Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
Rat das nicht längst durch Mom und Nanna ausspioniert haben?“
Schweigen erfüllte die Leitung, bevor er seufzte. „Ich verstehe ja, dass du böse bist, Savannah. Mir gefällt die Situation genauso wenigwie dir. Aber ich erledige nur meine Auf…“
Ach bitte, verschon mich. „Worüber wolltest du mit mir reden?“
Wieder schwieg er, und ich konnte fast hören, wie er mit den Zähnen knirschte. Gut, vielleicht hatte ich ihn wirklich aus der Reserve gelockt. Vielleicht reagierte er das erste Mal nicht mehr als der berühmt-berüchtigte, eiskalte Vampir. Allerdings: Um wirklich sauer zu werden, hätte ich ihm natürlich wichtig sein müssen. Und das war ich nun mal nicht.
„Heute Abend rufe ich im offiziellen Auftrag des Rates an.“
Ach du Scheiße. Sie wussten es! Mit angehaltenem Atem wartete ich, dass er weitersprach.
Er schwieg eine volle Minute lang, bevor er fragte: „Savannah, soll ich dem Rat irgendetwas Bestimmtes ausrichten?“
Sie wussten wirklich Bescheid! Wie hatten sie es so schnell herausgefunden? Ich rutschte vom Bett auf den Boden und rang nach Atem, während sich meine Gedanken überschlugen. „Ähm, nein, wieso?“
„Der Rat hat mich in den Hauptsitz in Übersee beordert, und ich fliege morgen. Vor der Reise muss ich wissen, ob es bei deiner Entwicklung Neuigkeiten gibt. Und ich muss wahrheitsgemäß sagen können, dass ich direkt von dir auf den neuesten Stand gebracht wurde.“
Ich musste mich zurückhalten, um nicht erleichtert zu seufzen. Sie wussten doch nicht Bescheid.
Er fuhr fort. „Während ich verreist bin, möchte ich allerdings …“
Wieder raste mein Herz.
„… dass du darüber nachdenkst, ob du zu mir ziehen willst.“
Das war allerdings eine Überraschung. „Warum?“
„Der Rat macht sich Sorgen, weil du dein ganzes Leben bei ehemaligen Mitgliedern des Clanns verbracht hast und vielleicht voreingenommen bist. Du sollst dir überlegen, ob du stattdessen bei mir wohnen willst, damit du in deinen Entwicklungsjahren ausgewogener erzogen wirst.“
Natürlich stammte der Wunsch vom Rat und nicht von ihm. „Ich will ja nicht deine nicht vorhandenen Gefühle verletzen, aber wie du schon sagst, habe ich mein ganzes Leben hier verbracht. Bei meinerechten Familie. Hier ist mein Zuhause. Meine ganzen Freundinnen sind hier. Und in zwei Jahren mache ich schon den Abschluss.“ Ganz abgesehen davon, dass ich lieber sterben würde, als bei einem herzlosen Ratsspitzel wie ihm zu wohnen.
Er seufzte. „Ich werde vorschlagen, wenigstens so lange nichts zu ändern, bis du das College besuchst. Vielleicht beschwichtigt sie das fürs Erste.“
„Sag ihnen, was du willst.“ Das würde er sowieso tun. Für ihn war der Rat immer das Wichtigste. Was ich wollte, hatte er wahrscheinlich überhaupt nicht auf dem Zettel.
„Solange ich unterwegs bin, werde ich deine Mutter und Großmutter wahrscheinlich seltener anrufen können, um nach Neuigkeiten zu fragen. Sag ihnen bitte, dass ich mich so oft melde, wie ich kann.“
Das klang ja geheimnisvoll. Wollte er mich ködern, damit ich ihm Fragen stellte? Dazu hätte er mich erst mal interessieren müssen.
Nach einer weiteren langen Pause seufzte er ein letztes Mal. „Auf Wiederhören, Savannah.“
„Wiederhören.“ Ich drückte das Gespräch weg und starrte auf das Telefon. Erst jetzt merkte ich, wie stark meine Hände zitterten. Wenn der Vampirrat die Sache mit mir und Tristan herausfand …
So unangenehm das Gespräch mit meinem Vater auch gewesen war, aber wenigstens hatte es mir eines gezeigt: Der Vampirrat wusste nichts von meiner Verabredung mit Tristan heute Abend. Zumindest noch nicht. Sonst hätte mein Vater danach gefragt, oder er hätte zumindest enttäuscht geklungen.
Ich hatte eine ihrer blöden Regeln gebrochen. Und obwohl sie immer so allmächtig taten, hatten sie noch keine Ahnung davon.
Als ich die Augen schloss, erinnerte ich mich sofort an das Gefühl, Tristan zu küssen. Langsam breitete sich ein Lächeln auf meinen Lippen aus. Wenn jemand von uns erfuhr, waren wir so was von geliefert. Aber … das war es wert gewesen. Tristans Küsse machten absolut süchtig. Und ich konnte nicht genug davon bekommen.
Ich stellte mir vor, wie es wäre, ihn nie wiederzusehen. Wenn mich der Rat jetzt zwingen würde, bei meinem Vater zu wohnen,müsste ich in einen anderen Staat ziehen. Ich wusste nicht mal, in welchem Staat mein Vater zurzeit war; er zog ständig um und verbrachte Monate und manchmal Jahre dort, wo er
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