Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
gestöhnt. Nie wieder würde ich nur im T-Shirt ins Bett gehen.
Als mir noch etwas anderes einfiel, platzte es einfach aus mir heraus. „Dann hast du dich ja wegen mir mit Dylan gestritten.“
„Ja. Er hat sich mies benommen und Mist über dich erzählt. Er hatte Glück, dass ich ihm nicht gleich die Nase blutig geschlagen habe.“
Also durfte er wegen mir den kompletten letzten Monat der Saison nicht mehr Football spielen. Solange die Bäume noch die Sicht auf den Übungsplatz versperrten, schlang ich Tristan einen Arm um die Taille und schmiegte mich lange an ihn. Er drückte mir einen Kuss auf die Haare und murmelte: „Wie gesagt, ich hätte nicht die Kontrolle verlieren dürfen. Es war meine Schuld, dass ich mich so über ihn aufgeregt habe.“
Dann endete die Baumreihe, und wir mussten auf Abstand gehen und so tun, als seien wir nichts weiter als eine Chefbetreuerin und ein Betreuer. Es fühlte sich an, als hätte mir jemand den Arm abgerissen.
Während des Trainings fiel es mir noch schwerer als sonst, meine Gefühle für Tristan zu verbergen. Alle paar Sekunden glitt mein Blick zu ihm hinüber. Und jedes Mal stellte ich mir vor, ihn zu küssen, mit ihm zu tanzen, im Traum mit ihm auf einer Decke neben einem Fluss zu liegen. In unserem Traum.
Ich wünschte mir so sehr, dass Anne und ich falschlagen und Tristan nicht benebelt war. Immer wieder verglich ich sein Verhalten mit dem der anderen Jungs, nachdem ich sie angesehen hatte. Es passte einfach nicht zusammen. Bei Greg hatte ich fast sofort gemerkt, dass ihn der Blick verändert hatte. Tristan hatte sich nach dem direkten Blickkontakt mit mir nur verabreden wollen. Noch bevor wir uns im Abstellraum geküsst hatten, hatte er es immer wieder geschafft, mich zu berühren oder mir nahe zu sein. Zu-gegeben,das könnte eine Nachwirkung von unserem Blickkontakt im September gewesen sein. Aber nach dem ersten Mal hatte er wochenlang nichts versucht oder auch nur mit mir geredet. Wie konnte er da vom Tranceblick benebelt sein?
Undeutlich hörte ich, wie jemand mich rief. Ich sah mich um, und als mein Name wieder gerufen wurde, sprang ich auf. Er kam aus dem Lautsprecher. Ich blickte die Tribüne hinauf und sah, dass Mrs Daniels mich genervt anstarrte. Oh, nicht gut. Wer weiß, wie lange sie schon gerufen hatte, bis ich sie bemerkt hatte.
Meine Wangen brannten, als ich mich wieder auf die Musik für die Tänzerinnen konzentrierte. Mist. Hatte das ganze Team gesehen, wie ich Tristan angehimmelt hatte?
Vielleicht war er nicht als Einziger hier benebelt.
Ich schaffte es, ihn nicht noch einmal anzusehen. Aber ich musste ständig dagegen ankämpfen.
Nach dem Training lief ich gedankenverloren mit ihm zurück zum Tanzraum, ohne ein Wort zu sagen. Er wartete stumm, während ich die Musikanlage im Büroschrank einschloss. Als ich mich zu ihm umdrehte, lehnte er im Türrahmen.
„Wegen unserer Verabredung heute“, sagte er.
„Heute? Wir haben für heute nichts ausgemacht“, quiekte ich. Ich starrte auf seine Nase, damit ich seinen Blick indirekt beobachten konnte. Nein, er wirkte immer noch nicht so besessen wie die anderen.
„Ich dachte, wir könnten uns heute Nacht wieder im Traum treffen. Oder es wenigstens versuchen.“
Ich blickte mit finsterer Miene zu Boden. „Tristan, wir sollten es vielleicht langsamer angehen und erst mal darüber nachdenken. Wir müssten unsere Eltern anlügen. Viel. Und oft. Meine Familie merkt es, wenn ich sie anlüge. Was glaubst du, wie lange wir das geheim halten können? Versteh mich nicht falsch, ich will dich auch sehen. Aber … machst du dir gar keine Sorgen über die Konsequenzen, falls wir erwischt werden?“
Er runzelte die Stirn. „Wir werden nicht erwischt. Emily kann dir einen Talisman geben, damit deine Eltern nicht mehr deine Gedanken lesen können.“
Meine Gedanken würden mich nicht verraten. „Ach ja? Gibt sie mir auch einen Talisman für mein Gesicht? Ich weiß ja nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich kann überhaupt nicht lügen. Sie müssen mich nur ansehen, um zu wissen, ob ich die Wahrheit sage.“
Lächelnd nahm er meine Hand und drückte sie. „Du machst dir zu viel Sorgen. Eltern sind nicht allmächtig. Emily und ich machen ständig Sachen, die nicht rauskommen.“
„Ihr vielleicht. Aber ich habe noch nie die Regeln gebrochen.“
„Genau das wird dir jetzt helfen. Sie werden nicht auf jede Kleinigkeit achten, die du tust und sagst. Denk einfach an etwas anderes, wenn sie in der Nähe
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