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Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Herzblut 02 - Stärker als der Tod

Titel: Herzblut 02 - Stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Darnell
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das war, seien keine Gefahr für Anne. Wieso sollte sie also deswegen mit ihm Schluss machen, wenn das stimmte?
    Und warum hatte er mit seiner Mom über die Hüter und mich gesprochen?
    Sollte ich etwa wissen, was Hüter waren?
    Am Ende der zweiten Stunde hatte Ron dieses verdammte Lied in Gedanken so oft gesummt, dass ich seinen Ohrwurm übernommen hatte. Und über die Trennung von Anne wusste ich immer noch nicht mehr.
    Welches Geheimnis konnte seine Familie hüten, dass Anne so heftig reagiert hatte? Ich kannte kaum jemanden, der so unerschütterlich und mutig war wie sie. Man musste sich nur ansehen, wie sie darauf reagiert hatte, dass ich zur Hälfte Vampirin und zur Hälfte Hexe war. Sie hatte überhaupt keine Angst gehabt. Erst abends an ihrem Geburtstag, als mich der Blutdurst aus der Bahn geworfen und mich richtig zur Vampirin gemacht hatte. Was konnte noch schlimmer sein?
    Vielleicht hatte es mit den schwarzen Katzen zu tun, über die er gestern etwas in der Bücherei gelesen hatte.
    Waren Rons Eltern etwa Dompteure oder so was? Züchteten sie Großkatzen und verkauften sie über das Internet?
    Oder hingen die Abernathys einem seltsamen Glauben an und verehrten schwarze Katzen?
    Nein, das konnte es nicht sein. Es musste einen anderen Grund geben, einen wichtigen, sonst wäre Anne nicht so vor ihrer Beziehung davongelaufen. Aber sosehr ich auch überlegte, mir fiel nichts ein.
    Es klingelte zum Ende der Stunde, wir nahmen unsere Bücher und gingen zur Tür. Ron war direkt hinter mir. Als mich auf dem Flur der chaotische Lärm wie ein Hammer traf und ich überraschtstehen blieb, trat er mir in die Hacken.
    Mir war gar nicht aufgefallen, wie friedlich es in der Chemiestunde gewesen war.
    „Tut mir leid. Gehst du in den Raubtierkäfig?“ Ron musste fast schreien, um das Getrampel zu übertönen.
    „Ach, ich weiß nicht.“ Seit ich kein menschliches Essen mehr vertrug, war es ziemlich witzlos, in die Cafeteria zu gehen. Ich konnte mich dort höchstens noch mit meinen Freundinnen treffen, weil wir in diesem Jahr keine Kurse zusammen hatten.
    Andererseits hatte ich gestern durch das Chaos in meinem Kopf so zielgenau die Fettnäpfchen getroffen, dass Carrie und Anne vielleicht ganz froh sein würden, wenn ich nicht käme.
    „Gehst du wieder in die Bücherei?“, fragte ich zurück.
    Er nickte. „Ich dachte, ich fange schon mal mit meinen Hausaufgaben an. Nach dem Footballtraining bin ich immer ziemlich müde, und meine Mom macht das Abendessen früh fertig. Danach könnte ich glatt umkippen.“
    Das konnte ich gut nachvollziehen. Ich trank jede Woche so wenig Blut wie möglich, damit die Bluterinnerungen nicht zu schlimm wurden. Dadurch war ich in letzter Zeit ständig müde.
    Und fast jede Nacht hatte ich Albträume von Tristan und Nanna.
    Als hätten meine Gedanken ihn herbeigezaubert, spürte ich die Schmerzen in Bauch und Brust und das Kribbeln auf Armen und Hals. Beides Zeichen dafür, dass Tristan in der Nähe und außerdem sauer war. Ich blickte nach links den Flur hinunter, und da war er.
    Bevor er mich erreichte, wechselte er auf die andere Flurseite. Er lief vorbei, ohne mich anzusehen.
    Ich biss die Zähne zusammen und ging die wenigen Meter zu meinem Schließfach. Ron begleitete mich, und ich sah, wie sich seine Lippen bewegten, während er etwas erzählte. Aber in meinem Kopf brüllten so viele fremde Gedanken, dass ich ihn nicht hören konnte. Vor meinem Schließfach nickte ich, als hätte ich jedes Wort verstanden. Ich stellte die Zahlenkombination ein und zog am Riegel, um die Tür zu öffnen.
    Etwas Klebriges bedeckte den Riegel und jetzt auch meine Hand.
    „Äh, igitt!“ Ich zog die Nase kraus und betrachtete meine Hand.Mir stockte der Atem. Das klebrige Zeug war dunkelrot und sah verdächtig aus wie …
    Blut.
    „He, alles in Ordnung?“ Ron nahm meine Hand. „Du blutest ja!“
    „Nein, das ist nicht mein Blut. Es war an meinem Schließfach.“ Ich konnte den Blick nicht von meiner Hand losreißen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, und ich musste ein paarmal schlucken.
    Ron sah sich den Riegel genauer an. „Oh, das ist ja ekelhaft. Wer würde denn …“ Seine Verwirrung wich Ärger. „Der Clann.“
    Der Flur leerte sich, weil alle in die Klassenzimmer oder die Cafeteria strömten. Nur ich konnte mich nicht rühren.
    „Pass auf: Du gehst dir die Hände waschen, und ich suche etwas, um das hier sauber zu machen.“ Ron nahm mich fest bei den Schultern und schob mich auf die

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