm gegenüber zurück und setzte mich.
    „Und, was treibt dich hierher?“, flüsterte er mit einem schiefen Grinsen. Aber drunter konnte ich ihn denken hören: Annes beste Freundin. Vielleicht kann sie mir sagen, wie ich die Sache mit Anne in Ordnung bringen kann. Es ist jetzt schon Monate her. Langsam wird es albern.
    „Das Gleiche könnte ich dich fragen“, flüsterte ich zurück. „Ich wusste gar nicht, dass Sportler lesen.“
    Er zuckte mit den Schultern und wurde ernst. „Immer noch besser, als in diesem Raubtierkäfig zu sitzen, der eine Cafeteria sein soll.“
    „Das kannst du laut sagen“, stimmte ich zu, ohne nachzudenken. Als er mich überrascht ansah, fügte ich hinzu: „Da kann es ganz schön laut werden. Hier ist es viel ruhiger.“
    „Warst du nicht in der letzten Stunde noch taub?“
    Jetzt zuckte ich mit den Schultern. „Jetzt nicht mehr. Ich höre fast schon zu gut. Sag mal, was ist denn mit dir und Anne los?“
    Er erstarrte. „Wieso? Was hat sie dir gesagt?“
    „Nichts. Deshalb wundere ich mich ja. Sie hat nur gesagt, sie wäre nicht die Richtige für dich. Und du wärst nicht das, was du scheinst.“ Oder hatte Anne den letzten Teil nur gedacht?
    „Das ist hier doch keiner. Du und Tristan zum Beispiel. Was ist bei euch gelaufen? Monatelang wusste keiner, dass ihr überhaupt zusammen seid.“
    Darüber wollte ich echt nicht sprechen. „Erzähl mir lieber, was zwischen dir und meiner besten Freundin los ist. Hast du Anne wehgetan? Wenn ja, dann …“
    „Natürlich nicht!“ Er krallte sich an der Tischkante fest. „Ich würde ihr nie wehtun.“
    Ich versuchte in seinen Kopf zu sehen. Er war so aufgewühlt, dass ich seine Gedanken nicht entwirren konnte, seine Gefühle wirbelten durcheinander. Aber er sagte die Wahrheit. „Du hattest sie echt gern.“
    Er blinzelte einmal, zweimal, dann nickte er knapp. „Aber jetzt will sie mich nicht mehr sehen und nicht mal mit mir reden. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich wollte ja geduldig sein, aber sie macht mich wahnsinnig.“
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Vielleicht hat sie einen guten Grund dafür.“
    „Oder sie ist einfach stur.“
    „Könnte auch sein. Das wäre bei Anne nichts Neues.“ Wir lächelten; das kannten wir beide ganz gut. „Du musst einfach warten, bis sie so weit ist. Falls sie es irgendwann ist. Oder du gibst auf und suchst dir eine Neue.“
    Er war ganz süß und wirkte wie ein netter, normaler Junge. Mit seinem offenen Lächeln, den blauen Augen und den glatten hellblonden Haaren würde er keine Probleme haben, eine Freundin zu finden. Bevor Anne ihn sich im letzten Jahr geschnappt hatte, war er kurz mit Vanessa Faulkner zusammen gewesen, und sie war bei ihren Vorzeigefreunden bekanntermaßen wählerisch.
    Er starrte mich an.

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