Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
sind, und mache dir keine Sorgen.“
Die Wärme seiner Hand strömte beruhigend meinen Arm hinauf. Dann strich er in kleinen Kreisen mit dem Daumen über meine Haut, und ich konnte nicht mehr klar denken. Wahrscheinlich hatte er genau das beabsichtigt.
Ich zog meine Hand weg und verschränkte die Arme. „Sei doch mal ernst, Tristan. Ich will meiner Familie nicht wehtun.“
Seufzend verschränkte er ebenfalls die Arme und runzelte die Stirn. Er lehnte sich zurück und fragte: „Willst du mit mir zusammen sein?“
„Ich … Ja, aber …“
„Und findest du es fair, wenn uns unsere Familien oder der Clann oder sonst wer sagen will, mit wem wir zusammen sein dürfen und mit wem nicht?“
„Na ja, nein, wohl nicht. Aber sie …“
„Kein Aber. Ich bin es leid, dass sie mein Leben bestimmen. Sie haben uns sechs Jahre lang voneinander getrennt. Es wird Zeit, dass wir selbst die Kontrolle übernehmen. Dass wir tun, was wir für richtig halten. Ihre Probleme sind doch nicht unsere Probleme. Du kannst nichts dafür, dass deine Eltern aus dem Clann geworfen wurden. Und ich auch nicht. Warum sollten wir dafür bestraft werden?“
Ich ließ die Schultern hängen, als würden mir seine Argumente buchstäblich darauf lasten. Es fiel mir schon schwer genug, ihm zu widerstehen. Aber gegen ihn und auch noch gegen mein eigenes Herz anzukämpfen, erschien mir fast unmöglich. „Wie sollen wiruns denn heimlich treffen, ohne dass jemand etwas mitbekommt? Wo sollen wir überhaupt hingehen?“
Er deutete mit dem Kopf in Richtung des Tanzraums. „Wir könnten uns hier treffen. Das könnte unser besonderer Ort werden. Und wir können gemeinsam träumen. Wenn du willst, jede Nacht.“
Er war dafür bekannt, dass er mit Mädchen in Restaurants, ins Kino und auf Partys ging. Das alles wollte er aufgeben, um mit Essen vom Lieferservice auf dem kalten Betonboden zu sitzen oder sich nur in unserer Vorstellung mit mir zu treffen? Mir hätte das nichts ausgemacht. Ich wäre mit jeder Verabredung mit ihm zufrieden gewesen. Aber er war anderes gewohnt. Würde er das nicht vermissen, wenn er mit mir zusammen war? Er hatte etwas Besseres verdient.
Ich seufzte, weil ich meine größte Angst nicht loswerden konnte. „Tristan, bist du sicher, dass du diese Entscheidungen wirklich selbst triffst?“
Kurz stutzte er, dann runzelte er die Stirn. „Meinst du wieder diese Sache mit deinen Augen? Savannah, das war vor über einem Monat.“
„Nein, erst vor einer Woche. Im Abstellraum, bevor wir …“ Meine Wangen brannten, und ich konnte den Satz nicht beenden.
„Du hast mich noch mal direkt angesehen, na und? Bei den anderen Jungs hast du nur aus Versehen Magie eingesetzt. Hättest du mich verzaubert, hätte ich es gespürt, und da war nichts.“
Nur wirkte mein Tranceblick nicht durch Magie. Leider konnte ich ihm das nicht erklären, ohne ihm gleichzeitig mein Vampirerbe zu gestehen. „Und wenn es kein Zauber war? Wenn ich etwas anderes gemacht habe?“
„Was denn?“
Ich knirschte mit den Zähnen, weil ich nicht wusste, wie ich es erklären sollte. „Spiel einfach mal mit, okay? Was, wenn es kein Zauber war und du deshalb keine Magie spüren konntest? Wie weit warst du entfernt, als ich letztes Jahr die Typen aus dem Algebrakurs angesehen habe?“
„Keine Ahnung, vielleicht fünfzig Meter.“
„Und auf welche Entfernung kannst du Magie normalerweise spüren?“
„Kommt darauf an, wie stark sie ist. Meine Energiespitzen kann man angeblich in der ganzen Schule spüren.“ Er grinste.
Fast hätte ich die Augen verdreht. „Dann ist der Tranceblick entweder nicht besonders stark, oder man kann ihn einfach nicht spüren. Richtig?“ Jetzt machte ich schon richtige Klimmzüge.
„Kann sein. Trotzdem hätte ich es doch gemerkt, wenn ich mich nach dem Blick anders gefühlt hätte. Und das habe ich nicht.“
„Warum hast du dich dann anders benommen? Warum wolltest du plötzlich mit mir zusammen sein? Vor der Prügelei mit Greg hast du nicht mal mit mir gesprochen.“
„Savannah, ich habe immer etwas für dich empfunden. Ich wollte die ganze Zeit mit dir zusammen sein. Nachdem du mit Greg Schluss gemacht hast, wollte ich diese Gefühle einfach nicht mehr unterdrücken.“ Er streichelte mir über die Wange. „Dass ich endlich selbst über mein Leben bestimmen wollte, hat nicht an deinen Augen gelegen. Nur an dir.“
Wie gerne hätte ich das geglaubt. Ich schmiegte meine Wange in seine Hand und spürte, wie sich mein ganzer
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