Herzblut - Gegen alle Regeln (German Edition)
ignorieren. Mein Selbsterhaltungstrieb ließ mich immer wieder hinüberblicken, um zu sehen, ob sie sich wieder bewegt hatten.
„Immerhin bleiben sie auf Abstand.“ Tristan half mir, die Musikanlage aufzubauen. „Bleib einfach ruhig, und wenn ich nachher Eis hole, schaue ich in der Sporthalle vorbei und frage Emily um Rat.“
„Nein, mach das nicht. Sonst hält mich deine Schwester für verrückt.“
„Nein, das tut sie nicht, versprochen. Und wenn der Clann Spitzel oder sonst wen geschickt hat, um dir Angst einzujagen, kann sie sich unauffälliger umhören als ich.“ Er lächelte. „Vertrau mir, sie ist wirklich gerissen. Sie bekommt aus jedem Informationen heraus.“
„Glaubst du, dass ich verrückt werde?“
„Hoffentlich. Wenigstens nach mir.“
Ich rang mir ein mattes Lächeln ab. „Hm-hm. Aber mal im Ernst. Bin ich verrückt?“
„Wegen der Beobachter?“ Er hockte sich neben mich, hob den Kopf und drückte mit geschlossenen Augen die Fingerspitzen auf den Boden. Nach einem Moment verschwand sein Lächeln. „Nein. Irgendwas fühlt sich falsch an. Wahrscheinlich sind sie es.“
KAPITEL 15
Tristan
ie nächsten anderthalb Stunden, bis das Training fast vorüber war und ich Eis holen konnte, zogen sich endlos hin. Auf dem Hinweg schaute ich in der Sporthalle vorbei und unterbrach die Cheerleader, indem ich ihren Captain zu mir winkte.
„Hoffentlich ist es wichtig“, begrüßte mich Emily.
„Ist es.“ Ich beschrieb ihr schnell das Problem und unsere Theorien.
„Auf jeden Fall sind sie nicht wie wir“, meinte sie, als ich fertig war. „Wir würden spüren, wenn sie Magie benutzen würden.“
„Wer sind sie dann?“
„Du meinst: Was sind sie?“
Tausend Geschichten aus meiner Kindheit mit Warnungen vor allen möglichen Schreckgestalten gingen mir durch den Kopf. „Was glaubst du?“
„Gestaltwandler. Vampire. Geister. Dämonen. Sie alle könnten sich so schnell bewegen. Allerdings können sich Gestaltwandler nicht unsichtbar machen, die kannst du also von der Liste streichen. Und die meisten Nachfahren könnten Geister und Dämonen fast genauso spüren wie Magie.“
Blieben also nur noch Vampire übrig. Vampire an der JHS. Unglaublich. „Was wollen sie?“
„Kannst du nicht deine Freundin fragen? Der Clann hat sie nämlich garantiert nicht geschickt. Du weißt doch, dass wir mit Vampiren nichts zu tun haben. Sie saugen uns die Magie aus. Auch wenn der Clann mit ihnen Frieden geschlossen hat, sind sie immer noch eine Gefahr für jeden Nachfahren.“
Wir rissen beide gleichzeitig die Augen auf.
„Sav. Sie ist eine …“, setzte ich an. Blitzartig stieg Angst in mir auf, größer, als ich sie je gespürt hatte. „Emily, sie hat überhaupt keine Ausbildung. Sie wüsste nicht mal, wie sie sich schützen sollte.“
„Sei vorsichtig“, rief sie mir nach, als ich aus der Sporthalle liefund zum Platz zurückrannte. Erst als ich Savannah gelassen mit einer Tänzerin neben dem Sportplatz sitzen sah, konnte ich wieder klar denken.
„He, wo ist das Eis?“ Savannah hatte der Tänzerin eine Bandage angelegt und befestigte sie mit einem Metallclip.
Ich beugte mich vor und flüsterte ihr ins Ohr: „Geh nicht weg und bleib nicht allein hier. Ich komme sofort mit dem Eis zurück. Versprochen.“
Sie nickte und sah das andere Mädchen mit großen Augen und einem gekünstelten Lächeln an.
Ich warf einen warnenden Blick in Richtung Spielfeldrand, wo sich wohl immer noch die Vampire herumdrückten. Sie sollten sich hüten, sich Savannah zu nähern, solange ich weg war, sonst würde ich den Friedensvertrag zwischen unseren Welten zum Teufel jagen und jeden Einzelnen von ihnen pfählen.
Ich rannte quer über das Schulgelände zum Duschhaus. Dieses Mal würde ich beim Eisholen einen Rekord aufstellen.
Als ich gerade den letzten Beutel füllte, kam Dylan zur Tür der Umkleide geschlendert.
„Vermisst du das Footballspielen so, dass du dich schon im Duschhaus herumdrückst?“, fragte er.
Das hatte mir gerade noch gefehlt. Normalerweise kam ich vor dem Ende des Footballtrainings her, damit ich meinen alten Teamkameraden nicht über den Weg laufen musste. Nachdem ich mit Emily geredet und Savannah gewarnt hatte, war ich heute spät dran.
„Ich helfe nur den Charmers“, antwortete ich und schaufelte das Eis noch schneller in den durchsichtigen Plastikbeutel. Durch die offene Eingangstür des Duschhauses konnte ich sehen, wie es draußen dunkler wurde, während die Sonne hinter den
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