Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
als Betreuer und Begleiter bei den Charmers angefangen hatte, nachdem er sich bei einem Spiel mit Dylan gestritten und seine Eltern ihm zur Strafe jede Art von Sport verboten hatten. Und wie es zu unserer ersten geheimen Verabredung am Abend zuvor gekommen war.
Es war unglaublich erleichternd, endlich mit jemandem über Tristan zu reden, auch wenn Anne nicht gerade sein größter Fan war. Aber entweder wurde sie langsam milder, oder sie fand ihn nicht mehr so schrecklich wie früher. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, aber die Warnung, er sei nur ein Aufreißer, der mir das Herz brechen würde, blieb aus. Und wenn ich mich schon bei jemandem verplapperte, gab es keine bessere Wahl als Anne, Jacksonvilles wandelndes Geheimarchiv. Sie hatte noch nie ein Geheimnis verraten, nicht mal aus Wut oder Rache. Deshalb wusste ich, dass ich ihr alle Einzelheiten über Tristan und mich anvertrauen konnte.
Und trotzdem konnte ich ihr nicht alles erzählen. Ich konnte ihr nicht die Wahrheit über meinen Vater oder überhaupt etwas über Vampire sagen. Wie würde der Vampirrat reagieren, wenn Anneüber ihn Bescheid wusste und er das herausfand? Und ich konnte ihr nicht verraten, dass meine Familie früher dem Clann angehört hatte.
Über die Fähigkeiten des Clanns wusste sie allerdings schon Bescheid. Zumindest hatte sie einen starken Verdacht.
„Das sind alles Hexen, oder?“, fragte sie. „Wusste ich’s doch. Das sagen alle, und ich glaube es. Weißt du, warum? Weil es alles erklärt. Wie hätte er dich sonst so oft retten sollen? Es musste ja entweder Zauberei sein oder irgendein verrücktes Teil von der CIA zur Gedankenkontrolle oder so was. Es hat viel zu gut und zu schnell funktioniert.“
Was? „Anne, wovon redest du da?“
Mit zusammengepressten Lippen überlegte sie kurz, bevor sie nickte. „Ich musste ihm nicht versprechen, dass ich nichts verrate, also … Die Opfer von deinem Tranceblick haben dich doch ganz plötzlich in Ruhe gelassen, weißt du noch?“
„Ja, weil die Wirkung nachgelassen hat.“
„Tut mir leid, Süße, aber das stimmt nicht. Wenn du mal wieder einen neuen Stalker hattest, hat Tristan mir diese Herzchenbonbons gegeben. Ich sollte sie in deinen Rucksack und die Sporttasche legen. Und sofort sind deine Stalker verschwunden. Ich habe mich schon gefragt, wie er das macht.“
„Und jetzt glaubst du, dass das irgendein Zauber war?“
Sie nickte.
Also hatte der Tranceblick gar nicht seine Wirkung verloren. Ich hatte die ganze Zeit über Hilfe gehabt.
Zuerst schmolz ich bei der Vorstellung, dass Tristan heimlich den Retter in der Not für mich gespielt hatte, förmlich dahin. Er war unglaublich lieb und gut zu mir und hatte schon monatelang auf mich aufgepasst, bevor wir überhaupt wieder miteinander gesprochen hatten. Mal ganz davon abgesehen, dass die kleine Zusammenarbeit zwischen ihm und Anne sicher keinem von beiden Spaß gemacht hatte.
Aber plötzlich fühlte sich mein Kopf völlig blutleer an, und mir verging das Lächeln. Oh nein. Wenn das stimmte …
„Was ist?“, fragte Anne.
„Ich habe Tristan schon zweimal direkt angesehen. Das erste Mal nach der Prügelei mit Greg im September, das zweite Mal vor einer Woche. Aber ich könnte schwören, dass es ihm nichts ausgemacht hat.“ Vorsichtshalber zog ich schon mal den Kopf ein. Anne war nicht gerade begeistert gewesen, als ich die Sache mit Greg vermasselt hatte. Ich konnte mir also vorstellen, wie sie dieses Mal reagieren würde.
Sie warf sich gegen ihre Tür, dass es knallte. „Und seitdem will er sich mit dir verabreden?“
Ich nickte. Mir wurde übel, als mir klar wurde, worauf sie hinauswollte.
„Kein Wunder. Dein Tranceblick hat ihn erwischt.“ Sie klang wie eine Ärztin, die einen Tumor diagnostizierte.
Plötzlich bekam ich fast keine Luft mehr. Meine Finger verkrampften sich ineinander. „Aber er hat nicht so besessen ausgesehen wie die anderen. Und warum hätte er mir mit den Jungs aus dem Algebrakurs helfen sollen? Das war lange, bevor ich ihn angesehen habe.“
„Weil er einfach ein schlechtes Gewissen hatte, nachdem er dich in der vierten Klasse so übel abserviert hatte.“
Ich zuckte zusammen. „Glaubst du wirklich?“
„Ich finde das Muster ziemlich eindeutig. Er hat dich vor den Kröten aus dem Algebrakurs und danach vor Greg beschützt, weil er sich jahrelang so mies benommen hat und ein schlechtes Gewissen hatte. Nachdem dein Tranceblick ihn getroffen hatte, ist er zu den Charmers gegangen,
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